Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.
Ein Heiliger seit 600 Jahren: Superstar Sebaldus
Nürnberg - „Die Menschen in Nürnberg sollen den heiligen Sebaldus wieder entdecken und dabei heraus finden, was der Stadtpatron mit ihnen zu tun hat“, sagt Martin Brons. Er ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde St. Sebald in Nürnberg, zu der die gleichnamige Kirche inmitten der Altstadt gehört. Aus gegebenem Anlass gibt es ein besonderes Jubiläumsprogramm. Denn am 26. März jährt sich die Heiligsprechung von Sebaldus zum 600. Mal. Von Gläubigen wird der Stadtpatron Nürnbergs und einer der Bistumsheiligen der Diözese Eichstätt als Fürsprecher in Krankheit und Unglücksfällen, als Viehpatron und Ehestifter verehrt. In den Quellen heißt es, er habe verschiedene Wunder vollbracht oder Kranke geheilt.
„Seit 1072 lässt sich nachweisen, dass Pilger an das Grab von Sebaldus unterhalb der Kaiserburg strömten“, erklärt der promovierte Theologe, der jüngst zusammen mit Kathrin Müller vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege den wissenschaftlichen Band „Sebaldus. Nürnberger Stadtpatron in Geschichte und Gegenwart“ herausgegeben hat. (Münster, Aschendorff Verlag, 49,90 Euro). „In dem Band werden erstmals die Bedeutung sowie die Rezeption des Heiligen interdisziplinär, transepochal und umfassend untersucht. Die kirchen-, kultur-, kunst- und stadt- sowie ritualhistorischen Beiträge reichen von den frühen Wundertaten Sebalds über sein Eremiten- und Pilgerdasein sowie die Reformationszeit bis in das Jahr 2019“, heißt es in der Einleitung des rund 500 Seiten starken Buchs mit seinen rund 20 Essays.

Verehrung macht heilig
„1425 wurde von Rom Sebaldus Heiligkeit bestätigt“, erklärt Martin Brons. Genauer gesagt, durch eine Bulle von Papst Martin V. Das Dokument lässt sich als Bestätigung deuten, wonach zur Zeit von dessen Ausfertigung Sebaldus bereits seit 500 Jahren als heilig verehrt wurde.
Obwohl die evangelische Kirche der Heiligenverehrung eher ablehnend gegenübersteht, ist es der Nürnberger Kirchengemeinde bis heute ein Anliegen, die Erinnerung an den Stadt- und Kirchenpatron zu bewahren. Gleiches gilt auch für die Gebeine des Heiligen, die sich seit 1519 im kunstvoll von Peter Vischer und Söhnen in elf Jahren geschaffenen Sebaldusgrab im Ostchor der Kirche befinden. „Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Geschichte“, sagt Brons, „Heilige wie Sebaldus sind Vorbilder im Glauben, deshalb kann man nicht genug über ihn sprechen.“
Daher wollen Stadt und Kirche in den nächsten Monaten ihren Patron unter dem Motto „Im Wandel der Zeit – im Herzen der Stadt“ feiern. Geplant sind Gottesdienste, Gemeindeaktionen, Vorträge und Kirchenführungen. Höhepunkt ist der 26. März – der Tag der Heiligsprechung – mit einem besonderen Programm in der Sebalduskirche. Zwischen 12 und 18 Uhr wird die Bulle der Heiligsprechung in der Ausfertigung für St. Sebald zu sehen sein. „Ein Highlight“, so Brons. Neben einer Turmführung (16.30 Uhr) und einer Kirchenführung (17.30 Uhr) wird es um 19 Uhr eine ökumenische Vesper mit dem katholischen Stadtdekan Andreas Lurz und Pfarrer Martin Brons geben. Letzterer gestaltet auch einen Vortrag mit anschließender Diskussion zur Frage „Wer war der heilige Sebaldus und wie geht eine evangelische Gemeinde mit ihm um?“ (19.30 Uhr im Sebalder Pfarrhof).
Brons betont, dass es ein bewusst ökumenisch geprägtes Festjahr werden soll. Deshalb soll die Eucharistiefeier zum diesjährigen Fronleichnamsfest in St. Sebald stattfinden mit anschließender Prozession zur Frauenkirche. Zum Gedenktag des Heiligen am 19. August ist eine Sternwallfahrt der katholischen Gemeinden der Stadt geplant.
Unter dem Motto „Verwoben mit Wohl und Weh der Stadt“ sieht Brons noch weitere Anknüpfungspunkte: Etwa das ebenfalls heuer zu begehende Jubiläum 500 Jahre Nürnberger Religionsgespräch oder die Einführung der Reformation – genau 100 Jahre nachdem die Heiligkeit von Sebaldus aus Rom bestätigt wurde. Anlässlich von 80 Jahren Kriegsende wird es am 8. Mai um 12 Uhr in der Sebalduskirche einen Gottesdienst geben. Wiederum mit einem Festwochenende soll im Oktober 50 Jahre Sebaldusorgel gefeiert werden. Auch das Zitat „die Legende lebt“ aus der Hymne des 1. FC Nürnberg, lasse sich, so Brons, mit Sebaldus assoziieren. Was fügt sich daher also besser, als dass anlässlich des 125. Jubiläums des „Club“ im Mai ein Gottesdienst in der ältesten Pfarrkirche der Stadt stattfinden soll.

Was wir wissen, was wir glauben
Von Sebaldus wird dann sicherlich oft die Rede sein. Ihm, der weder Bischof, Papst noch Märtyrer war und doch eine schillernde und populäre Figur wurde. Nicht zuletzt durch zahlreiche Legenden, die sich um ihn ranken. „Diese spiegeln vielmehr die Stadtgeschichte wider und was die Stadt in ihren Stadtpatron hineinprojiziert hat“, sagt Brons. Im Lauf der Zeit hat er viele Zuschreibungen bekommen: Pilger, dänischer Königssohn, der in der Hochzeitsnacht eine französische Prinzessin verlassen hat, oder Eremit. „Wir wissen eigentlich gar nichts über ihn“, erläutert Martin Brons. „Vermutlich war er ein Priester, der von der damals südlichsten Pfarrei des Bistums Bamberg, nämlich St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth, in die neue Ansiedlung unterhalb des Burgbergs entsandt wurde“. Dort habe er seinen Dienst versehen. „Nach seinem Tod wurde er in der vermutlich von ihm selbst gestifteten Peterskapelle begraben.“
Weitere Informationen zum Festjahr:www.sebalduskirche.de
Heinrike Paulus für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt
Weitere Meldungen
Videos
Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.
Audios
Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.