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12.01.2025

Ältester Priester der Diözese Eichstätt verstorben: Prof. Ernst Reiter prägte viele Generationen

Prof. Ernst Reiter bei seinem 85. Geburtstag. Foto: Geraldo Hoffmann/pde.

Eichstätt/Greding. (pde) – Nur wenige Tage nach Vollendung seines 99. Geburtstags ist der Kirchenhistoriker Prof. em. Dr. Ernst Reiter am Sonntagmorgen, 12. Januar, verstorben. Der gebürtige Mittelfranke und Eichstätter Diözesanpriester lehrte mehr als 27 Jahre an der Eichstätter Hochschule und hat somit mehrere Generationen von Theologen geprägt, denen er bis heute in Erinnerung geblieben ist. Auch nach seiner Emeritierung blieb Ernst Reiter der Wissenschaft und der Seelsorge verbunden. Als gefragter Experte, vor allem in seinen wissenschaftlichen Spezialgebieten: der Reformationsgeschichte, der Kirchengeschichte während des Dritten Reichs und der Eichstätter Diözesangeschichte. Darin hatte er sich in zahlreichen Veröffentlichungen weit über den universitären Bereich hinaus einen Namen gemacht. Den Schwestern der Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt war er als deren langjähriger Spiritual sehr verbunden.

Ernst Reiter wurde am 5. Januar1926 in Hilpoltstein geboren und am 29. Juni 1953 von Bischof Dr. Joseph Schröffer in Eichstätt zum Priester geweiht. Er war zunächst Kooperator in Monheim, danach bis 1960 Direktor des Bischöflichen Knabenseminars St. Wunibald in Eichstätt und zugleich von 1958 bis 1960 Archivar des Ordinariatsarchivs. Zudem unterrichtete er von 1956 bis 1960 als Religionslehrer am Humanistischen Gymnasium in Eichstätt. 1960 wurde er zu weiterführenden Studien in Bonn beurlaubt, die er 1963 mit der Promotion abschloss. 1964 übernahm er die Professur für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt – der späteren Katholischen Universität -, zunächst vertretungsweise und ab 1968 bis zu seiner Emeritierung 1991 als Ordinarius für Mittlere und Neue Kirchengeschichte. Besonders verbunden war der Verstorbene auch der Ökumene: Von 1968 bis 1976 war er Diözesanbeauftragter für Ökumene und von 1972 bis 1976 Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums Eichstätt. Von 1983 bis 2015 war Professor Reiter Spiritual für die Benediktinerinnen der Abtei St. Walburg in Eichstätt. Von Bischof Gregor Maria Hanke wurde er zudem 2010 in die Historikerkommission des Seligsprechungsverfahrens für Pater Jakob Rem berufen. Seinen Ruhestand verbrachte er im Caritas-Seniorenheim St. Magdalena in Greding.

Die Begräbnisfeier findet am Freitag, 17. Januar, in Greding statt. Um 13.30 Uhr ist der Sammelrosenkranz in der Stadtpfarrkirche St. Jakobus. Das Requiem beginnt um 14 Uhr. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Friedhof St. Martin in Greding (im Priestergrab). Priester, die konzelebrieren, sind gebeten, schwarze Paramente mitzubringen. Eine Anmeldung im katholischen Pfarramt Greding wird erbeten. Tel. (08463) 605196. E-Mail: greding(at)bistum-eichstaett(dot)de.


Erinnerungen an Prof. Ernst Reiter: Interview zu seinem 70. Priesterjubiläum

Am 29. Juni 1953 wurde Ernst Reiter von Bischof Joseph Schröffer zum Priester geweiht. Vor mehr als 70 Jahren – nur wenige Wochen zuvor wurde Queen Elisabeth II. gekrönt. Seinen Ruhestand verbrachte er im Caritas-Seniorenheim St. Magdalena in Greding. Dort hatte ihn Bernhard Löhlein im Juni 2023, kurz vor seinem 70. Priesterjubiläum, besucht.

Herr Prof. Reiter, wie geht es Ihnen?

Ernst Reiter: Soweit ganz gut. Das Problem ist, dass ich den Rollstuhl nicht verlassen kann. Aber immerhin ist der Kopf noch klar.

Sie haben sich eben noch im Internet die neusten Nachrichten über die katholische Kirche angesehen.

Ernst Reiter: Ich möchte informiert sein. Z.B. was macht der Vatikan oder was ist in unserem Bistum los.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche?

Ernst Reiter: Die Kirche kann nicht untergehen. Niemals. Sie wird bestehen bleiben. Natürlich gibt es Schwierigkeiten. Und ein bisschen habe ich Sorgen, wenn ich die aktuellen Diskussionen verfolge.

Sie sind ja nicht weit weg von hier aufgewachsen, in Hilpoltstein. An welche Situationen aus ihrer Kindheit erinnern Sie sich?

Ernst Reiter: Wir waren zehn Geschwister. Mein Vater war sehr streng. Einmal gab es Prügel, weil er mich beim Rauchen erwischt hatte. Da war ich 12 Jahre alt.

Waren Sie ein Lausbub?

Ernst Reiter: Na ja (lacht) das kann man so nicht sagen. Aber angestellt habe ich schon immer mal wieder etwas.

Sind Sie sehr religiös erzogen worden?

Ernst Reiter: Ich war Ministrant. Wenn der Mesner krank war, musste ich einspringen. Später bin ich dann als Schüler in das Bischöfliche Seminar nach Eichstätt gekommen.

War Ihnen damals schon klar, dass Sie Priester werden wollten?

Ernst Reiter: Ja, das war mir klar. Aber ich wusste natürlich nicht, was alles kommen sollte: Mit 17 Jahren wurde ich eingezogen und musste in den Krieg. Mit 19 Jahren kam ich nach England in Gefangenschaft. Dort habe ich in einem sogenannten Studienlager das Abitur gemacht. Mein Vater hatte mich dann gefragt, was ich machen wollte. Ich sagte: Ich will studieren. Er meinte nur, in Ordnung, aber Geld kann ich dir nicht geben.

Wie haben Sie dann Ihr Studium finanziert?

Ernst Reiter: Zunächst hatte ich auf dem Bau gearbeitet. Später dann hat mich Regens Andreas Bauch zum Präfekten des Knabenseminars ernannt. Zum Studieren hatte ich dann nicht mehr so viel Zeit. Auf die Prüfungen habe ich mich morgens zwischen vier und sechs Uhr vorbereitet.

Sie waren dann nach Ihrer Priesterweihe nur kurz in der Seelsorge tätig. Bedauern Sie das heute?

Ernst Reiter: Ein bisschen schon. Aber die zwei Jahre in Monheim haben mir gut getan.

Bis Sie dann wieder ans Knabenseminar St. Wunibald zurückkamen – diesmal aber als Direktor.

Ernst Reiter: Regens Bauch war es dann wieder, der mich gefragt hatte, ob ich promovieren möchte. Dann hat man mich freigestellt für weiterführende Studien in Bonn bei Prof. Hubert Jedin, dem großen Kenner der Konzilsgeschichte.

Sie haben viele Jahre lang Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in Eichstätt gelehrt. Was wollten Sie den Studierenden beibringen?

Ernst Reiter: Ich wollte ihnen vor allem den Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten erklären. Ich wusste, dass in der Theologe nicht viel über diese Unterschiede gesagt wurde. Darum habe ich sie in meine Vorlesungen hineingenommen. Und da haben mir manche gesagt, dass sie froh waren, das bei mir gehört zu haben.

Sie haben sich ja viel mit Martin Luther auseinandergesetzt. Gibt es etwas, bei dem Sie denken: Da lag der gar nicht so verkehrt?

Ernst Reiter: Es gab schon Dinge, wo er Recht hatte. Z.B. die ganzen Zustände in Rom. Das war furchtbar.

Wenn Sie auf Ihre aktive Zeit in Eichstätt zurückblicken: An was erinnern Sie sich gerne?

Ernst Reiter: Das eine ist meine Tätigkeit bei der Übersetzung des Martyrologiums (ein Verzeichnis von Märtyrern und anderen Heiligen) ins Deutsche. Das war ein hartes Stück Arbeit. Und das andere ist meine enge Beziehung zu den Benediktinerinnen von St. Walburg. Dort war ich viele Jahre Spiritual und habe die Schwestern begleitet.

Am 29. Juni jährt sich zum 70. Mal ihre Priesterweihe. Sind Sie gerne Priester?

Ernst Reiter: Ja. Ich möchte an diesem Tag in die Kapelle zum Tabernakel und vor dem Allerheiligsten Gott Danke sagen.

 

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