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31.12.2022

Nachruf von Bischof Gregor Maria Hanke auf Papst Benedikt XVI.

Begegnung zwischen Bischof Gregor Maria Hanke und Papst Benedikt im Jahr 2012. Foto: L'Osservatore Romano

Erfüllt von großer Trauer und tiefer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst em. Benedikt (Joseph Ratzinger), den der Herr am 31. Dezember 2022 zu sich gerufen hat. Mit ihm verlässt uns der letzte große Impulsgeber und Theologe des II. Vatikanischen Konzils. Die theologische Vorbereitung und Zuarbeit beim Konzil wie auch die Sorge um dessen rechte Rezeption wurden prägend für sein Wirken als Professor der Theologie, als Erzbischof und Kardinal sowie für seinen achtjährigen Dienst als Nachfolger des Apostels Petrus, den er vom 19. April 2005 bis zum Rücktritt am 28. Februar 2013 ausübte. Der theologische Nachlass Joseph Ratzingers, der bereits zu seinen Lebzeiten internationale Verbreitung und hohe Wertschätzung gefunden hat, dürfte einmal unter die bedeutenden theologischen Werke der Kirchengeschichte eingereiht und sein Name mit den großen geistlichen Autoren der Vergangenheit in einem Zug genannt werden. Für seinen theologisch-geistlichen Nachlass kann ihm nicht genug gedankt werden. Durch seine Schriften wirkt er weiter in der Kirche, die er liebte, in Zukunft vielleicht noch mehr als zu seinen Lebzeiten, als er viel Widerspruch erfahren musste.

Unter den zahlreichen Verdiensten und Vorzügen Joseph Ratzingers/ Papst em. Benedikts, die aufgelistet werden könnten, sei lediglich darauf verwiesen, dass sich Benedikt als ein zutiefst christlicher Europäer erwies. Als Professor in Tübingen gehörte er zu den Unterzeichnern des im Jahre 1968 verfassten Bensberger Memorandums, das die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen befürwortete, jedoch in weiten Teilen der damaligen bundesdeutschen Öffentlichkeit wegen der Forderung nach Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze große Erregung verursachte und als Tabubruch empfunden wurde.

In meinen persönlichen Begegnungen mit Papst Benedikt durfte ich immer wieder die Bescheidenheit und Einfachheit spüren, die diesen intellektuell hochstehenden Menschen und scharfsinnigen Denker auszeichneten. Nicht nur dass er persönlich einen bescheidenen Lebensstil praktizierte. An kleinen Dingen des Alltags konnte er größte Freude entfalten. Dies erlebte ich etwa an seinem bleibenden Interesse an Menschen, denen er einmal begegnet war oder mit denen er sich sehr verbunden wusste. So erkundigte er sich bei meinen Besuchen regelmäßig nach Personen in Eichstätt, die er von früher kannte. Er wollte genau wissen, wie es ihnen geht und hatte große Freude, an deren Leben wieder ein wenig Anteil nehmen zu können. Gerne gab er Grüße mit auf den Weg. In Eichstätt war er zudem mit der Katholischen Universität verbunden, für deren Zukunft er in seiner Zeit als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising wichtige Schritte setzte.

Papst em. Benedikt, Joseph Ratzinger wurde an einem Karsamstag geboren. Für ihn zeichnete sich der Karsamstag innerhalb des österlichen Triduums als Tag des tiefen Schweigens und der Erwartung aus. Die Haltung der Erwartung erfüllte ihn während seiner letzten Lebensjahre immer intensiver. Im Vertrauen, dass er vom irdischen Karsamstag in das himmlische Ostern hinübergegangen ist und seine Erwartung in Erfüllung verwandelt wird, nehmen wir in österlicher Hoffnung und in tiefer Dankbarkeit Abschied von Papst em. Benedikt.

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