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14.05.2025

„Mit Gott und der Erde verbunden“: Wanderexerzitien im Altmühltal

Christina Noe und Michael Kleinert. Foto: Wolfgang Bertl

Achtsam unterwegs: Christina Noe und Michael Kleinert bieten Wanderexerzitien im Altmühltal an. Foto: Wolfgang Bertl

EichstättDer 14. Mai ist ein Aktionstag zur Vielfalt einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland: dem Wandern. Eine besondere Form des Wanderns sind Wanderexerzitien. Was es damit auf sich hat, erklären Christina Noe und Michael Kleinert vom Exerzitienreferat der Diözese Eichstätt.

Körperliche Bewegung, das Gehen durch die Natur und das Erleben der Landschaft: Das haben Wandern und Wanderexerzitien auf jeden Fall gemeinsam. Der jährliche Aktionstag will ein Bewusstsein schaffen für die gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Vorteile des Wanderns. Teilnehmende von Wanderexerzitien gehen jedoch einen Schritt weiter: Sie nutzen die körperliche Bewegung des Wanderns, um die innere Beweglichkeit zu fördern und Räume für Stille, Reflexion und Gebet zu eröffnen. Dabei kommen Elemente von Exerzitien zum Tragen – einer geistlichen Übungspraxis aus der christlichen Tradition.

Pastoralreferentin Christina Noe und Pfarrer Michael Kleinert bieten seit vielen Jahren Wanderexerzitien im Altmühltal an. Die nächsten Termine sind vom 28. Mai bis 1. Juni sowie vom 18. bis 22. Juni. Hier erklären sie, worauf es dabei ankommt.

Papst Franziskus betonte in seiner Enzyklika Laudato si’, dass die Schöpfung nicht nur eine Ressource, sondern ein heiliger Raum ist, in dem Gott sich offenbart. Sind Wanderexerzitien eine Form „ökologischer Spiritualität“?

Christina Noe: Wer sich in Wanderexerzitien auf den Weg macht, spürt den Boden, der trägt, und die Luft, die beatmet. Er kann von Kopf bis Fuß erfahren, was in der ökologischen Spiritualität mitschwingt: „Ich bin nicht allein. Ich bin verbunden mit dem Leben, mit den Mitgeschöpfen und mit dem Geheimnis, das wir Gott nennen.“

Immer wieder erlebe ich bei Wanderexerzitien Menschen, die achtsam sind. Die füreinander da sind. Die kleines Glück am Wegrand wahrnehmen. Denen einen Baum, der neu austreibt, Trost schenkt und Ehrfurcht entlockt. Denen Gott im schönen Altmühltal nahe kommt. Es gibt diese Menschen. Ganz selbstverständlich helfen sie sich über den kleinen Bach hinüber, achten aufeinander, teilen die Sonnenmilch oder ein paar Bonbons. Sie pflegen einen einfachen, christlichen Lebensstil. Sie stärken „unser gemeinsames Haus“ (Papst Franziskus).

„Wandern ist eine Tätigkeit der Beine – und ein Zustand der Seele“, sagte der deutsche Schriftsteller und Nietzsche-Forscher Josef Hofmiller. Doch was unterscheidet Wanderexerzitien vom bloßen Wandern?

Michael Kleinert: Was Wanderexerzitien von einer Wanderung unterscheidet, ist der besondere Rahmen und der Inhalt: Wanderexerzitien dauern mehrere Tage, an denen eine feste Gruppe miteinander unterwegs ist. Für den Weg gibt es Impulse: Ein Wort aus der Bibel zum Beispiel oder eine Einladung, die Natur wahrzunehmen, und darüber mit Gott ins Gespräch zu kommen. Damit das möglich ist, geht die Gruppe schweigend. Dadurch kann jede, jeder bei dem bleiben, was ihn anrührt. Außerdem finden im Gehen die Begleitgespräche mit den Exerzitienbegleitern statt. Mit etwas Abstand gehen die Begleiter hinter der Gruppe und hören zu, was die Teilnehmenden bewegt und beschäftigt.

All das gibt die Freiheit, an eigenen Lebensthemen und -fragen zu bleiben. Die Kombination aus Bewegung in der Natur und stilles Unterwegssein mit Impulsen öffnet dafür besonders. Das erfahren wir immer wieder. Wenn die Gruppe dann am Abend Gottesdienst feiert, dürfen die Erfahrungen des Tages mit einfließen. Manchmal verdichtet sich dabei, wie Gott sich eingewoben hat in einen Tag und da war, einfach so. Das stärkt und motiviert Leib und Seele.

Spürt ihr bei den Teilnehmenden eurer Exerzitien eine wachsende Sehnsucht nach einer tieferen Beziehung zur Natur?

Christina Noe: Wenn ich an die Kurse in den letzten Jahren denke – ja. Für viele ist die Natur eine Kraftquelle, eine Verbündete, ein Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und auftanken. Zugleich ist sie etwas Schützenswertes und Wunderbares. Vielleicht könnte ich sagen, ein heiliger Ort. Oft verletzt und doch stark. Eine Lehrmeisterin, was das Leben betrifft. Ein „Buch, in dem Gott zu uns spricht“, wie es in Laudato si‘ heißt.

Die Natur erzählt von Wachsen und Werden, von Wandel und Veränderung, von Ernte, vom Sterben und Neubeginn. Sie trägt alle Farben des Lebens. Jede ist ein wichtiger Teil. Jede mit den anderen verbunden. Keine für sich allein zu sehen. Für viele wird die Natur zum Bild für die eigene Lebenssituation. Berührend ist es, wenn in der Stille und Ruhe der Exerzitien Gott als „der große Gärtner im Lebensgarten“ erfahrbar wird. Und Trost schenkt. Oder das Vertrauen ins Leben stärkt. Oder gelassen durchatmen und nach vorne blicken lässt.

Die Rückmeldungen in den Kursen sind deshalb oft von Dankbarkeit geprägt. „Ich bin zur Ruhe gekommen.“ „Ich weiß wieder, wo ich stehe und wohin ich schaue.“ „Der Schmetterling ist immer vor mir hergeflogen, als ich nicht mehr konnte. Da wusste ich, der fliegt für mich. Den hat mir Gott geschickt, damit ich den Weg schaffe.“

In Exerzitien haben die Menschen Zeit. Das kann zu einer tieferen Verbundenheit mit allem Lebendigen führen und zu einer neuen Lebensqualität im Alltag: erdverbunden und gottverbunden.

Die Fragen stellte Geraldo Hoffmann

Schöpfung erleben mit Tiefgang: Spiritualität und Ökologie im Naturpark Altmühltal

Gemeinsame Pfade - Ökumenische Wandergruppe in Nürnberg-Eibach

    Tag des Wanderns

    Am Tag des Wanderns geht es darum, die Vielfalt und Bedeutung des Wanderns in den Mittelpunkt zu stellen. Er wurde 2016 vom Deutschen Wanderverband ins Leben gerufen und findet jährlich am 14. Mai statt.

    Ziele und Inhalte des Aktionstags sind:

    • Bewusstsein schaffen für die gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Vorteile des Wanderns.
    • Vielfalt zeigen: Ob Familienwanderung, Naturerlebnis, kulturelle Tour oder spirituelle Wanderung – alle Formen werden einbezogen.
    • Ehrenamt würdigen, insbesondere die Arbeit von Wandervereinen, Wegemarkiererinnen und –markierer sowie Organisatorinnen und Organisatoren.
    • Natur schützen: Der Tag macht auch auf die Bedeutung des respektvollen Umgangs mit der Natur aufmerksam.
    • Menschen bewegen: Er lädt dazu ein, selbst aktiv zu werden und die Landschaft zu Fuß neu zu entdecken.

    Wandern im Naturpark Altmühltal

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