Zum Inhalt springen
21.07.2021

Jahresabschluss 2020 des Bistums Eichstätt: Mit Strategieprozess gegen Minus

Finanzbericht 2020

Das Bistum Eichstätt veröffentlicht seinen Jahreabschluss 2020. Foto: Anika Taiber-Groh/pde

Eichstätt. (pde) – In ihrem vierten Jahresabschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB) weist die Diözese Eichstätt ein negatives Jahresergebnis von 3,8 Millionen Euro aus. „Das hatten wir bereits im Haushalt für 2020 in ähnlicher Form prognostiziert, so dass wir nicht deutlich stärker als geplant auf unsere Rücklagen zurückgreifen müssen. Die im vergangenen Frühjahr vorausschauend getroffenen Maßnahmen zur Haushaltssicherung angesichts der Corona-Pandemie wie beispielsweise die Einschränkung des Bau-Etats haben ein größeres Minus verhindert“, erläutert Amtschef Thomas Schäfers.

Insgesamt weist das Bistum Eichstätt in seinem Jahresabschluss für das Jahr 2020 eine Bilanzsumme von 589,6 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 60,7 Prozent aus. Einnahmen kann die Diözese in Höhe von 184,8 Millionen Euro und damit um 4,4 Millionen Euro weniger als im Vorjahr vorweisen. Knapp zwei Drittel der Einnahmen machen Kirchensteuermittel mit 117,7 Millionen Euro aus. Diese sinken damit um etwa 8,4 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2019. Dieser Rückgang ist zum einen durch den wirtschaftlichen Einbruch durch die Corona-Krise und die Auswirkungen von beispielsweise Kurzarbeit oder erhöhter Arbeitslosigkeit auf das Steueraufkommen zurückzuführen. Zum anderen trug aber auch der Rückgang der Kirchenmitglieder dazu bei.

Aufwendungen verzeichnet die Diözese in Höhe von 189,7 Millionen Euro. Im Vergleich zum vergangen Jahr zeigt sich ein deutlicher Rückgang von rund 47 Millionen Euro. Dieser resultiert aus dem einmaligen Effekt, dass 2019 Mehrerträge durch stille Reserven aus Wertpapieren gehoben werden konnten. Diese flossen 2019 in Zuschüsse an die Emeritenanstalt. Insgesamt gewährte die Diözese 2020 deshalb mit 58,3 Millionen Euro auch geringere Zuschüsse als im Vorjahr. Mit 89,8 Millionen Euro stellt der Personalaufwand den größten Betrag im Aufwandssektor dar.

Im Jahr 2020 haben sich auch das Eigenkapital der Diözese und damit seine Rücklagen für die Zukunft verändert. Insgesamt standen der Diözese 357,7 Millionen Euro an Eigenkapital im Jahr 2020 zur Verfügung. Das sind rund 38,6 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Das Abschmelzen der Rücklagen in verschiedenen Bereichen hat unterschiedliche Gründe: die Sicherung der Altersvorsorge der Geistlichen, Verpflichtungen zu Rückstellungen und ein negatives Jahresergebnis im Jahr 2020.

Der Ruhestandsversorgung ihrer Priester wird die Diözese durch die Emeritenanstalt gerecht. Um die errechneten Pensionsansprüche der Geistlichen zu sichern, muss das Bistum die Emeritenanstalt regelmäßig mit Zuschüssen versorgen. Im Jahr 2020 betragen diese Zuschüsse 19,7 Millionen Euro, die die Diözese der dafür vorgesehenen Rücklage entnommen hat. Diese Rücklage für Pensionen und Altersvorsorge sank deshalb auf 10,2 Millionen Euro.

Außerdem ergab sich im Rahmen der Jahresabschlussprüfung für das Jahr 2020, dass das Bistum für Priester sowie für die Lehrerinnen und Lehrer im kirchlichen Dienst sowie deren Familien Rückstellungen für Beihilfeversicherungsbeiträge im Ruhestand bilden muss. Die seitens der Diözese tarifrechtlich zugesagte Beihilfe deckt dabei teilweise Gesundheitskosten in unterschiedlichem Umfang ähnlich wie im Beamtensystem. Insgesamt waren hierfür für Vorjahre 34,8 Millionen Euro zu reservieren. Dieser Betrag wurde unmittelbar aus den freien Rücklagen finanziert.

Zudem entnahm die Diözese den Jahresfehlbetrag von 3,8 Millionen Euro aus der freien Rücklage. Unter Berücksichtigung der teilweisen Auflösung der Rücklage für Pensionen und Altersversorgung, dem Jahresfehlbetrag und der Beihilfeverpflichtung für Vorjahre sinkt die freie Rücklage auf 56,5 Millionen Euro. Vor allem durch diesen Effekt wachsen die Rückstellungen im Jahr 2020 von 60,7 auf rund 106,0 Millionen Euro.

Unverändert bleiben die Rücklagen für den Unterhalt kirchlicher Immobilien mit 151 Millionen Euro sowie diejenigen für drei weitere Bereiche: Jeweils 30 Millionen Euro hat die Diözese dafür vorgesehen pastorale Projekte zu entwickeln, ihre Organisationsstrukturen zu erneuern sowie in Zuwendungen oder Neugründungen von Stiftungen zu investieren. Als Kapital im engeren Sinne, mit dem die Diözese gegenüber ihren Gläubigern haftet, sind 50 Millionen Euro vorgesehen.

Mit Blick auf die bereits 2017 in der Bilanz wertbereinigten Darlehen an US-amerikanische Projektgesellschaften in der Immobilienentwicklung hat die Bischöfliche Finanzkammer im Jahr 2020 durch Verhandlungen rund sechs Millionen US-Dollar als Rückzahlung erhalten. Diese Summe kann als Einnahme verbucht werden, da die ausstehenden Darlehen bereits wertberichtigt waren. Insgesamt konnten bisher rund 18 Millionen US-Dollar zurückgewonnen werden.

Für das Jahr 2020 verzeichnet die Diözese ein negatives Ergebnis in seiner Bilanz. Diese Entwicklung wird sich mit Blick auf die rückläufigen Kirchensteuereinnahmen voraussichtlich weiter verstärken. Die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen tragen auch einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei. Für das Jahr 2021 plant das Bistum bereits mit einem Minus von 18,7 Millionen Euro. Auch aufgrund dieser schwierigen finanziellen Perspektive für die kommenden Jahre hat die Diözese einen Strategieprozess initiiert. 2021 fanden bereits drei digitale Workshops mit einem Lenkungskreis dazu statt. Mit dieser Vorarbeit sollen gemeinsam mit den diözesanen Gremien Handlungspakete geschnürt werden, die pastorale Schwerpunkte setzen. Besondere Berücksichtigung finden dabei die Aspekte „Wachstum“, „Nachhaltigkeit/Solidarischer Lebensstil“ und „Digitalisierung“. „Insgesamt wird es auf dem weiteren Weg darum gehen, Jesu Botschaft auf bewährten aber auch auf neuen Wegen zu verkünden. Dabei müssen wir gemeinsam Wege in die Zukunft aufzeigen, notwendige – zum Teil wohl auch schmerzhafte – Veränderungen erkennen, und in Verantwortung für kommende Generationen die besten Lösungen finden“, sagt Amtschef Thomas Schäfers, der den Strategieprozess leitet. Mit den so entstehenden Schwerpunkten, die jährlich mit dem andauernden Strategieprozess überprüft werden, will das Bistum Eichstätt weiterhin als Kirche nachhaltig Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen.

Neben dem Jahresabschluss des Bistums Eichstätt haben auch acht weitere diözesane Rechtsträger einen Abschluss gemäß der im HGB festgelegten Größenklassen vorgelegt: Das sind der Bischöfliche Stuhl und die Emeritenanstalt der Diözese Eichstätt, die Stiftung Karpos, die St. Willibald-Stiftung des Bischöflichen Stuhls Eichstätt mit der Stiftung Ingolstädter Messbund sowie das Domkapitel Eichstätt, die Stiftung zur Dotation des Bischöflichen Domkapitels Eichstätt, die Domkustoderiestiftung und das Bischöfliche Seminar St. Willibald Eichstätt. Damit folgt das Bistum Eichstätt erneut seiner Selbstverpflichtung, volle finanzielle Transparenz herzustellen.

Der komplette Finanzbericht 2020 der Diözese Eichstätt und die der weiteren acht Rechtsträger im Bistum Eichstätt sind auf www.bistum-eichstaett.de/finanzberichte abrufbar.

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.