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16.03.2025

Frühjahrs-Vollversammlung des Diözesanrats: Die Aufgaben der Jugendstellen sollen erhalten bleiben

„Ich bin jemand, der das offene Visier mag“, stellte Bischof Hanke zu Beginn seiner Ansprache fest. Foto: Gabi Gess/pde

Postbauer-Heng/Eichstätt.(pde) – Mit zwei heißen Eisen befasste sich der Diözesanrat des Bistums Eichstätt bei seiner Frühjahrsvollversammlung in der Pfarrei St. Elisabeth in Postbauer-Heng: Im Studienteil am Vormittag ging es um Migration, die im Bundestagswahlkampf die Schlagzeilen beherrscht hatte. Die Nachmittagsdebatten rückten das Selbstverständnis des obersten Laiengremiums der Diözese in den Blick.

Konkreter Anlass war die von der Diözese kürzlich angekündigte Auflösung der Dekanatsbüros und der Jugendstellen. Dass sich der Diözesanrat im Vorfeld eine stärkere Einbindung in diese Entscheidung gewünscht hätte, wurde nicht nur in einem angenommenen Antrag formuliert, sondern auch in zahlreichen Wortmeldungen der Delegierten deutlich. Bischof Gregor Maria Hanke zeigte sich dankbar für die offenen Worte, die in der Aussprache fielen. Er war ebenso wie Generalvikar Michael Alberter, Amtschef Thomas Schäfers, Dr. Benedikt Rodler, Leiter der Abteilung Seelsorge und Evangelisierung im Bischöflichen Ordinariat, und Pia Dyckmans, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation, zu Gast bei der Versammlung.

„Keine einsamen Entscheidungen“

„Wir haben die Zeichen verstanden“, stellte der Bischof fest und versicherte, wie wichtig das gemeinsame konstruktive Ringen sei. Auch Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner hatte zuvor betont: „Wir wollen dieses Bistum mit Ihnen gemeinsam in eine nicht einfache Zukunft führen.“

Gärtner hatte eingangs den Begriff „Zusammenhalt“ in den Blick gerückt. So dürfe sich – wie etwa beim Thema Migration – die Gesellschaft nicht auseinanderdividieren lassen und „in die Falle der Spalter tappen“. Aber auch in der Kirche sei der Zusammenhalt wichtig – ebenso wie die Einbindung der Ehrenamtlichen in Verbänden und Pfarrgemeinden, die im Diözesanrat repräsentiert seien.

Bei seiner letzten Vollversammlung habe das Gremium beschlossen, „einen Weg zu gehen, auch in Absprache mit dem Bischof, wie wir Partizipation stärken“. Seither sei schon einiges auf den Weg gebracht worden. So gebe es seit Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe, die ein Modell für noch breitere Beteiligung entwickeln soll – mit Einbindung des Ordinariats und weiterer Gremien wie etwa dem Diözesansteuerausschuss. Rückenwind hätten diese Pläne auch durch das Abschlussdokument der Weltbischofssynode erhalten, meinte Gärtner. Umso größer sei jetzt der Frust nach der Ankündigung zur Schließung von Jugendstellen und Dekanatsbüros, die den Diözesanrat ebenso wie den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) unvorbereitet getroffen habe. Der Diözesanratsvorsitzende bat eindringlich darum, dass gerade bei künftigen Überlegungen zu einer Verringerung der Pfarreien nicht erneut „eine einsame Entscheidung“ getroffen werde. Grundsätzlich sei ihm bewusst, dass das Bistum vor schwierigen Zeiten stehe und Einsparungen nötig seien.

„Weder Gleichgültigkeit noch böser Wille“

„Wir stehen unter einem gewaltigen Druck“, gab auch Bischof Hanke mit Blick auf die schwindende Zahl von Gläubigen und den Rückgang von Ressourcen zu. „Unser Ziel ist, die Versorgung in der Fläche möglichst gut zu gewährleisten“. Bei der Frage: „Wovon müssen oder können wir uns trennen?“ seien viele Szenarien durchgespielt worden – von den Bildungshäusern über die Schulen bis zur IT-Abteilung. Auch das Bischöfliche Bauamt habe man zur Disposition gestellt. Die Konsequenzen wären aber für die Kirchenpfleger untragbar gewesen, die als Ehrenamtliche auf fachliche Unterstützung angewiesen seien. Entscheidungen müssten manchmal schnell gefällt werden. Das Handeln der Bistumsleitung sei jedoch nicht „als Gleichgültigkeit gegenüber den Betroffenen zu verstehen und auf gar keinen Fall als böser Wille“. Vielmehr sei es „die Verantwortung, die uns bewegt, das Bistum manövrierfähig zu halten“. 

Was die Jugendstellen betreffe, „so war mit keinem Gedanken gedacht, die dahinter stehende Organisationseinheit und deren Aufgaben zu beenden“ sagte Generalvikar Michael Alberter. Damit widersprach er „jeder Aussage, dass wir im Bereich Jugend Personal abbauen wollen“. Ziel sei es gewesen, „erst den Rahmen zu setzen und dann in einem Beteiligungsprozess die Strukturen zu organisieren“. Erste Termine zu Workshops mit den Hauptamtlichen gebe es bereits, weitere Treffen mit Ehrenamtlichen seien in Planung. Benedikt Rodler beschrieb die Notwendigkeit einer Umstrukturierung. Er verwies in der Diskussionsrunde auf Veranstaltungen und Schulungen einzelner Jugendstellen, die mangels Teilnehmerzahl ausfielen und Stornokosten verursachten. Deshalb plädierte er für eine Bündelung von Aktivitäten.

 

Flüchtlingsarbeit braucht Ehrenamt

Unter den Mitgliedern des Eichstätter Diözesanrats ist mit Dr. Michael Griesbeck auch der Vizepräsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Er lieferte zum Thema des Studientags Zahlen und Fakten: Knapp 25 Millionen Menschen, und damit fast 30 Prozent der Bevölkerung Deutschlands, hatten 2023 einen Migrationshintergrund. Seit 2022 seien 1,2 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine registriert worden.

Die konkrete Arbeit der Caritas im Bistum Eichstätt beschrieb Angela Müller von der Flüchtlings- und Integrationsberatung des Caritas-Diözesanverbands. Beratung finde in den Caritas-Kreisstellen statt, aber auch vor Ort in oftmals sehr abgelegenen, kaum an den öffentlichen Nahverkehr angebundenen Unterkünften. Nach Möglichkeit wolle man niederschwellig an neutralen Orten beraten und suche deshalb den Kontakt zu Rathäusern und Kirchengemeinden. Auf Ehrenamtliche vor Ort, zum Beispiel beim Dolmetschen oder im Schul- und Kitabereich, „sind wir als Berater angewiesen“, bekräftigte Müller. „Ich möchte Sie aufrufen, auf uns zuzukommen“.

Professor Thomas Faist von der Universität Bielefeld hielt das Hauptreferat. Darin ging der Entwicklungs- und Migrationssoziologe der komplexen Frage nach: Wie soll eine Asyl- und Migrationspolitik aussehen, die die Menschenrechte und Würde von Migranten achtet, die Ängste vor Überfremdung und Kontrollverlust ernst nimmt und zugleich wirtschaftlichen Anforderungen in den Blick nimmt? Irmgard Scheitler vom Diözesanrats-Vorstand hatte Faist eingeladen. „Als wir das Thema für diese Vollversammlung wählten, war noch gar nicht abzusehen, in welchem Umfang es den Wahlkampf bestimmen würde“. Und doch seien keineswegs die Fragen beantwortet, die sich in Zusammenhang mit dem Thema stellten. Auch die Bischofskonferenz habe sich jüngst dazu geäußert und Pläne zur Verschärfung der Flüchtlingspolitik kritisierte, etwa im Hinblick auf den Familiennachzug.

 

Während der Sitzungspause hatten die Delegierten Gelegenheit, sich in der Pfarrkirche St. Elisabeth über das Projekt „Tragwerk 7“ mit seinen innovativen Zugängen und technischen Möglichkeiten zur Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Angeboten für alle Generationen zu informieren. Nach der Vollversammlung kehrten die Räte nochmals in die Kirche zurück, um mit der Pfarrgemeinde Gottesdienst zu feiern.

 

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