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03.02.2025

Bundestagswahl: Frauenbund fordert Gleichberechtigung in der Politik

Das Vorstandsteam des KDFB-Diözesanverbands Eichstätt (von links): Inga Schütte, Maria Herler, Frieda Drescher, Evelyn Braun und Monika Hack. Foto: Maria Herler/KDFB

Eichstätt – Rund 7000 Frauen engagieren sich im Bistum Eichstätt in 68 Zweigvereinen des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Vor der Wahl am 23. Februar fordert der Verband in einer bundesweiten Kampagne eine gleichberechtigte Vertretung von Frauen und Männern im Bundestag. Auch andere Frauenrechte sollen gestärkt werden. Angesichts zunehmender politischer Polarisierung und gesellschaftlicher Unsicherheit wollen die Frauen damit ein klares Zeichen für Gleichberechtigung und Demokratie setzen. Evelyn Braun, Frieda Drescher,Monika Hack, Maria Herler und Inga Schütte, die das ehrenamtliche Vorstandsteam des KDFB-Diözesanverbands Eichstätt bilden, erklären die Forderungen.

Seit 1949 hat der Frauenanteil im Bundestag von 6,8 Prozent auf 34,8 Prozent zugenommen. Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2025 fordert der Frauenbund eine gleichberechtigte Repräsentation von Frauen und Männern im Bundestag. Wie soll das gehen?

Maria Herler: Der KDFB fordert nicht erst jetzt die Einführung eines Paritätsgesetztes. Bereits 2019 wurde in der Bundesdelegiertenversammlung beschlossen, alle Verantwortlichen dazu aufzufordern, durch gesetzliche Regelungen eine Geschlechterparität auf allen politischen Ebenen zu erwirken. Dazu bedarf es verfassungskonformer und rechtlich bindender Regelungen. Politische Gleichberechtigung darf nicht nur theoretisch gegeben sein, sondern muss auch in den politischen Parlamenten sichtbar werden. Alle für den Deutschen Bundestag kandidierenden Parteien müssen verpflichtet werden, ihre Listen geschlechterparitätisch zu gestalten. Außerdem muss die politische Bildung an den Schulen ausgebaut werden, damit Jugendliche angeregt werden, sich politisch zu engagieren und sich gegebenenfalls für ein politisches Amt zur Verfügung zu stellen.

Was sind für Sie die größten Hürden, die den Weg von Frauen in die Politik immer noch schwer machen?

Inga Schütte: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehungsweise Politik spielt hier bestimmt eine große Rolle, aber sicherlich auch die Angst vor persönlichen Angriffen und Hate Speech in den sozialen Netzwerken, die Frauen sehr viel stärker trifft als Männer und oft sehr sexualisiert ist.

„Die Lohngleichheit ist immer noch nicht gegeben.“

Schwerpunkt der KDFB-Kampagne „Deine Stimme zählt. Gerade jetzt!“ ist Gleichberechtigung. In welchen anderen Bereichen neben der Politik gibt es aus Ihrer Sicht diesbezüglich die größten Defizite?

Monika Hack: Es gibt viele Bereiche, in denen noch große Defizite bestehen. Beispielsweise ist die Sorgearbeit wie Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit oder Ehrenamt zwischen den Geschlechtern sehr ungleich verteilt. Auch werden die spezifischen Bedürfnisse von Frauen in der Gesundheitsversorgung oft vernachlässigt. Viele gesundheitliche Herausforderungen, die Frauen betreffen, wie gynäkologische Erkrankungen, Schwangerschaft, Wechseljahre und psychische Belastungen, finden zu wenig Beachtung in der medizinischen Forschung und Praxis. Zudem basieren die meisten medizinischen Studien auf männlichen Probanden, was dazu führt, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnosen und Behandlungen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Dies hat zur Folge, dass Frauen häufig nicht die für sie passenden medizinischen Lösungen erhalten.

Die Lohngleichheit ist immer noch nicht gegeben. Frauen erhalten aufgrund ihres Geschlechts oftmals für die gleiche Arbeit weniger Gehalt als Männer und werden auch bei Beförderungen nicht berücksichtigt.

Die katholische Arbeitsgemeinschaft Interessenvertretung Alleinerziehende (AGIA), in der auch der KDFB vertreten ist, macht gerade auf die Lage der Alleinerziehenden aufmerksam – wie auch der jüngste Familienbericht der Bundesregierung. Was muss der künftige Bundestag beziehungsweise die künftige Regierung tun, damit diese Gruppe von Menschen mehr Unterstützung erfährt?

Evelyn Braun: Damit Alleinerziehende mehr Unterstützung erfahren, stellt die AGIA eine Reihe von Forderungen an den künftigen Bundestag, darunter die Anrechnung des Kindergelds beim Unterhaltsvorschuss, eine Reform des Sorge- und Umgangsrechts, Wahlfreiheit der Betreuungsmodelle. Sie verlangt auch die Einführung einer Kinderbasisunterstützung, eine grundlegende finanzielle Unterstützungsleistung, welche die Existenzsicherung und Teilhabe von Kindern gewährleistet.

Der KDFB hat in der Bundesdelegiertenversammlung 2024 beschlossen, eine politische Kampagne durchzuführen, die darauf hinwirkt, die Einkommensanrechnung bei Renten wegen Todes abzuschaffen, damit sich aufgrund eigener Einkünfte des überlebenden Ehepartners keine Kürzung der Hinterbliebenenrente ergibt. Dies würde eine finanzielle Erleichterung für verwitwete Alleinerziehende bedeuten.

Der Frauenbund fordert auch, die entschiedene Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie einen Ausbau frauenspezifischer Präventions- und Aufklärungsangebote im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Was braucht es hier konkret?

Frieda Drescher: Der Frauenbund fordert unter anderem die zeitnahe Einführung eines Gewalthilfegesetzes mit einheitlichen Regelungen und Finanzierungsmöglichkeiten, um regionale Unterschiede zu überwinden und ein kohärentes System zur Gewaltprävention und -bekämpfung zu schaffen. Zudem ist es wichtig, ausreichend finanzielle Mittel für ein flächendeckendes Hilfe- und Unterstützungssystem bereitzustellen, einschließlich Notruftelefonen, Frauenhausplätzen, spezialisierten Schutzunterkünften sowie Barrierefreiheit in allen Regionen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unterstützung von Frauen nach einem Aufenthalt in einem Frauenhaus. Es ist unerlässlich, dass Frauen, die sich nach einer Trennung aufgrund von Gewalt in einer vulnerablen Situation befinden, nicht auf der Straße stehen gelassen werden. Hier bedarf es dringend geeigneter Maßnahmen, um diesen Frauen eine sichere und stabile Lebenssituation zu ermöglichen.

Notwendig sind auch der Ausbau und die Finanzierung spezialisierter Fachberatungsstellen insbesondere zu digitaler Gewalt.

Im Bereich Prävention und Aufklärung fordert der KDFB unter anderem flächendeckende Bildungsprogramme in Schulen und Gemeinden sowie breit angelegte Aufklärungskampagnen, um die Öffentlichkeit über die verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen aufzuklären und Mythen sowie Stereotype zu entkräften. Wir verlangen auch als präventive Maßnahme die Anwendung umfassender Strategien zur Täterarbeit, um weitere Gewalttaten zu vermeiden.

Was hat der KDFB im Bistum Eichstätt im Rahmen der Kampagne „Gerade jetzt!“ bis zur Bundestagswahl vor?

Inga Schütte: Wir informieren durch unsere verschiedenen Kanäle die Öffentlichkeit über die Kampagne. Unsere Zweigvereine erhalten konkrete Informationen über unseren Newsletter „Wocheninfo“. Bei unseren Veranstaltungen liegt kostenloses Informationsmaterial zu Mitnahme bereit und wir weisen auf die Homepage vom KDFB Bundesverband hin. Hier gibt es für alle Informationen zu unseren Wahlforderungen, Hintergrundinfos zum Download, Forderungen unserer Bündnisse, Übersicht von Wahlprogramme der Parteien und als hilfreiche Unterstützung den Link zum Wahl-O-Mat.

Wir ermutigen unsere Zweigvereine und Mitglieder auch, sich an der Mitmachaktion des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) „Wir reden mit! – Weil Demokratie Haltung braucht“ zu beteiligen.

Die Fragen stellte Geraldo Hoffmann

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