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31.03.2021

Buch des Monats April: „Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit“

Titelbild des Buches. © Tulipan Verlag GmbH, München 2020

Eichstätt. (pde) – Ein poetisches Bilderbuch über die Zeit und was ihr in unserem Sprachgebrauch widerfährt, stellt Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos in der Reihe „Buch des Monats“ vor. In Zusammenarbeit mit der Schulabteilung der Diözese Eichstätt bietet sie auch Begleitmaterial zum Buch online an.

„Es war Sonntagnachmittag und die Zeit war einfach da...“ Während wir Erwachsene hektisch unsere To-do-Listen abarbeiten und trotz aller Planung stets Zeit fehlt, ist diese in der Welt der Kinder einfach da – so wie für Lara, das kleine Mädchen, von dem Bettina Obrechts Bilderbuch erzählt. Wer kennt nicht die Sonntagnachmittage der Kindheit bei selbstvergessenem Spiel oder das sehnsuchtsvolle Warten auf Weihnachten? Momente, in denen sich die Zeit schier endlos ausdehnen konnte oder gefühlt unendlich langsam verging.

Die Zeit, feinsinnig wie zugleich zart illustriert von Julie Völk, wird in diesem Buch fast körperlos dargestellt. In filigraner weißer Buntstiftzeichnung „sitzt sie gemütlich im Sessel“. Allerdings nur solange, bis sie gewahr wird, wie wir Menschen über sie sprechen und mit ihr umgehen: Da ist die Rede von „die Zeit vertreiben“ oder gar diese „totzuschlagen“. Das macht die Zeit traurig und so entschließt sie sich, zu gehen – wie es im Titel des Bilderbuchs bereits anklingt. Die Zeit geht still aus der Tür, scheinbar unbeachtet von allen – bis auf Lara. Sie will „die Zeit nicht verlieren“ und macht sich auf die Suche nach ihr. So wie auch wir als Erwachsene, wenn wir Tagen oder Erlebnissen nachblicken, die vergangen sind und wir dann davon sprechen, „wo nur die Zeit geblieben ist“.

Die Zeit eilt durch das Buch und verweilt zugleich auf dessen Seiten: Ob im Park oder auch unten am Fluss, zu dem Lara die Zeit trägt, als sie sie endlich wieder gefunden hat. Die Zeit mag den Fluss, der kommt und geht – so, wie die kostbaren Momente des Lebens. Besondere Lebenszeit(en), in denen wir „ganz bei uns selbst“ sind, Augenblicke erlebten Glücks, die wir festhalten wollen und doch nicht können, denn die Zeit ist „flüchtig“. Doch immer dort, wo wir uns auf das einlassen können, was uns der Moment zu schenken bereit ist – so wie Lara in diesem wunderbaren Buch – sei es die kurze Auszeit in der Rushhour unseres Alltags, in der wir einfach „nur den Wolken nachsehen“, oder im Lachen oder Schweigen mit Menschen, die uns gut tun: Da kann es geschehen, dass die Zeit auch gern ein wenig länger bei uns verweilt. Bettina Obrechts philosophisches, kindgerecht geschriebenes Buch erzählt unprätentiös, ohne belehrend zu sein davon, dass es sich lohnt, weise seine eigene Zeit zu gestalten und behutsam mit ihr umzugehen. Gerade in einer Zeit, die uns so viel abverlangt, tut dieses Buch einfach wohl, ist Balsam für die Seele: Für Kinder ebenso wie ganz besonders auch für uns Erwachsene.

Gesprächsimpulse und kreative Ideen zum Buch für die Familie oder für den Schulunterricht sind unter www.bistum-eichstaett.de/schule abrufbar.

Bettina Obrecht (Text) Julie Völk (Illustrationen): „Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit“. Tulipan Verlag, München 2020, Gebunden, 40 Seiten, Preis: 15 Euro, ISBN 9783864294617

Gesprächsimpulse und kreative Ideen zum Bilderbuch

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