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11.12.2003

Wurzel für Evangelien und Christentum - Bibeltheologische Studientagung befasste sich mit Deuterojesaja

Eichstätt/Beilngries. (pde) - „Neues Leben aus dem Wort - Impulse zum Jahr der Bibel aus der Verkündigung des Deuterojesaja“, so lautete das Thema der Bibeltheologischen Studientagung auf Schloss Hirschberg, bei der diesmal der aus der Diözese Eichstätt stammende und an der Universität Augsburg lehrende Alttestamentler Professor Dr. Franz Sedlmeier referierte. Wie für Heute geschrieben, so lesen sich manche Verse des alttestamentlichen Propheten Deuterojesaja. Diese Aktualität für die heutige Zeit der Krise und vielfachen Umbruchs stellte Dr. Bertram Blum bei seinen Begrüßungsworten für das Forum Bibel, der letzten Tagung des Diözesanbildungswerkes zum Jahr der Bibel in Schloss Hirschberg heraus.

Sedlmeier stellte zunächst den Gesamtzusammenhang her, in dem man die Worte des Propheten verstehen muss. Danach sei der „zweite Jesaja“ ein anonymer Prophet, der in der Zeit des babylonischen Exils, vermutlich bei den Exilierten lebte. Es war eine Zeit des Zusammenbruchs, Jerusalem lag in Trümmern und das Volk Israel war in die Verbannung verschleppt. Dazu kam der innere Zusammenbruch mit einer Krise des Glaubens, denn nach den Vorstellungen der altorientalischen Landgott-Theologie war mit der militärischen Niederlage eines Volkes auch die Niederlage seines Gottes verbunden. In solchen Zeiten kommt es nach den Worten von Professor Sedlmeier zu Konfliktbewältigungsstrategien wie praktischer Atheismus, trügerisches Vertrauen in äußere Sicherheiten, privater Erwählungsglaube auf Kosten anderer, naiv-frommer Optimismus, falsche Prophetie oder auch Resignation. Unter religionsgeschichtlichen Gesichtspunkten war das Exil eigentlich das Ende Jahwes. Aber das Volk Israel hatte in dieser existentiellen Krise Wegbegleiter wie Jeremia, Ezechiel oder eben Deuterojesaja, Propheten, welche die Krise am eigenen Leib erlebten. Sie holten als bleibende Botschaft aus dem Exil: Gott muss in der Krisenzeit neu buchstabiert werden. Er ist nicht nur der Gott Israels, sondern der Schöpfer und Herr der Welt. Insofern weitete die Krisenzeit den Horizont und es entstanden „die Wurzeln jenes Baumes, in den auch das Christentum eingepfropft ist“.

Für den Propheten Deuterojesaja, dessen Botschaft im Buch Jesaja in den Kapiteln 40 bis 55 Eingang fand, erwächst in der Zeit der Krise neues Leben aus dem Wort. Dieses Wort Gottes bleibt und gibt Kraft. So entsteht bei Deuterojesaja ein ganzes Kompendium biblischer Theologie: Gott ist der treue Gott, der um sein Volk kämpft. Er ist der Grund für das Glück und die Freude seiner Gemeinde. Das Handeln Gottes an der Welt ist Lebensgrund. Dies zeigt sich in Schöpfung und Geschichte, in Tod und Auferstehung Jesu Christi, wie auch in Gegenwart und Zukunft. Diese befreiende und lebensstiftende Botschaft in der Zeit der Orientierungslosigkeit und Resignation machte Professor Sedlmeier in mehreren Akzenten deutlich, wobei er auch besonders auf die Gottesknechtslieder einging. Vor allem diese Texte waren es, auf die die Jünger Jesu zurückgriffen, um dessen Tod und Auferstehung zu deuten und um zu verstehen, was mit Jesus geschehen ist. Nicht umsonst nennt man deshalb Deuterojesaja auch den „Evangelisten“ des Alten Testamentes.

 

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