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01.06.2006

Wo Feldblumen und Lilien blühen - Hobbygärtnerinnen betreuen Bibelgarten in Berching

Berching. (pde) – Wie gut, dass es die „Blume auf dem Feld“ gibt. Jesaja hat sie im Alten Testament erwähnt und der Prophet ermöglicht es, dass auch Vergissmeinnicht und Kapuzinerkresse im Berchinger Bibelgarten wachsen dürfen. Denn ansonsten gibt es eine strenge Regel: Hier kommen nur Pflanzen in die Erde, die einen festen Platz im Alten und Neuen Testament haben. Also zum Beispiel Zypresse, Bachweide und Ysop. „Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund“, so schildert der Evangelist Johannes den Tod Jesu. „Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.“

Der Garten, der einen ganz neuen Zugang zum „Buch der Bücher“ eröffnet, liegt idyllisch zwischen alter Stadtmauer und der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Berching (Landkreis Neumarkt). Betreut wird er von einer Gruppe begeisterter Hobbygärtnerinnen. Er ist 50 Quadratmeter groß und bietet 35 Pflanzen Platz – darunter Feigenbaum, Senfkorn, Tamariske und Olivenbaum. Anlass, den verwilderten Vorgarten vor dem Eine-Welt-Laden in ein blühendes Kleinod zu verwandeln, war das „Jahr der Bibel“ 2003. „Die Idee entstand im Kopf, nicht auf dem Papier,“ erläutert Agnes Kuhn, die 59-jährige Initiatorin des Projekts. Ohne schriftlichen Plan legten die Frauen einfach los.

Doch welche Pflanzen sollten aufgenommen werden? Gut war schon einmal, dass Agnes Kuhn von Beruf Pfarrhaushälterin ist und sich als „durchaus bibelfest“ erwies. Wer sich in der Bibel auskennt, stößt fast von selbst auf Palmzweige, Weinstock oder den brennenden Dornbusch. Als zusätzliche Hilfe erwies sich ein Bibel-Pflanzenbuch, das die 59-Jährige von einer Pilgerreise ins Heilige Land mitgebracht hatte.

Rund 230 Pflanzen werden im Alten und Neuen Testament genannt, nur ein Bruchteil davon konnte in Berching realisiert werden. „Die Auswahl war schwierig“, erläutert Irmgard Eckart, die zum Betreuungsteam gehört. Die Frauen überlegten hin und her: Welche Pflanzen sind geeignet? Was wächst nicht nur im Heiligen Land, sondern auch in der Oberpfalz? „Zwei Jahre lang habe ich nach einem Rohrkolben gesucht“, erinnert sich Agnes Kuhn. Mehrmals sei sie „hinausgefahren in die Prärie“ - vergeblich. „Immer hab’ ich die falschen Wurzeln erwischt.“ Doch inzwischen wächst die Schilfpflanze in der kleinen Nasszone des Gartens und erinnert an die Aussage des Matthäus-Evangeliums: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat.“ Auch bei der Beschaffung der anderen Gewächse bewiesen die Frauen Phantasie. Die Wegwarte wurde am Straßenrand ausgegraben. Für den Senf wurde zuhause das Gewürzregal geplündert; Senfkörner, die normalerweise einen Sauerbraten verfeinern, wurden kurzerhand ausgesät – mit Erfolg. Minze und Dill stammen aus den heimischen Gärten.

Inzwischen gibt es durchaus auch andere Bibelgärten in Deutschland, doch damals, 2003, hatte das Berchinger Projekt Vorreiterfunktion. Viele Blumenfreunde holten sich Anregungen. Noch immer kommen Anfragen, etwa von der berühmten „Wieskirche“ in Oberbayern, aus Landshut, sogar aus Amsterdam. Der Garten ist ein beliebtes Ausflugsziel von Pfarreien und Frauenkreisen. Stadtführerin Herma Dess – ebenfalls im Team aktiv - hat eine Tour entwickelt, die nicht nur die beiden Kirchen des mittelalterlichen Städtchens, sondern auch den Bibelgarten mit einbezieht. „Die Leute sind durch die Bank begeistert“, erzählt die Stadtführerin. Sogar in die Doktorarbeit einer Berliner Wissenschaftlerin hat das Projekt Einzug gehalten, demnächst soll eine „Gesellschaft für Bibelgärten“ gegründet werden.

Ob bei dieser Tagung eine Vertreterin aus Berching dabei sein wird, ist fraglich. Das Bibelgarten-Team werkelt nämlich viel lieber im Garten anstatt Konzepte zu diskutieren. Die Pflanzen müssen zurückgeschnitten, umgesetzt und gegossen werden. Erst vor kurzem war der Garten erweitert worden, die Arbeit hatte mehrere Monate in Anspruch genommen. Ein Apfelbaum – bekannt nicht nur seit Adam und Eva, sondern auch durch das „Hohe Lied“ – wurde gepflanzt. Helfer legten rund um den Baum eine Sitzgruppe aus großen Jurasteinen an, so dass eine Ruhezone entstand. Aloe, Lorbeer und Malve kamen ebenfalls neu hinzu.

Eine neu gestaltete Broschüre gibt Gästen, die nicht so bibelfest sind wie die Projektleiterin, die entsprechenden Zitate an die Hand. So erfährt der Besucher, dass selbst einfache Grashalme in der Bibel groß rauskommen: „Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!“ So steht es bei Matthäus 6,30. Man kann die Bibel mit neuen Augen sehen, wenn man die entsprechende Pflanze vor sich hat.

Zur Information:

Der Garten ist jederzeit öffentlich zugänglich. Als Ansprechpartnerin steht Agnes Kuhn unter der Telefonnummer (08462) 905595 zur Verfügung. Infoblätter mit den entsprechenden Bibelzitaten gibt es für 50 Cent in der Kirche, im Eine-Welt-Laden oder im Tourismusbüro. Die Tour der Stadtführerin Herma Dess umfasst ein bis eineinhalb Stunden. Sie ist über das Tourismusbüro der Stadt Berching zu buchen, Tel. (08464) 20513, Fax (08464) 20544, E-Mail: tourismus@berching.de

 

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