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31.07.2019

„Wir fühlen uns bedroht, aber wir machen weiter“: Leiterin von Friedensprojekt auf den Philippinen zu Gast in Eichstätt

von links nach rechts: Clara Schöpfel, ehemalige Freiwillige, Dieter Zabel vom Unterstützerkreis in Deutschland, Jocelyn Aquiatan, Ulrike Schurr-Schöpfel und Dr. Gerhard Rott. pde-Foto: Geraldo Hoffmann

Eichstätt/Kidapawan City. (pde) – Friedensmoderatoren ausbilden und ein Bewusstsein für Umweltschutz schaffen: das sind die Hauptziele eines Projektes, welches das Referat Weltkirche der Diözese Eichstätt seit einigen Jahren auf den Philippinen unterstützt. Projektleiterin Jocelyn Aquiatan vom durchführenden Netzwerk „Intercultural Organizations’ Network for Solidarity and Peace“ (ICON) nutzte einen Besuch in Eichstätt, um über ihre Arbeit zu berichten. Das Vorhaben wurde durch eine Anschubfinanzierung des Referats Weltkirche ermöglicht und erhält auch in diesem Jahr eine Unterstützung in Höhe von 10.000 Euro.

Bis zu ihrem Tod 2017 hatte die Menschenrechtlerin Lory Obal, die 2014 mit dem Eichstätter Shalompreis ausgezeichnet wurde, das Projekt maßgeblich vorangebracht. Seither leitet es die Kommunikationswissenschaftlerin Jocelyn Aquiatan. Bei einem Treffen mit dem Leiter des Referates Weltkirche, Gerhard Rott, und Ulrike Schurr-Schöpfel vom Arbeitskreis Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt berichtete sie über die Menschenrechtslage auf den Philippinen.

ICON führt unter anderem Workshops und Seminare zur Friedenskultur, zur politischen Mitbestimmung sowie zum Umweltschutz auf der Insel Mindanao durch. Auf der zweitgrößten Insel im Süden der Philippinen gibt es immer wieder kriegerische Spannungen zwischen der muslimischen Minderheit und den Christen. In einem Dialog zwischen muslimischen, christlichen und indigenen Gemeinden lernen die Menschen, Konflikte friedlich zu lösen. „Das gegenseitige Kennenlernen ist ein erster und entscheidender Schritt zur Friedensbildung“, erklärt Aquiatan. Theaterworkshops für Jugendliche schaffen Raum, sich auszutauschen und sich auszudrücken. Im Spiel nähern sich die jungen Menschen dem Thema Menschenrechte auf künstlerische Weise. Die ausgebildeten Friedenshelfer gehen in die Gemeinden und vermitteln bei möglichen Konflikten.

Die Arbeit der Laien werde jedoch immer gefährlicher. Viele ihrer Mitarbeitenden seien ermordet worden, berichtet Aquiatan. „Wir fühlen uns bedroht, aber wir machen weiter.“ Auf einer von der Regierung erstellten Liste von angeblichen Terroristen stehen 600 Namen, dreißig davon seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ICON. Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren würden beschuldigt, Terroristen zu sein, wenn sie an Bildungsprogrammen von ICON teilnähmen. Auf lokaler politischer Ebene findet das Netzwerk für Frieden und Solidarität jedoch Unterstützung. Die Behörden und die Polizei arbeiteten mit ICON zusammen. Die Politik von Präsident Rodrigo Duterte spalte das Land hingegen.

Das Projekt ICON setzt sich für die Rechte der Indigenen ein. Im Süden des Inselstaates entstehen die größten Kupfer- und Goldminen Südostasiens. Die Umsetzung der Minenprojekte von internationalen Großkonzernen gefährdet laut Aquiatan die Lebensgrundlage der dort lebenden indigenen Bevölkerung. Die Arbeit des Netzwerkes umfasst Friedensbildung, interreligiösen Dialog, Menschenrechtsverteidigung, Rechtshilfe, die Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft sowie die Unterstützung indigener Gemeinden. In einem wöchentlichen einstündigen privaten Radioprogramm spricht Jocelyn Aquiatan regelmäßig brisante Themen an, wie zum Beispiel die gewaltsame Auflösung einer Demonstration von hungernden Reisbauern, die von Polizisten niedergeschossen wurden, die Ausbeutung der Bodenschätze durch multinationale Konzerne und die Mordserie an angeblichen und wirklichen Drogenkonsumenten. Trotz der Gefahren, denen sie täglich ausgesetzt ist, will Jocelyn Aquiatan sich weiter für die Menschenrechte auf den Philippinen einsetzen. Der Glaube gebe ihr Kraft, erklärte sie.

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