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Willibald war ein guter Fußgänger und litt unter heftigen Zahnschmerzen - Reliquien des Bistumsgründers wurden wissenschaftlich untersucht - Ergebnisse liegen nun in Buchform vor
Eichstätt (pde) - Er hatte kleine Hände, einen muskulösen Körper und war von heftigen Zahnschmerzen geplagt - eine wissenschaftliche Untersuchung enthüllt viele Details über die Person des ersten Eichstätter Bischofs und Diözesanpatrons St. Willibald. Der Münchener Anthropologe Dr. Olav Röhrer-Ertl hat die Knochen des Bistumsgründers genauestens unter die Lupe genommen.
Bei der Untersuchung kamen bislang unbekannte Aspekte zu Leben und Persönlichkeit des Heiligen zu Tage. Laut Röhrer-Ertl war der Bistumsgründer für die damalige Zeit mit 1,72 Metern ungewöhnlich groß gewachsen. Er war untersetzt gebaut und kräftig, ausgesprochen gesund und belastungsfähig. „Es handelt sich um einen bis zum Tode hochaktiven und dabei beweglichen, quasi durchtrainierten Mann, der ein guter Fußgänger gewesen sein dürfte.“ Willibald litt an keinerlei Mangelerscheinungen. Jedoch plagte den Heiligen, der 87 Jahre alt wurde, eine Arthritis, die ihm arg zusetzte. „Dadurch muss die Beweglichkeit des Kopfes bereits frühzeitig eingeschränkt gewesen sein“, erläutert der Wissenschaftler. „Wollte er sich zum Beispiel umsehen, konnte er sich nur im Körper oder auf den Beinen drehen. Dadurch dürften seine Bewegungen allerdings auch etwas Gravitätisches erhalten haben, was ganz sicher auf seine Umgebung entsprechend wirkte.“ Typisch für seine Zeit waren die Zahnschmerzen: Zähne wurden im 8. Jahrhundert nicht gepflegt und blieben bei einer Schädigung unbehandelt. Mittel, die die Schmerzen lindern konnten, gab es nicht. Also blieb Willibald nichts anderes übrig, als die Schmerzen zu ertragen, wie in der Dokumentation nachzulesen ist.
Die Untersuchung geht auf Bischof Dr. Karl Braun zurück. Der Vorgänger des jetzigen Bischofs ordnete im Rahmen der 1250-Jahr-Feier des Bistums Eichstätt an, die Reliquien des hoch verehrten Heiligen mit den Methoden der wissenschaftlichen Anthropologie zu untersuchen und dann neu beizusetzen. Die Ergebnisse wurden in einem 60-seitigen Buch zusammengefasst, das nun im Bischofshaus vorgestellt wurde. „Ich freue mich, dass das Buch zustande gekommen ist“, sagte Bischof Dr. Walter Mixa bei der Präsentation. Es sei wichtig, die Erkenntnisse zu dokumentieren und der Öffentlichkeit bekannt zu machen. „Wenn wir die Vergangenheit nicht kennen, können wir die Gegenwart nicht verstehen.“ Domkapitular Klaus Schimmöller, Leiter der Abteilung Öffentlichkeit im Bischöflichen Ordinariat Eichstätt, begleitete das Buchprojekt. Er lobte ausdrücklich das „verdienstvolle Werk“ der Abtei St. Walburg. Äbtissin Franziska Kloos habe einen hohen Anteil daran, dass die Visitation in würdigem Rahmen abgelaufen sei. Alles sei minutiös dokumentiert worden.
Am 3. Juni 1994 war in einem feierlichen Akt der Schrein mit den Gebeinen des Bistumsheiligen geöffnet worden. 113 Knochen wurden genauestens untersucht, neu konserviert und von den Klosterschwestern in Seide gefasst. Neu geordnet und mit Schellack versiegelt kamen sie wieder zurück in den Schrein, der inzwischen wieder an seinem alten Platz im Willibaldschor des Eichstätter Doms steht.
Die letzte bischöfliche Visitation war 1744 vorgenommen worden, damals hatte sie Johannes Georg Starckmann, Doktor der Medizin, Hofarzt und Ordinarius des Domkapitels, wissenschaftlich begleitet. 250 Jahre später standen dem Anthropologen Röhrer-Ertl ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung: Knochen der Wirbelsäule waren zum Beispiel in einer Eichstätter Arztpraxis geröntgt worden.
Olav Röhrer-Ertl: Willibald von Eichstätt – Anthropologie eines Heiligen, hrsg. vom Bischöflichen Ordinariat Eichstätt, Verlag Brönner & Daentler, Eichstätt , ISBN 3-920142-15-2, 63 Seiten, 9,80 Euro.
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