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19.10.2012

Wenn Eltern ein Kind verlieren: Buch über Seelsorge nach Fehl- und Totgeburt

Wenn Eltern ein Kind während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verlieren, brauchen sie verständnisvolle Annahme

Eichstätt. (pde) - Wenn Eltern ein Kind während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verlieren, brauchen sie verständnisvolle Annahme. Oberflächlicher Trost, Bagatellisieren oder die Strategie schnellen Vergessens werden einer solchen Situation nicht gerecht. Das Bewusstsein ist gewachsen, eine Tot- oder Fehlgeburt als Trauerfall anzusehen. Die Bereitschaft hat zugenommen, die Trauer der Betroffenen zuzulassen. Mit der Herausforderung, Menschen mit einer solch einschneidenden Erfahrung in der Seelsorge, in den Kliniken und Praxen, den Gemeinden und Gemeinschaften zu begegnen, befasst sich das Buch „Sie schauen das Antlitz Gottes“.

Menschen, die um ein Kind trauern, hätten einen berechtigten Anspruch darauf, dass Christen ihnen ein Zeugnis der Hoffnung geben, so Bischof Gregor Maria Hanke bei der Präsentation des Buches. Jeder einzelne Gläubige sei gefordert und solle sich gerufen wissen, Menschen, die vom Tod eines Kindes betroffen sind, Zuspruch und Trost aus dem Glauben zu schenken.

Zentrales Anliegen der verschiedenen Beiträge des Buches ist es, herkömmliche Sichtweisen, Handlungsweisen und Unsicherheiten abzustreifen, die – so die Herausgeberin Teresa Loichen – „zum Teil zu menschenunwürdigen Umgangsweisen geführt und Verletzungen bei den Eltern hinterlassen haben“. Verschiedene Perspektiven tragen dazu bei, dem Anliegen einer ganzheitlichen Seelsorge nach Fehl- und Totgeburt gerecht zu werden.

Direkt konfrontiert im Alltag sind Ärzte, Hebammen, Pflegekräfte, Seelsorger und Sozialdienste. Aber auch die Bestatter und Trauerbegleiter, Arbeitskollegen, Familie, Freunde und Bekannte im Lebensumfeld und in der Gemeinde sind als Begleiter und Mittragende gefordert. Wird Trauer unterdrückt und nicht aufgearbeitet, kann es zu seelischen, psychischen oder physischen Folgeerscheinungen kommen.

Der Glaube kann betroffenen, aber auch den begleitenden Personen Wegweisung geben, so Teresa Loichen: „Das Ja Gottes zum Menschen und der damit verbundene Trost der Eltern, ihr Kind bei Gott zu wissen, hilft den Betroffenen, das Kind loszulassen und sich um sich selbst, ihren Schmerz und um ihre Familie und Beziehungen, letztlich um die Entfaltung einer neuen Lebensperspektive zu kümmern.“

Die Überzeugung, dass fehl- und totgeborene Kinder bei Gott sind, ist der zentrale Ausgangspunkt, von dem aus sich die Seelsorge für trauernde Eltern neu definiert. Notwendig seien eine Trauerkultur und eine Trauerbegleitung, die Zuwendung, Hoffnung und Zuversicht in sich birgt. Dabei greifen Erkenntnisse der Psychologie, der Trauerarbeit, der Theologie und Seelsorge ineinander und ergänzen sich. Ganz in diesem Sinne kommen in dem Buch eine betroffene Mutter, Ärzte, Hebammen, Theologen und weitere Fachleute zu Wort.

Teresa Loichen (Hg.): Sie schauen das Antlitz Gottes: Seelsorge nach Fehl- und Totgeburt. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg, 2012, 176 Seiten, Preis 16,95 Euro, ISBN 978-3-7917-2460-7.

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