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01.06.2018

„Weg mit den Schulden“: Caritasverband Eichstätt unterstützt bundesweite Aktionswoche ab 4. Juni

Hans Wiesner, Schuldnerberater der Caritas-Kreisstelle Eichstätt,  Foto: Caritas/Esser

Hans Wiesner, Schuldnerberater der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und Sprecher für diesen Bereich im Bistum, erhofft sich durch die Aktionswoche Schuldnerberatung mehr Aufklärung über den „Weg mit den Schulden“. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt. (pde) – Mehrdeutig ist heuer das Motto der bundesweiten Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände vom 4. bis 8. Juni 2018. Es lautet „Weg mit den Schulden“. Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt unterstützt die Initiative und will die Chance nutzen, die verschiedenen Wege seiner Hilfe für überschuldete Menschen aufzuzeigen. „Grundziel ist natürlich, dass jemand ganz seine Schulden wegbekommt, aber in der Regel muss jemand erst einmal einen Weg in die Schuldenfreiheit überhaupt suchen und einen finden, um für eine Zeit mit Schulden zu leben“, erklärt Berater Hans Wiesner von der Caritas-Kreisstelle Eichstätt. Er ist auch Sprecher für die Caritas-Schuldnerberatung im Bistum. „Und damit Betroffene erst gar nicht den Weg in die Schuldenfalle gehen, muss präventiv mehr getan werden“, fordert Wiesner.

Kritik an „schwarzen Schafen“

Der erste Schritt, sich helfen zu lassen, ist nach Erfahrung des Caritasberaters oft sehr belastend. „Dabei spielen Scham und die Hoffnung, es doch noch ohne fremde Hilfe zu schaffen, eine Rolle.“ Problematisch sei für viele aber auch die Vielzahl der Angebote. „Es gibt welche von schwarzen Schafen, welche die wirtschaftliche Situation nicht nachhaltig verbessern. Da werden zum Beispiel Vergleiche mit Gläubigern ausgehandelt, bei denen Betroffene alle oder fast alle Schulden komplett zurückzahlen müssen, was diese kaum können“, weiß Wiesner. Zudem bedauert und kritisiert dieser, „dass es ausgerechnet mit öffentlich-rechtlichen Gläubigern immer schwieriger wird, außergerichtliche Lösungen zu finden“.

Die Neumarkter Beraterin Monika Dreßel schildert ein Beispiel, wie eine Frau mit ihrer Hilfe und ohne Gericht ihren „Weg mit den Schulden“ gefunden hat: „Sie schlug das Erbe ihres verstorbenen Mannes nicht aus, weil sie nicht wusste, dass dieser hoch verschuldet war. Mit ihrer kleinen Rente konnte die Frau den zunehmenden Forderungen von Gläubigern nicht nachkommen und war sehr verzweifelt.“ Mit der Hilfe der Caritasberaterin erstellte die Betroffene dann einen Haushaltsplan und fand eine Lösung, dass sie die Schulden in für sie leistbaren Raten nach und nach bezahlen kann – ohne ihr eigenes Existenzminimum zu gefährden. „Ich komme mit den Schulden jetzt klar“, habe die Frau sich dankbar gezeigt „für eine Unterstützung, bei der ich mit Respekt behandelt wurde“. Dreßel macht allerdings die Erfahrung, dass Betroffene sich immer wieder bei größeren Reparaturen oder Anschaffungen notwendiger Bedarfsgüter, etwa einer Waschmaschine, verschulden. „Um hier Wegen in Überschuldung vorzubeugen, muss das Existenzminium bedarfsdeckend gewährleistet sein und dafür der Hartz-IV-Satz erhöht werden“, schließt sich Dreßel einer Forderung von Caritas und Diakonie in ganz Deutschland an.

Hans Wiesner begrüßt, dass in Bayern „auch nach Interventionen der Wohlfahrtsverbände nun endlich die Verbraucherinsolvenzberatung öffentlich stärker finanziert und durch eine Übertragung vom Freistaat auf die Kommunen die ganze Schuldner- und Insolvenzberatung aus einer Hand gefördert wird“. Wiesner geht davon aus, dass dadurch in Zukunft flächendeckend mehr Betroffene schneller beraten werden können. Doch er fordert: „Es müssen auch Gelder zur Verfügung gestellt werden, um stärker Präventionsarbeit leisten zu können, zum Beispiel in Schulen. Das ist bisher kaum möglich.“ Denn nur dann könnten mehr Schicksale überschuldeter Menschen von vornherein verhindert werden.

Im Teufelskreislauf

Die Nöte dieser Menschen erfährt Wiesner vor allem in drei Bereichen: Erstens sorgten sie sich darum, wie sie vieles in ihrem Alltag finanzieren können. „Durch den angespannten Wohnungsmarkt mit vielfach kaum bezahlbaren Mieten und steigenden Energiekosten ist eine Haushaltsplanung für Betroffene immer schwieriger.“ Zweitens fühlten sie sich vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, wenn sie und ihre Kinder zum Beispiel nicht zu Veranstaltungen gehen oder keine Geschenke für Geburtstagseinladungen besorgen können. Und drittens erlebt Wiesner immer wieder, „dass Schulden krank machen und dies wiederum Schulden erzeugt“. Zum Teil führten sie zu Depressionen oder psychosomatischen Erkrankungen. „Und wenn jemand dadurch seinen Arbeitsplatz verliert, verschärft das wiederum die wirtschaftliche Situation“, schildert er einen Teufelskreislauf, den er immer wieder mitbekommt: zum Beispiel vor kurzem bei einem selbstständigen Klienten, der sich mit 23.000 Euro verschuldete und dessen Ehe dadurch scheiterte. „Er arbeitete zunächst noch angestellt, war dann aber lebensbedrohlich krank, konnte nicht mehr arbeiten und mit dem Krankengeld kaum noch Wohnung sowie Unterhalt für sein Kind bezahlen. Nach achtmonatiger Beratung fanden wir Gott sei Dank eine Lösung mit den Gläubigern, dass er nur 13 Prozent der Schuldenquote begleichen muss“, so Wiesner.

Nach seiner Information haben die derzeit neun Beratungspersonen an den fünf Beratungsstellen der Caritas in Eichstätt, Ingolstadt, Neumarkt, Roth/Schwabach und Weißenburg im Jahr 2017 knapp 1.600 Hilfesuchende beraten. „Davon waren fast 170 in der Insolvenzberatung und hier konnten 23 Fälle außergerichtlich gelöst werden.“ Es seien 370 Bescheinigungen für ein Pfändungsschutzkonto ausgestellt worden. „Zudem haben wir vielen zusätzlich geholfen, damit zum Beispiel ihr Weihnachtsgeld von der Pfändung freigestellt wird“. Fast verdoppelt habe sich die Onlineberatung von 86 auf über 170 Ratsuchende. „Diese Möglichkeit suchen viele bei punktuellen Fragen, weil es schneller geht, aber auch weil sie sich scheuen, selbst zu kommen. Bei komplexeren Problemen ist das persönliche Gespräch aber unerlässlich“, so der Caritasberater.

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