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13.05.2009

Warum wird man krank? - Gesundheit und Krankheit aus medizinischer und theologischer Sicht

Eichstätt. (pde) - Einen ungewöhnlichen Einblick in die Thematik „Krank sein - Gesund sein“ gaben die Referenten des Vortragsabends, Prof. Dr. Thomas Wertgen und Prof. Dr. Stephan Müller, im Speth’schen Hof in Eichstätt. Grenzüberschreitend waren die Impulse und der Dialog zwischen Medizin und Theologie. So setzte zunächst Prof. Wertgen durch sein Eingangsreferat einen klaren Kontrast zur heutigen eindimensionalen Sicht von Krankheit. Krank sein sei ein mehrdimensionaler Prozess mit biologischen, psychologischen und sozialen Komponenten, der niemals linear verlaufe. Wertgen erteilte damit einer Reparaturmedizin eine klare Absage, die reduktionistisch „Wenn-Dann-Beziehungen“ verabsolutiere. Beispielhaft nannte er in diesem Zusammenhang Verhaltensweisen, die ein potentielles Risiko für bestimmte Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen befördern, jedoch nicht linear zu genanntem „Krank-sein“ führen. So nannte er es bewundernswert, wie Diabetiker aufgrund eines Richtwertes, der täglich von den Patienten ermittelt werde, eine vollständige Lebensumstellung und -einstellung vollziehen, obwohl ein „Krank-sein“ nicht entsprechend empfunden werde. Kritisch hinterfragt wurde in der Diskussion die These, dass Gesellschaften Krankheiten definieren. Wertgen führte dazu verschiedenste Krankheitsdiagnosen aus Spanien und den USA an, die in Deutschland bzw. in den jeweiligen Ländern nicht vorkommen aufgrund von gesellschaftlichen Einsichten bzw. weil es schlicht diese Untersuchungen nicht gibt oder sie nicht für wichtig erachtet werden.

Mit der These, „wo Krankheit sichtbar wird muss viel Gesundes vorhanden sein“ gab Wertgen seinem Gesprächspartner Prof. Müller die passende Einleitung zu seinem Referat. Deutlich wurde dabei, wie Medizin und Theologie ineinander greifen. Müller legte an Hand von vier Aspekten dar, was der Mensch im Leben und für sein Leben benötige. Vorangestellt erläuterte er eine der zentralen Fragen im Leben eines Menschen, die Frage nach dem Sinn: Warum gibt es mich, wer bin ich? Die Theologie weise hier auf die Ursehnsucht des Menschen nach Gott. Weit bekannt ist in diesem Zusammenhang der Ausspruch des heiligen Augustinus: „Unruhig ist des Menschen Herz, bis es Ruhe findet in Dir, o Gott“. Diese Beheimatung und Verwurzelung schütze auch vor falschen und irreführenden Sinngebungen, die Erfüllungen versprechen, jedoch zu nicht zu füllenden Enttäuschungen führten. Dies sei ein wesentlicher Aspekt der Suchtproblematik. Die weiteren drei Aspekte der Ausführungen Müllers behandelten die Thematiken Beziehung, Arbeit und Freizeit. Herausgehoben wurde neben der Notwendigkeit gelingender Beziehungen auch die Emotion, das Gemüt, das in der heutigen Zeit stark in Vergessenheit geraten sei. Den Abschluss von Müllers Ausführungen bildete schließlich die Bedeutung der Freizeitgestaltung. Nicht das Füllen mit Aktivität, sondern den Reichtum, den die Muße zu bieten hat, gelte es zu entdecken. Gerade die Zweckfreiheit von Muße und das Feiern als Muße zu betrachten, seien wesentliche Elemente der Freizeitgestaltung, die dem Leben und der Gesundheit des Menschen dienen.

Veranstalter des Abends waren der Förderkreis Netzwerk Leben e.V. im Verbund mit Prof. Dr. Thomas Wertgen – Chefarzt der Medizinischen Klinik I der Klinik Eichstätt - und Prof. Dr. Stephan Müller – Lehrstuhl für Moraltheologie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Mit dem Dialog von Medizin und Theologie an diesem Abend wurde den Zuhörern die Möglichkeit eröffnet, eigene Grenzen zu überschreiten. Zugleich bezog sich die Veranstaltung auf das Leitwort der diesjährigen Woche für das Leben, in deren Rahmen der Diskussionsabend stattfand: „Gemeinsam mit Grenzen leben“.

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