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16.01.2006

Von der Würde und dem Wert des Menschen - Fachtagung in Eichstätt aus Anlass des Jahrestages der Nürnberger Ärzteprozesse

Eichstätt. (pde) – „In der elementaren Frage des menschlichen Lebens geht es nicht um Auslegung, sondern um das Wesen und die Grundlagen unseres menschlichen Daseins.“ Dies wurde bei einer fächerübergreifenden Tagung in Eichstätt deutlich, bei der Würde und Wert des menschlichen Lebens im Mittelpunkt standen. Rund 140 Fachleute aus Wissenschaft und Praxis der unterschiedlichsten Disziplinen nahmen an der Tagung teil, die das Netzwerk Leben im Bistum Eichstätt in Zusammenarbeit mit dem Verein „Ärzte für das Leben“, dem Ärztlichen Kreisverband Eichstätt-Ingolstadt und der Katholischen Universität veranstaltete. Äußeren Anlass gab der 60. Jahrestag der Nürnberger Ärzteprozesse.

Otto Hornstein, ehemaliger Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg und selbst noch Ohrenzeuge des Prozesses, hinterfragte, ob der Hippokratische Eid noch Grundlage des ärztlichen Ethos sei. Ärzte als „Leistungserbringer“ und Patienten als „Kunden“ zu sehen, sei dabei eine „tragische Perversion mit Folgen“. Der emeritierte Professor der Universität Münster, Professor Richard Toellner, antwortete auf die Frage, was Ärzte aus der deutschen Geschichte begreifen und lernen müssen: Die Medizin diene „dem Gemeinwohl gerade dadurch, dass sie das Wohl des einzelnen Menschen gegen die Interessen der Gemeinschaft verteidigt“. Professor Josef Wisser von der Klinik für Geburtshilfe Unispital Zürich betonte, dass immer dort, wo der Mensch Mittel zum Zweck sei oder ihm Schaden zugefügt werde, die Grenzen des medizinischen Handelns überschritten seien. „Ärzte dürften sich nicht zum Handlanger von Ideologen, Politikern oder Businessmanagern machen, sondern Diener ihrer Patienten sein“.

Die körperlich-seelischen Folgen nach vorgeburtlicher Kindstötung nahm Professor Ingolf Schmid-Tannwald in den Blick. Dabei stellte er die traumatisierende Wirkung von Abtreibungen in das Zentrum seiner Ausführungen. Bezüglich der Spätabtreibungen wurde aus dem Plenum vorgeschlagen, den schwangeren Frauen alternativ zur späten Abtreibung eine palliative Betreuung anzubieten, um körperliche und seelische Schäden zu vermeiden. Schmid-Tannwald ist Professor an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und Vorsitzender des Vereins „Ärzte für das Leben“.

Die zweitägige Veranstaltung richtete sich als Fortbildung nicht nur an Mediziner, sondern gab zu fächerübergreifendem Austausch Gelegenheit. So stellte Richter Rainer Beckmann aus Würzburg dar, wann die Würde des Menschen sowohl als Embryo als auch als Patient zu Lebensbeginn und Lebensende aus juristischer Sicht verletzt werde. Professor Karl Graf Ballestrem, ehemals Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sprach zum Thema „Zwischen Wegschauen und Widerstand: Ethisch-politische Überlegungen zum Lebensschutz in der pluralistischen Demokratie.“ Dabei zeigte er den von Ghandi eingeschlagenen Weg des friedlichen zivilen Ungehorsams auf. Ergänzt wurde die Tagung durch die ethisch-philosophischen Betrachtungen der Professoren Schleißheimer (Philosophie) und Elsässer (Moraltheologie) zu Lebensanfang und Lebensende.

Provokant stellte Professor Helmut Zöpfl, der Vorsitzender des Förderkreises „Netzwerk Leben“ in den Raum, dass das Streben nach Gesundheit heute nicht mehr ausreiche: „Auch die Passagiere der Titanic sind gesund gewesen“, so Zöpfl. Den Abschluss der Tagung setzte der Spiritual im Priesterseminar Eichstätt, Dr. Lorenz Gadient, mit einem theologischen Impuls zu „Früher lebten wir 40 und ewig, heute werden wir 90“, in dem er die von Gott gegebene Würde des Menschen darlegte.

Die Tagung endete mit dem Appell an ein Umdenken in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Dies werde durch ein fächerübergreifendes Miteinander gefördert, was von den Tagungsteilnehmern auch angemahnt wurde. Nicht nur die Medizin und der Rechtsstaat seien hier herausgefordert. Auch an die christlichen Kirchen ging der Aufruf, sich eindeutig für das Leben einzusetzen.

 

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