Herausforderungen durch Bürokratie und Digitalisierung
Viele der Klientinnen und Klienten kämpfen nicht nur mit finanziellen Problemen, sondern auch mit den Anforderungen der Behörden. 40 Prozent gaben an, aufgrund von Sprachbarrieren bei den Behörden die Caritas aufzusuchen. Besonders Menschen mit Migrationshintergrund – sie machten 54 Prozent der Befragten aus – hätten oft Probleme, sich im Behördendschungel zurechtzufinden. „Die Komplexität bei sozialen Leistungen ist enorm. Da blicken viele nicht durch“, konstatiert Gruber. Auch die Caritasberatung war bei knapp einem Drittel aller Ratsuchenden durch Sprachprobleme erschwert.
Rund ein Drittel hat laut der Studie Schwierigkeiten mit der Digitalisierung von Leistungen und Institutionen. Viele der Ratsuchenden haben keinen Zugang zu E-Mail oder Computer und sind mit den von den Behörden gewünschten Online-Anträgen überfordert. Über 30 Prozent gab an, aus krankheitsbedingten Gründen die Caritas-Sozialberatung aufzusuchen.
Die Stichtagserhebung der Allgemeinen Sozialberatung hat die Caritas bundesweit durchgeführt. Die Auswertung zeigt ein neues, dringendes Problem: „Immer mehr junge Menschen sind digital abgehängt“, heißt es in einer Mitteilung des katholischen Wohlfahrtverbandes. „Wenn im Rahmen der Digitalisierung von Behörden und Hilfsangeboten analoge Möglichkeiten von Beratung und Beantragung komplett wegfallen, stehen sie dieser Gruppe von Menschen in Not nicht mehr zur Verfügung“, so die Caritas.
Mehr Männer und ältere Menschen in Not
Auffällig im Bistum Eichstätt ist auch der steigende Anteil alleinstehender Männer (48 Prozent), die Unterstützung suchen. Viele von ihnen sind nach Trennungen wohnungslos und pendeln zwischen Unterkünften bei Bekannten. Gleichzeitig suchen immer mehr ältere Menschen die Caritas auf – oft, weil sie nach dem Verlust ihres Partners mit der Bürokratie nicht zurechtkommen oder unter Einsamkeit leiden. „Für sie brauchten wir eine aufsuchende Seniorenarbeit, für die aber natürlich Gelder bereitgestellt werden müssen“, fordert der Caritas-Sozialberater.
Caritas als ganzheitlicher Begleiter
Ein typisches Beispiel aus der Beratung: Eine alleinerziehende Mutter, die trotz Vollzeitarbeit und Bürgergeld nicht über die Runden kommt. Neben finanziellen Problemen kämpft sie mit Schulden und sucht eine geeignete Schule für ihr behindertes Kind. „Wir gehen bei der Caritas immer ganzheitlich vor und versuchen, Lösungen für alle Aspekte der Probleme zu finden“, betont Gruber. Über ein Viertel der Befragten bei der Stichtagserhebung hatte keinen Bildungsabschluss. Diese Menschen haben laut Gruber meistens wechselnde Arbeitsverhältnisse in Billigjobs innerhalb kurzer Zeit, unterbrochen von Phasen, in denen sie Bürgergeld beziehen.
Appell an die Kommunen
Bisher wird die Allgemeine Sozialberatung als Kerndienst der Caritas ganz aus Eigenmitteln Kirchensteuern und Spenden finanziert. Bernhard Gruber fordert eine langfristige Förderung durch die Kommunen. „Schließlich erleichtern wir die Arbeit der Kommunen erheblich, in dem wir mit Betroffenen Anträge ausfüllen und Dokumente für sie einholen. Und wir sind für Hilfesuchende Ansprechpartner im Sinne einer Clearingstelle. Oft reicht ein Anruf, um ein Problem zu lösen“, erklärt er. Insofern sei die Caritas auch ein „Wegweiser durch den Behördendschungel“.
Beratungsangebote im Bistum Eichstätt
Die Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt befinden sich in Eichstätt, Herrieden, Ingolstadt, Neumarkt, Nürnberg-Süd, Roth und Weißenburg. Zusätzliche Außenstellen gibt es in Altdorf, Beilngries, Eibach, Gunzenhausen, Hilpoltstein, Kösching, Schwabach und Wemding.
Die Zahlen und Geschichten aus der Caritas-Sozialberatung zeigen: Viele Menschen brauchen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch eine kompetente Begleitung durch die komplexen Anforderungen des Alltags.