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26.02.2007

Talk im Palais: „Stelle den Menschen ein und nicht den Schulabschluss“

Die Hauptschule ist wichtig und muss bleiben, war allgemeiner Konsens nach dem "Talk im Palais" zum Thema Hauptschule am 23. Februar im Bürgerpalais in Allersberg

Die Hauptschule ist wichtig und muss bleiben, war allgemeiner Konsens nach dem "Talk im Palais" zum Thema Hauptschule am 23. Februar im Bürgerpalais in Allersberg

Allersberg/Ingolstadt, 26.02.2007. (kab) - Die Frage, „Hauptschule: Sackgasse oder Sprungbrett?“, stand im Mittelpunkt des Diskussionsforums Talk im Palais der Arbeitnehmerpastoral im Bistum Eichstätt am vergangenen Samstag im Bürgerpalais in Allersberg. Als Talk-Gäste konnte KAB-Diözesansekretärin Hildegard Remling als Moderatorin neben MdL Gerhard Wägemann aus Weißenburg den mehrfach ausgezeichneten Mittelstandsunternehmer Erhard Brandl aus Eitensheim, Hauptschulrektor Hubert Krämer aus Allersberg, die Elternbeiratsvorsitzende der Hauptschule Allersberg Inge Zellermeier, die Schülersprecher der Hauptschule Allersberg und CAJ-Gruppenleiter Michael Schneider aus Hepberg begrüßen.

In ihrer Einführung zählte Moderatorin Hildegard Remling eine große Anzahl von Problemthemen und Medienschlagworten auf, die derzeit die öffentliche Diskussion um die Hauptschulen bestimmen: Lehrermangel, Unterrichtsausfall, Gewalt an den Schulen, „Restschule“ oder auch den Auswahl- und Übertrittsdruck an weiterführende Schulen.

Die spannende und teilweise auch kontroverse Diskussion eröffnete MdL Gerhard Wägemann, der auch dem Landtagsausschuss für Bildung, Jugend und Sport angehört mit einem klaren Bekenntnis zur Hauptschule und dem dreigliedrigen Schulsystem. Wägemann erläuterte zudem ein neues Konzept der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, das die Situation an den Hauptschulen verbessern soll. In einem Schulversuch an 13 bayerischen Hauptschulen soll getestet werden, ob mit einer Modularisierung von Inhalten ein verbesserter Lernerfolg erreicht werden kann.

In großer Einmütigkeit plädierten Rektor Krämer und Elternbeiratsvorsitzende Zellermeier für den Erhalt und die Stärkung der Hauptschulen. Krämer verwies insbesondere darauf, dass der Hauptschule durch einen seiner Meinung nach falschen und politisch so gewollten Übertrittsmodus Schüler an Realschule und Gymnasium verloren gingen, die aber eigentlich an die Hauptschule gehörten.

Unternehmer Erhard Brandl, der in seinen Eitensheimer Betrieben überdurchschnittlich stark ausbildet, stellte klar, dass er „den Menschen einstellt, nicht den Schulabschluss“. Dies gelte auch für die Auswahl der Auszubildenden. Er habe gegenüber Hauptschülern keinerlei Vorurteile, ihm sei wichtig, dass die Jugendlichen in den Familien und der Schule zu Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen erzogen worden seien.

Auf die Aussage der Allersberger Schülersprecherin Franziska Fleischmann, dass aus ihrem Jahrgang bisher nur sehr wenige einen Ausbildungsplatz gefunden hätten, erwiderte Brandl, man müsse sich nicht darüber wundern, dass immer mehr Betriebe immer später ihre Ausbildungsplätze meldeten bzw. zur Verfügung stellten. Die Betriebe hätten gelernt, dass Vater Staat dann wieder ein Hilfsprogramm auf den Weg bringe, das ihnen die Ausbildungskosten zumindest teilweise erspart.

Viel Lob und Anerkennung erhielt Michael Schneider, Gruppenleiter der Christlichen ArbeiterInnen-Jugend (CAJ) für deren Schülerlotsenprojekt, bei dem bereits in Ausbildung stehende Jugendliche an Hauptschulen gehen, um die Schülerinnen über ihren jeweiligen Ausbildungsberuf zu informieren. Schneider betonte auch aus seinen persönlichen Erfahrungen heraus die Wichtigkeit, Hauptschülern unterschiedlichste Wege zu Abitur oder Fachabitur zu eröffnen und auszubauen.

In der anschließenden breiten Diskussion mit den mehr als sechzig Gästen im Publikum wurde deutlich, dass das manchmal schlechte Image der Hauptschule vor allem aus den Problemschulen im großstädtischen Bereich stammt. Dieses Image habe sich bei vielen Eltern aber verfestigt erklärte Rainer Riedel, Beratungsrektor aus dem Schulamt Roth. „An Übertrittsabenden wollen die Eltern in fünf Sekunden wissen, wie ihre Kinder auf eine weiterführende Schule kommen“, so Riedel.

Von mehreren Eltern und auch Schülern der Hauptschule Allersberg wurde klargestellt, dass dieses schlechte Image aber eben auf „Land-Hauptschulen“ wie Allersberg nicht zutreffe.

Forderungen und Wünsche an den Landtagsabgeordneten Wägemann wurden in einer Schlussrunde formuliert: Den Übertrittsmodus an weiterführende Schulen solle man überarbeiten, aber auch die Hauptschulen differenzierter betrachten und nicht über einen Kamm scheren; die Eltern und Lehrer vor Ort stärker in die Planungen miteinbeziehen und nicht zuletzt mehr Geld für die Hauptschulen aufwenden.

Theo Fuchs, Vorsitzender des Kolping-Bildungswerkes dankte allen Gästen für die intensive Diskussion und den Partnerorganisationen in der Arbeitnehmerpastoral, insbesondere Hildegard Remling von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) für die gelungene Moderation.

 

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