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09.05.2018

Tag der Pflege am 12. Mai: Caritas fordert mehr Engagement der Politik

Eva-Maria Schork und Hedwig Kenkel (v.l.)

Foto (Caritas/Esser): Die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiterin, Hedwig Kenkel (rechts), und Caritas-Pflegefachreferentin Eva-Maria Schork suchen immer wieder nach Wegen, um Pflegekräfte zu finden und zu binden.

Eichstätt. (pde) – Mehr und vielfältigere Initiativen, um Fach- sowie Hilfskräfte in der Pflege zu gewinnen, fordert der Caritasverband für die Diözese Eichstätt von Politik und Gesellschaft. Anlass ist der internationale Tag der Pflege am Samstag, 12. Mai. Die Pflegereform hat laut Hedwig Kenkel, Abteilungsleiterin für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt, zwar vor allem für demenzkranke Menschen viel Gutes bewirkt. „Doch für das Pflegepersonal können wir keine Verbesserung feststellen.“ Die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, mindestens 13.000 neue Pflegestellen zu schaffen, sieht Caritas-Pflegefachreferentin Eva-Maria Schork als einen „Tropfen auf den heißen Stein“.

Schork fragt sich: „Sind das Fach- oder Hilfsstellen? Was kommt in der einzelnen Einrichtung an?“ Sie könne sich da allenfalls eine marginale Verbesserung vorstellen.“ Für Seniorenheime hält es die Caritasreferentin für sinnvoller, wenn dort die sogenannte medizinische Behandlungspflege auch aus der Krankenversicherung finanziert würde. „Das fordern wir seit langem. Denn dann könnten wir für Leistungen wie die Versorgung mit Medikamenten, Wundverbänden oder Insulintherapien gerade bei den zunehmend schwer kranken alten Menschen in den Einrichtungen zusätzliches – aus der Krankenversicherung finanziertes – Fachpersonal beschäftigen. Und dies könnte die enorme Arbeitsbelastung der vorhandenen Pflegekräfte zumindest etwas lindern.“ Bisher gebe es für solche Leistungen in Seniorenheimen allerdings nur eine pauschale Vergütung der Pflegekassen, die dem Aufwand nicht gerecht werde. Ambulante Pflegeeinrichtungen bekämen die medizinische Behandlungspflege zwar grundsätzlich aus der Krankenversicherung erstattet. „Doch oft stellen sich hier die Kassen zum Beispiel bei aufwendigeren Wundversorgungen erst einmal quer. Patienten bekommen sie häufig erst genehmigt, wenn sie mit unseren Sozialstationen in Widerspruch gehen“, kritisiert Eva-Maria Schork.

Vielfältige Wege nötig, um Attraktivität zu steigern

Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, müssen Hedwig Kenkel zufolge vielfältigere Wege gegangen werden: „Es reicht nicht aus, den Fokus auf eine bessere Bezahlung zu richten. Es sollten zum Beispiel auch in Schulen soziale Zweige verstärkt ausgebaut werden und Ferienjobs sowie Praktika in der Pflege staatlich finanziert werden. Ebenso sollten mehr Programme für Menschen, die aus der Familienphase zurückkommen oder auch für Seiteneinsteiger aus anderen Berufen gefördert werden“, nennt die Caritas-Abteilungsleiterin einige Beispiele. „Und dem Image der Pflege würde es auch guttun, wenn hohe Politiker sich nicht nur bei großen Wirtschaftsunternehmen sehen lassen, sondern auch vermehrt im Pflegebereich, um für eine Arbeit hier zu werben“, so Hedwig Kenkel. Sie bedauert, dass in den wirtschaftlich boomenden Gegenden Ingolstadt und Umgebung sowie auch Neumarkt bereits Caritas-Mitarbeitende aus der Pflege in die Industrie abgewandert seien. „Da wir in den Einrichtungen dort nicht genügend Personal haben, stehen dort bereits Betten leer“, informiert die Caritas-Abteilungsleiterin. Doch nicht nur durch „mehr tun“, sondern zum Teil auch durch „Unterlassen schädlicher Maßnahmen“ könne der Pflegebereich aufgewertet werden. Nach Erfahrung der Caritas-Abteilungsleiterin wirkt sich die Art und Weise, wie Kontrollen in Pflegeeinrichtungen durchgeführt werden, äußerst negativ aus: „Das ist eine Abschreckung für die Mitarbeitenden. Wir erleben nicht selten, dass Mitarbeitende nach solchen Prüfungen kündigen und aus dem Beruf aussteigen. Hier muss es zu mehr Miteinander kommen“, fordert sie.

Arbeitsbelastung Pflegender gestiegen

Die Pflegereform hat bei stationären Einrichtungen und deren Pflegepersonal nach Erfahrung Kenkels zu „großen Unsicherheiten“ geführt. Im Laufe des Jahres 2017 seien in den Caritas-Seniorenheimen zunehmend Bewohnerinnen und Bewohner in niedrige Pflegegrade gekommen. „Da der Stellenschlüssel am jeweiligen Pflegegrad hängt, hatte dies zu Folge, dass wir weniger Pflegepersonal zur Verfügung hatten. Immerhin hat man hier in Bayern aber nachgebessert, sodass wir heute zumindest wieder etwa denselben Personalstand haben wie Anfang 2017“, zeigt sich die Caritas-Abteilungsleiterin in dieser Hinsicht erleichtert. Allerdings sei dieses Personal heute wesentlich stärker gefordert: vor allem dadurch, dass dort immer mehr schwerkranke alte Menschen betreut werden müssten. „Früher waren die meisten Bewohner jahrelang in einem Seniorenheim. Mittlerweile reduziert sich deren durchschnittliche Verweildauer auf 13 Monate. Der Anteil der Sterbefälle ist enorm in die Höhe geschnellt“, erklärt Eva-Maria Schork. Die hohe Fluktuation mit häufigen Aus- und Einzügen in den Häusern belaste viele Pflegekräfte. „Wir haben so immer mehr Langzeitkranke und können oft nur schwer Ersatz aus den eigenen Reihen rekrutieren. Dies sollte bei Pflegesatzverhandlungen berücksichtigt werden, damit wir allein auch aus diesem Grund mehr Personal bewilligt bekommen“, wünscht sich Schork.

Die beiden Caritas-Vertreterinnen appellieren zum Tag der Pflege aber nicht nur an politisch Verantwortliche, sondern auch an die Pflegenden: „Bleiben Sie in Ihrem Beruf! Bleiben Sie Ihren Bewohnern und Patienten treu. Es ist ein wunderbarer Beruf mit Hand- und Herzarbeit, der viel Beziehungsarbeit bietet und eine Fürsorge für andere Menschen darstellt. Insofern bekommt man auch viel zurück“, macht Eva-Maria Schork für eine Tätigkeit in der Pflege Mut.

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