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16.10.2018

Studie der Caritas: Altenpflegekräfte besser unterstützen

Mit der Beantwortung verschiedener Fragen in mehreren Arbeitsschichten via Smartphone beurteilten rund 80 Altenpflegekräfte des Caritasverbandes Eichstätt ihre Berufssituation im Alltag in einer Untersuchung der Katholischen Universität. Foto: Elisabeth Riedl/Katholische Universität

Mit der Beantwortung verschiedener Fragen in mehreren Arbeitsschichten via Smartphone beurteilten rund 80 Altenpflegekräfte des Caritasverbandes Eichstätt ihre Berufssituation im Alltag in einer Untersuchung der Katholischen Universität. Foto: Elisabeth Riedl/Katholische Universität

Eichstätt. (pde) – Zeitdruck, hohes „Multitasking“, physische Anforderungen und Rollenkonflikte machen Altenpflegekräften in Seniorenheimen zu schaffen. Trotzdem zeichnet sich ihre Arbeit auch durch eine hohe erlebte Bedeutsamkeit, Abwechslung, kollegiale Unterstützung und viele positive Kontakte zu Heimbewohnern aus. Das hat eine Studie ergeben, die die Professur Psychologische Diagnostik und Interventionspsychologie und der Lehrstuhl für Sozialpädagogik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Auftrag des Caritasverbandes in sieben Einrichtungen durchführten. Beteiligt waren die Caritas-Seniorenheime Dietfurt, Freystadt, Gaimersheim, Ingolstadt-Gerolfing, St. Pius Ingolstadt, Spalt und Stein. Ziel war es, Ansatzpunkte zu erhalten, wie Altenpflegekräfte besser bei ihrer Arbeit unterstützt werden können.

Bei der Untersuchung beantworteten 80 Pflegerinnen und Pfleger – etwa jeweils zur Hälfte Fach- und Hilfskräfte – von Juli 2017 bis Mai 2018 anonymisiert insgesamt 740 Situationsfragebögen via Smartphone: davon jede Pflegekraft jeweils mehrmals kurze Fragen über mehrere Arbeitsschichten hinweg. Dabei ging es zum Beispiel darum, ob und in welchem Ausmaß sie in den vergangenen zwei Stunden unter Zeitdruck standen, die Arbeit sie emotional forderte oder sie diese als bedeutsam erlebten.

Es zeigte sich, dass die Altenpflegekräfte mit hohen und vielfältigen Anforderungen konfrontiert sind. Knapp 60 Prozent der Befragungszeitpunkte waren durch starkes „Multitasking“ geprägt: also dadurch, dass die Mitarbeitenden auf viele Dinge gleichzeitig achten mussten. In fast der Hälfte aller Situationen gaben die Befragten zudem an, unter starkem Zeitdruck zu stehen, eine körperlich anstrengende Arbeit zu verrichten sowie sich nicht so um die Heimbewohner kümmern zu können, wie sie es selbst für richtig halten. Und in jeder vierten Situationsbefragung zeigte sich eine große Verantwortung sowie eine hohe emotionale Anforderung. Vergleichsweise selten wurden hingegen Schwierigkeiten mit Heimbewohnern sowie Angehörigen angegeben.

Neben den genannten Stressfaktoren in der Altenpflege zeigte die Studie im positiven Sinne vielfache „Ressourcen“ auf: In über 90 Prozent der Situationen erlebten die Pflegerinnen und Pfleger ihre eigene Arbeit als bedeutsam und wichtig. Zudem wurde sehr häufig mitgeteilt, positive Kontakte zu Heimbewohnern zu haben und eigene Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen zu können. Auch die Abwechslung bei der Arbeit schätzten die Pflegekräfte nach ihren Angaben als hoch ein. Unter den Ressourcen am kritischsten beurteilt wurde der Entscheidungsspielraum: In mehr als jeder dritten Situation erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine eher eingeschränkte Autonomie. Um Stress abzubauen, schlägt daher die Diplom-Psychologin Elisabeth Riedl, die die Studie durchführte, als einen möglichen Ansatzpunkt für Verbesserungen vor, den Entscheidungsspielraum von Pflegekräften zu erhöhen.

Insgesamt gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Studie „ein positives situatives Befinden am Arbeitsplatz“ an. Die Pflegekräfte teilten zwar in knapp 30 Prozent der Situationen ein hohes Ausmaß an Stress mit, fühlten sich nach ihren Angaben aber bei ihrer Tätigkeit grundsätzlich wohl und legten ein hohes Arbeitsengagement an den Tag. In einer gesonderten Befragung wurde das für die Caritas erfreuliche Ergebnis festgestellt, dass die befragten Pflegekräfte „eine sehr positive Einstellung zu ihrem Beruf und zu ihrer Einrichtung“ aufweisen. Zudem stellte die Untersuchung eine „vergleichsweise hohe Spiritualität“ bei den Beteiligten fest. Als problematisch wird hingegen herausgestellt, dass fast 70 Prozent der befragten Pflegekräfte „ein Ungleichgewicht zwischen den sehr hohen Anstrengungen dieses Berufs im Vergleich zu den materiellen Belohnungen wahrnehmen“. Günstiger fiel die Bewertung „immaterieller Belohnungen“ aus: Eine den Anstrengungen entsprechende Anerkennung durch Vorgesetzte ist aus Sicht von über der Hälfte der Befragten gegeben.“ Doch auch hier gibt es nach Einschätzung von Elisabeth Riedl „noch Luft nach oben“.

Um genauere Erkenntnisse für Verbesserungen zu gewinnen, will der Caritasverband mit der Professur Psychologische Diagnostik und Interventionspsychologie und dem Lehrstuhl für Sozialpädagogik eine weitere Untersuchung durchführen. Diese soll die Grundfrage „Was könnte helfen?“ in den Vordergrund rücken. Für Elisabeth Riedl belegt unterdessen bereits die erste Studie, „dass Altenpflege nichts für Leute ist, die gerne eine ruhige Kugel schieben wollen, aber sehr viel Positives zu bieten hat“.

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