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Starkes Zeichen der Solidarität: Friedensgebet für die Menschen in der Ukraine
Eichstätt. – Drei Jahre. Wer hätte nach den ersten schockierenden Bildern gedacht, dass der Krieg in der Ukraine so lange andauert? Auch die Menschen, die sich kurz nach Kriegsbeginn in Eichstätt zum Friedensgebet versammelten, hofften auf ein schnelles Ende der Gewalt. Aber es verging Woche um Woche, Monat um Monat. Und noch immer stehen sie jeden Mittwoch auf dem Residenzplatz, inzwischen mehr als 100 Mal, und setzen auf die Kraft des Gebets und der Solidarität. Dass sie sich nun ausnahmsweise an einem Montag treffen, hat einen besonderen Grund: Am 24. Februar jährt sich der russische Überfall zum dritten Mal.
„Ein trauriges Datum“, sagt die gebürtige Ukrainerin Tetiana Umin, die an der weißrussischen Grenze aufgewachsen ist, 150 Kilometer von Kiew entfernt. Seit 2009 lebt sie in Eichstätt, hat an der Katholischen Universität studiert und ist jetzt Lehrerin an der Neuburger Realschule. Auf dem Weg dorthin erfuhr sie im Zug vom Kriegsausbruch. In ihrer Whatsapp-Familiengruppe gingen die Nachrichten hin und her. An jenem Tag war Weiberfasching, Schüler und Lehrer durften verkleidet zum Unterricht, die Stimmung war fröhlich, „eine surreale Situation“. Kollegen, bei denen sich die schlimme Nachricht herumsprach, schlugen Umin vor, nach Hause zu fahren, „aber daheim hätte ich nur geweint“. Wenn sie heute mit ihren Eltern telefoniert, hört sie von Drohnen, die über ihr Elternhaus fliegen, von Beerdigungen junger Soldaten, an denen alle Anteil nehmen.
Umin leitet in Eichstätt die Ukrainische Gemeinde, einen Verein, der überwiegend aus Geflüchteten besteht. „Wir versuchen von hier aus ein bisschen zu helfen“, berichtet sie, „auch wenn es nur Tropfen auf den heißen Stein sind.“ Der Verein organisiert zum Beispiel Weihnachtspäckchen für die Kinder von Gefallenen, Pantoffeln für verletzte Soldaten auf Reha, medizinisches Besteck für Ärzte im Fronteinsatz. Umin gibt auch stets die Einladung zum Friedensgebet weiter, denn „es geht uns hier sehr gut und es ist unsere Pflicht, Präsenz zu zeigen“.

Bereits einige Tage vor der drohenden russischen Invasion war in Eichstätt zu einem Friedensgebet aufgerufen worden. Mit der besinnlichen Stunde, die in der Schutzengelkirche stattfand, beteiligte sich das Bistum auf Initiative von Weltkirche-Referatsleiter Dr. Gerhard Rott an einer bundesweiten Aktion des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis. Ebenfalls auf Rotts Initiative hin versammelte sich dann nach Kriegsausbruch eine große Menschenmenge, darunter auch Bischof Gregor Maria Hanke, einige Male auf dem Eichstätter Marktplatz, ehe die Treffen auf den Residenzplatz verlegt wurden. Veranstalter sind die katholische Stadt- bzw. Dompfarrei und die evangelisch-lutherische Pfarrgemeinde Eichstätt gemeinsam mit dem Referat Weltkirche und dem ostkirchlichem Priesterseminar Collegium Orientale (COr). Dass die Rednerinnen und Redner, die Musikgruppen oder Chöre von der durchwegs 30 bis 50 Menschen zählenden Runde gut zu verstehen sind, ist das Verdienst von Lioba und Thomas Henke, die von Beginn an für die Lautsprecher-Technik zuständig sind. Ein Ende dieses Einsatzes sei derzeit nicht in Sicht, befürchtet Lioba Henke, die bis zu ihrem Ruhestand Gemeindereferentin in der Dompfarrei war. Gar manches Mal habe sie an eisigen Winterabenden beim Friedensgebet gefroren, berichtet sie. Aber mit Blick auf das, was Menschen in der Ukraine gerade durchstehen „hab ich mir gesagt: Reiß dich zusammen!“ Wie viele andere, die regelmäßig dabei sind, schätzt sie die Vielfalt der Redebeiträge, sie begrüßt es „dass es ökumenisch ist, dass auch die Stadt dahintersteht, dass das COr mitmacht“.
Von dessen 41 Kollegiaten und Mitarbeitenden stammen 22 aus der Ukraine, darunter auch Rektor Dr. Oleksandr Petrynko. Als „gedrückt“ beschreibt er die Atmosphäre im Haus nach drei Jahren Krieg. Die Kollegiaten könnten zwar theoretisch in die Heimat fahren, aber sie seien alle im Mobilisierungsalter und würden wohl umgehend zum Militärdienst eingezogen. Im COr habe gottseidank noch niemand Nachricht bekommen, dass ein Angehöriger im Krieg gefallen sei, gibt der Rektor Auskunft. Aber es gebe Gefangene, Verschwundene, auch in seiner eigenen Familie. Einer seiner Cousins, Vater von drei Kindern, gilt seit November als vermisst.
Das wöchentliche Friedensgebet in Eichstätt schätzt Petrynko als „sehr starkes Zeichen der Solidarität“, das deutschlandweit seinesgleichen suche und für das COr große Bedeutung habe: „Ich sage den Studenten: Bitte plant alles in der Woche um diesen Termin herum“. Neben Gebeten und Ansprachen sei auch der persönliche Austausch wichtig mit Menschen, die vereint sind in der Sehnsucht nach Frieden, nicht nur in der Ukraine, sondern auch in anderen Teilen der Erde.
„Naher Osten, Syrien, Sudan“, zählt der evangelisch-lutherische Pfarrer von Eichstätt, Martin Schuler, weitere Kriegs- und Krisenregionen auf. Schuler hatte sich von Anfang an bereit erklärt, die Fürbitten zu formulieren, die neben den Impulsvorträgen fester Bestandteil jedes Mittwochstreffens sind. Er sei dankbar, Teil dieser Initiative zu sein, sagt der Geistliche, „vor allem in dieser dreifachen Ökumene, römisch-katholisch, griechisch-katholisch und evangelisch-lutherisch“. Das COr habe er schon immer als gastfreundlich empfunden, meint Schuler, „aber man kannte sich dann doch nicht so. Jetzt, durch die Friedensgebete, sind wir uns näher gekommen“. Die ostkirchliche Sicht auf die Bibel, die Gesänge, all dies sei „eine große Bereicherung“.
Gabi Gess für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt

Unter dem Leitwort „Zuversicht und Hoffnung“ steht das ökumenische Friedensgebet zum dritten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Gesamtukraine am Montag, 24. Februar, in Eichstätt. Bei dem Gebet um 18 Uhr auf dem Residenzplatz werden Oberbürgermeister Josef Grienberger und Generalvikar Michael Alberter Impulse sprechen. Anschließend findet ein Benefizkonzert im Dom statt.
Musikalisch umrahmt wird das Friedensgebet durch den Chor des Collegium Orientale Eichstätt. Mit dem Schlusslied zieht der Chor in den Dom, wo er um 18.30 Uhr mit anderen Musikerinnen und Musikern ein Benefizkonzert der Ukrainischen Gemeinde Eichstätt gestalten wird. Mit dabei sind das Quartett Augsburg (Chor), Tetyana Hoch (Klavier), Maria Mytko (Bandura), Roman Smokirov (Klavier), das Duo Kvitka-Maria Okis (Cello) und Vasyl Petryshyn (Klavier) und Yaroslav Gross (Saxophon). Die Spenden beim Konzert sind für die Anschaffung eines Rettungswagens für die Ukraine gedacht. Es findet normalweise mittwochs statt, diesmal aufgrund des Jahrestags des Kriegsbeginns jedoch am Montag. Auch in anderen Orten des Bistums finden Friedensgebete statt:
Ingolstadt
Die City-Seelsorge Ingolstadt ruft alle Gemeinden und Konfessionen zu einem gemeinsamen Friedensgebet auf. Treffpunkt ist am Montag, 24. Februar, um 19.30 Uhr vor dem Ingolstädter Rathaus. Eine halbe Stunde früher beginnt der Friedensweg von vier Startpunkten am Stadtrand: von Norden (Nordbahnhof/West), von Osten (Parkeingang hinter der Technischen Hochschule Ingolstadt, Östliche Ringstraße 18), von Süden (Klenze-Brunnen, Siebenbürger Platz) und von Westen (Westfriedhof Haupteingang).
Nürnberg
Unter dem Motto „Ein Werkzeug des Friedens sein“ laden die SinN-Stiftung Nürnberg und der Rat der Religionen Nürnberg am Montag, 24. Februar, zu einem multireligiösen und multikulturellen Gebet für den Frieden in der Ukraine und in der Welt ein. Beginn ist um 19 Uhr im eckstein, dem Haus der evangelisch-lutherischen Kirche in Nürnberg, Burgstr. 1-3.
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