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Sozialarbeiterin der Caritas:„Allgemeinärztin im sozialen Bereich“
Weißenburg – „Aufhelfen“ lautet das Motto der diesjährigen Frühjahrssammlung des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt. In kaum einem Dienst wird dieses Motto so sichtbar wie in der Allgemeinen Sozialberatung, dem Kerndienst der Caritas, den es im Bistum Eichstätt an allen sieben Kreisstellen des katholischen Wohlfahrtsverbandes gibt. Die Sozialarbeiterin Nadja Gschwendtner von der Caritas-Kreisstelle Weißenburg hat anlässlich der Sammlung, deren Mittel auch in die Sozialberatung fließen, Nöte von und Hilfen für ihre ratsuchenden Klientinnen und Klienten beschrieben. Durch ihr „Aufhelfen“ schaffen es viele Betroffene, wieder selbst mit ihrem Leben klar zu kommen.
Bündel an Problemen
„Ein typischer Fall sind kinderreiche Familien, die in beengten Wohnverhältnissen leben, in denen ein Elternteil chronisch krank ist und der andere Teil in einem befristeten Niedriglohnjob prekär beschäftigt ist. Die Familie bezieht entweder aufstockendes Bürgergeld oder erhält die Regelleistungen, wenn gerade einmal niemand in Arbeit ist“, informiert die Sozialarbeiterin. Diese Familien hätten häufig Schulden, zum Beispiel aufgrund von Mietrückständen oder weil sie den Überblick über ihre Ratenzahlungen verloren haben. Zudem seien Mitglieder der Familie nicht selten psychisch krank, nennt die Caritasmitarbeiterin ein Bündel an Problemen.
So vielfältig die sozialen Nöte sind, so vielfältig sind auch die Initiativen, in denen Nadja Gschwendtner Betroffenen „aufhilft“. Sie versteht sich als „Allgemeinärztin im sozialen Bereich“. Nach einer Sammlung der unterschiedlichen Probleme in einer „to-do-Liste“ geht es meistens zuerst um die Existenzsicherung. Wenn eine beratene Familie nicht genügend Geld für den Kauf von Lebensmitteln hat, stellt sie ihr als Soforthilfe einen Tafelschein aus. Denn sie weiß: „Wenn man nichts zu essen hat, hat man nicht die Kraft, sich um anderes zu kümmern.“ Nicht selten telefoniert sie dann mit den Stadtwerken, um eine Stromsperre zu verhindern, indem sie mit diesen Ratenzahlungen für die Hilfesuchenden vereinbart.
In einem zweiten Gespräch sichtet sie gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten deren Unterlagen, zum Beispiel die Kontoauszüge, um Sozialleistungen zu beantragen. „Wenn es bei der Auszahlung zu Verzögerungen kommt, weil die Betroffenen zum Beispiel vom bisherigen Arbeitgeber und dem Vermieter nicht schnell die nötigen Unterlagen bekommen oder aber die Behörden überlastet sind, kann manchmal nur noch eine Spende zur Überbrückung helfen“, erklärt die Caritasmitarbeiterin. Zudem bemüht sie sich um weitere Erleichterungen: zum Beispiel darum, dass es für die Kinder Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket gibt, damit sie etwa Nachhilfe bekommen und an Ausflügen sowie am Mittagessen in der Schule teilnehmen können, dass Familienmitglieder unter Umständen einen Schwerbehindertenausweis erhalten und die Familie vielleicht eine Haushaltshilfe bekommt.
Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen
Zudem nimmt Nadja Gschwendtner immer wieder einmal Kontakt zu ehrenamtlichen Hilfsorganisationen im Umkreis auf, damit diese die Klientinnen und Klienten zum Beispiel zu Ämtern oder Ärzten fahren, wenn sie außerhalb der Stadt wohnen. Wenn Betroffene Schmerzen haben, aber noch nie zum Arzt gegangen sind, macht sie dort für sie einen Termin aus. Bei psychischen Problemen wie einer dauerhaften Depression ruft sie immer wieder einmal den Sozialpsychiatrischen Dienst der Diakonie in Weißenburg an, in dringenderen Fällen den Krisendienst Mittelfranken. Im Fall einer akuten Suizidgefährdung, „weil belastete Eltern keinen Ausweg und keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen“, setzt sie sich mit der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Bezirksklinikum Ansbach in Verbindung, um eine stationäre Behandlung zu erwirken.
Was nach Auskunft von Nadja Gschwendtner auch immer wieder vorkommt, ist, dass sie Menschen zwischen 30 und 40 Jahren aufsuchen, die zum Beispiel durch einen plötzlichen Krankheitseintritt arbeitsunfähig geworden sind. Da das Krankengeld nach 78 Wochen ausläuft, unterstützt sie dabei, dass diese Personen dann zum Beispiel eine Rente wegen voller Erwerbsminderung bekommen. Eine weitere Bevölkerungsgruppe, die häufig zur Allgemeinen Sozialberatung der Caritas in Weißenburg kommt, sind der Sozialarbeiterin zufolge alleinstehende Seniorinnen und Senioren, „die oft nur eine Rente von rund 500 Euro beziehen“. Nadja Gschwendtners „Aufhelfen“ besteht in diesen Fällen darin, für die Betroffenen Wohngeld und Grundsicherung zu beantragen und sie möglichst in soziale Teilhabeangebote der Caritas Weißenburg zu integrieren. So können sie im Altersarmutsprojekt für einen symbolischen Beitrag von einem Euro an einem Mittagstisch sowie kostenfrei an einem Seniorencafé teilnehmen.
Finanzielle Probleme stehen bei den allermeisten Klientinnen und Klienten der Allgemeinen Sozialberatung im Vordergrund. Doch es kommen auch Menschen mit anderen Sorgen: zum Beispiel Ehepaare, die Probleme miteinander haben. Sofern Nadja Gschwendtner diesen nicht selbst helfen kann, empfiehlt sie ihnen die Ehe- und Familienberatung. Frauen, die Gewalt in der Familie erlebt haben, vermittelt die Sozialarbeiterin ans Frauenhaus und hilft ihnen auf Wunsch selbst, eine Scheidung vorzubereiten.
Vereinzelt kommen auch Jugendliche
Auch suchen die Sozialarbeiterin Menschen auf, denen die Wohnung gekündigt wurde. Für sie prüft sie zunächst, ob die Kündigung rechtswirksam ist und ob sie gegebenenfalls Ratenzahlungen mit dem Vermieter vereinbaren kann. Im Notfall vermittelt sie die Betroffenen in die zuständige Obdachlosenunterkunft. Dies tut sie auch für wohnungslose Menschen, „die hier immer wieder einmal bei uns stranden“. Ihnen bietet sie zudem an, bei einem Gesprächstermin Sozialleistungen zu beantragen. „Vereinzelt finden auch Jugendliche den Weg zu uns, um Hilfe für ihre Familie zu bekommen“, so die Sozialarbeiterin.
Text: Peter Esser/Caritas
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