Zum Inhalt springen
27.08.2024

Sommer-Ziele: Kirchen und Kapellen am Brombachsee

Foto: Geraldo Hoffmann/pde

Eine Oase der Ruhe: Die Kirche „Maria Rosenkranzkönigin“ im Wald bei Langlau. Foto: Geraldo Hoffmann/pde

Pleinfeld/Absberg/Allmannsdorf – Hunderttausende von Menschen besuchen jedes Jahr das Fränkische Seenland zum Freizeitvergnügen und zur Erholung. An zahlreichen Orten rund um die Seen können sie auch seelisch ausruhen und auftanken. Allein um den Brombachsee, dem größten See des Fränkischen Seelands, gibt es rund 50 Kirchen und Kapellen, die zum An- und Innehalten einladen.

Eine gute Übersicht dieser „spirituellen Tankstellen“ – neben den unübersehbaren Kirchtürmen der umliegenden Ortschaften – bietet der „Pleinfelder Kapellenweg“. Allein auf dem Gebiet des Marktes Pleinfeld hat ein „Kapellen-Team“ der Gemeinde 37 Kapellen mit Informationstafeln versehen. Viele von ihnen sind bequem über den 17,5 Kilometer langen Rad- und Wanderweg rund um den Brombachsee erreichbar. In einem Prospekt, der in der Touristeninformation erhältlich ist, heißt es zu den Kapellen: „Sie sind in ihrem Äußeren und ihrer Ausstattung meist einfach und schlicht und doch Zeugen einer tiefen Gläubigkeit. Oft weiß man nur wenig über ihre Entstehung, trotzdem hat jede von ihnen ihre eigene Geschichte. Diese ‚Wegzeichen‘ wollen zum Innehalten und Nachdenken anregen.“

Lieblingsort Herz-Jesu-Kapelle

Eines dieser „Wegzeichen“ ist die Herz-Jesu-Kapelle bei der Mandlesmühle nahe Allmannsdorf, die mehr einem Bildstock gleicht. Sie wurde nach dem Bau des Hauptdammes im Jahr 2000 neu errichtet und steht unweit der Mandlesmühle neben einem von zwölf Wehren. Die Herz-Jesu-Kapelle ist einer der Lieblingsorte von Pastoralreferent Andreas Weiß im Bistum Eichstätt. Sie war der Endpunkt des „spirituellen Laufs“, den er als Dekanatsreferent des Dekanats Weißenburg-Wemding mit Urlaubern veranstaltet hat. Die spirituelle Joggingrunde „Laufen und esprit“ verband die Bewegung des Sports mit Elementen der Stille und des Gebets. Weiß wollte damit auch Bewegung in die Kirche bringen und suchte dafür nicht zufällig den Brombachsee aus: „Die Umgestaltung des Brombachtals hin zum Seeland hatte eine große verändernde Wirkung für die Menschen, die hier leben.“

In der Mandlesmühle wird diese Veränderung anschaulich dargestellt. Insgesamt zwölf Mühlen säumten einst den Brombach und den hinzulaufenden Igelsbach auf einer Strecke von etwa zwölf Kilometern und bildeten über Jahrhunderte die Wirtschaftskraft des Brombachtals. Mit dem Bau des Fränkischen Seenlands sind die Brombacher Mühlen im wahrsten Sinne des Wortes untergegangen: Um dem regenarmen Norden Bayerns mehr Wasser zuzuführen und gleichzeitig die Hochwasser der Altmühl aufzufangen, sind Stauseen geschaffen und das Mühlengebiet geflutet worden. Nur die Mandlesmühle ist geblieben. Sie beherbergt heute die Seemeisterstelle Brombachsee und ein Informationszentrum für Gäste. Darin wird auch die Entwicklung des gigantischen Seebauprojektes dokumentiert und gezeigt: Beständig wie ein Mühlrad dreht sich das Rad der Zeit weiter.

Knapp eine halbe Stunde zu Fuß von der Mandlesmühle und 650 Meter vom Seezentrum Allmannsdorf entfernt steht die Filialkirche St. Laurentius, eine der ältesten Kirchen der Pfarrgemeinde Pfeinfeld. Im romanischen Turmuntergeschoss wurden 1948 Fresken aus dem 14. Jahrhundert freigelegt – die Symbole der Evangelisten im Gewölbe, der auferstandene Christus an der östlichen Chorstirnwand, flankiert von den Aposteln Petrus und Paulus sowie von Matthias und Jakob. Die Kirchentüren öffnen sich allerdings nur alle 14 Tage mittwochs, um 19 Uhr, für einen Gottesdienst. Die Pfarrkirche St. Nikolaus im Herzen Pleinfelds hingegen ist täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet.

Jakobkapelle, ein Zeichen der Ökumene

Nur drei Minuten zu Fuß von der Schiffsanlegestelle Ramsberg entfernt stehen die Türen der katholischen Filialkirche St. Josef in der Regel täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr offen. Ramsberg hatte ursprünglich eine kleine Josefs-Kapelle aus dem Jahre 1723, die nur für acht Personen Platz hatte und wegen Baufälligkeit 1884 abgetragen wurde. Mit Hilfe von Spenden und einer Haus-Kollekte in allen katholischen Gemeinden Mittelfrankens sowie von Sachspenden, wie Steinen aus dem örtlichen Steinbruch, konnte die neue Ramsberger Kirche 1887 und 1888 errichtet werden.


Von der St. Josef-Kirche führt ein Wanderweg in 15 Minuten zur St. Jakobus-Kapelle, von der aus sich ein Panoramablick auf den Brombachsee öffnet. Welt- und konfessionsoffen, ökumenisch also ist das Konzept der Kapelle. Angesichts geringer finanzieller Mittel wurde sie von freiwilligen Helferinnen und Helfern der katholischen und evangelischen Kirchen errichtet und im Jahr 2000 eingeweiht. Damals, zum Abschluss der Flurbereinigung in der Gemeinde Pleinfeld, kam der Gedanke auf, etwas Nachhaltiges zu schaffen. Zunächst war von einem Freikreuz die Rede, dann kam die Idee einer Kapelle ins Spiel. „Wir haben uns mit Vereinen und Privatleuten den Bau zugetraut und es ist ein wunderbarer Ort geworden“, erzählt Josef Riedl, Mitinitiator der Jakobskapelle.

Antonius-Kapelle am Müßighof

Nachhaltigkeit wird auch am Kleinen Brombachsee großgeschrieben. Direkt am See, schräg gegenüber der Badehalbinsel, liegt der Müßighof, ein kleines Idyll, das Jahr für Jahr viele Besucherinnen und Besucher anzieht. Seit 1920 ist der über 500 Jahre alte Müßighof Teil des regionalen Zentrums von Regens Wagner Absberg. „Für Menschen mit Behinderung da sein“, lautet der Auftrag der Regens-Wagner-Stiftungen, der hier verwirklich wird (siehe Video). Das Anwesen umfasst neben Stall- und Wirtschaftsgebäuden, Gewächshäusern, Wohneinheiten, einem Künstleratelier und einer Keramikwerkstatt auch ein Bauernhofmuseum, einen Hofladen und ein gemütliches Bistro mit Sonnenterrasse. Letzteres ist, seit seiner Entstehung 2011, ein beliebtes Ausflugsziel bei Radlern, Wanderern und Badegästen. Für Kinder gibt es einen Spielbereich mit einer historischen Schulbank. Die 2001 eingeweihte Antonius-Kapelle am Müßighof lädt zum Innehalten ein. Sie ist – wie auch das Bauernhofmuseum – geöffnet von Ostern bis Oktober, dienstags bis freitags von 9 Uhr bis 16.30 Uhr sowie samstags nach Vereinbarung. Bei einem Spaziergang über den Hof können Besucherinnen und Besucher Einblicke in die biologische, soziale Landwirtschaft gewinnen. Auch eine Hofführung für Gruppen ist auf Anfrage möglich.

Knapp eine halbe Stunde zu Fuß vom Müßighof befindet sich die Pfarrkirche St. Ottilia im Deutschordensschloss Absberg. Sie ist in der Regel täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Die 1777 im Südflügel des barocken Schlosses gebaute Kapelle war die erste katholische Kirche im protestantisch geprägten Absberg. Seit 1834 ist die Schlosskapelle Pfarrkirche. Am Altarblatt ist eine Darstellung der heiligen Ottilia zu sehen, die einen Blinden heilt. Seit 1910 wird das Schloss Absberg unter Trägerschaft der Regens Wagner-Stiftung als Pflegeeinrichtung für Erwachsene mit geistiger oder Mehrfachbehinderung genutzt. Sollte die Schlosskapelle geschlossen sein, können Besuchende an der Pforte der Einrichtung um Öffnung bitten.

Eine Baracke als Gotteshaus

Auf der anderen Seeseite liegt in einer Lichtung im Wald am Ortsende von Langlau in Richtung Sorghof die katholische Filialkirche „Zur Dreimal Wunderbaren Mutter Maria“ (Im Volksmund „Maria Rosenkranzkönigin“ genannt). Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges fanden fast 800 Heimatvertriebene, überwiegend aus Schlesien und dem Sudetenland, in der Gemeinde eine Unterkunft. Viele von ihnen lebten in den Baracken der Muna Langlau auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik. Bei den meist römisch-katholischen Vertriebenen reifte schon bald der Gedanke, ein eigenes Gotteshaus zu errichten – Langlau war und ist ein überwiegend evangelischer Ort. Sie errichteten mit ihrer Einsatzbereitschaft in Zusammenarbeit mit der Diözese Eichstätt anstelle einer der „Flüchtlingsbaracken“ eine Notkirche aus Holz. Am 25. Mai 1953 wurde sie der Patronin der Diözese Eichstätt „Zur Dreimal Wunderbaren Mutter Maria“ geweiht. Zum Gedenken an die Toten der verlorenen Heimat wurde 1958 ein hölzernes Gedenkkreuz an der Außenseite der Kirche als Mahnmal angebracht. Geöffnet wird die Kirche nach Terminvereinbarung beim Pfarrbüro Absberg. Gottesdienste finden monatlich dort statt: Die nächsten sind am 29. September und am 27. Oktober jeweils um 8.30 Uhr.

Text: Geraldo Hoffmann

VGN-Freizeitlinien

Das Fränkische Seelenland ist vor allem für Tagesausflüge an Wochenenden und Feiertagen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Dafür bietet der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) Freizeitlinien an.

Ein Mamutprojekt

Am 16. Juli 1970 fasste der Bayerische Landtag den Beschluss, das Fränkische Seenland im südlichen Mittelfranke zu bauen. Um „den Brombachspeicher für die Erholung der Bevölkerung zu erschließen“ wurde 1972 der Zweckverband Brombachsee gegründet. Mitglieder sind die heutigen Seeanliegergemeinden Absberg, Haundorf, Pfofeld, Pleinfeld und Spalt sowie die Stadt Gunzenhausen, die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen und Roth und der Bezirk Mittelfranken. Baubeginn für das gigantische Vorhaben war der 4. Juli 1974 mit dem Stollenanschlag für den Überleiter zwischen Altmühlsee und Brombachsee.

Binnen 30 Jahren verwandelte sich die landwirtschaftlich geprägte Region zwischen Gunzenhausen, Spalt und Roth in eine Seenlandschaft. Mit den Stauseen wollte die Staatsregierung dem regenarmen Norden Bayerns mehr Wasser zuführen, gleichzeitig sollten Altmühlsee und Brombachsee die einst verheerenden Hochwasser der Altmühl auffangen. Als positiven Nebeneffekt erhoffte man sich eine touristische Erschließung des ehemals ländlich geprägten und strukturschwachen Gebiets. 2023 hat das Fränkische Seenland nach eigenen Angaben ein Rekordjahr mit 1,32 Millionen Übernachtungen verzeichnet.

Kleiner Brombachsee, Igelsbachsee und Großer Brombachsee sind durch zwei Vorsperren voneinander abgetrennt und bilden zusammen den Brombachsee. Er wurde im Jahr 2000 eingeweiht und liegt komplett auf dem Gebiet des Bistums Eichstätt. Der Brombachsee ist mit über 150 Millionen Kubikmetern Wasser und einer Oberfläche von 12,1 Millionen Quadratmetern nach dem Forggensee im Allgäu der zweitgrößte Stausee Deutschlands.

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Kommunikation veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.