Zum Inhalt springen
04.02.2021

Schulseelsorge setzt auf Dialog und nimmt neue Themen in den Blick

Finger

Ein offenes Ohr und Fingerspitzengefühl sind wichtig in der Schulpastoral. Foto: Thomas Bößl/pde

Eichstätt. (pde) – Mit einem vielfältigen Angebot engagiert sich die Diözese Eichstätt in der Schulpastoral – auch und gerade in Corona-Zeiten. Auf Empfehlungen der deutschen Bischöfe soll die Seelsorge an der Schule weiterentwickelt und gestärkt werden. Themen wie das Lernen religiöser Toleranz und der bedachte Umgang mit digitalen Medien rücken in den Blickpunkt.

Die Schule habe heute eine größere Bedeutung für die Glaubenskommunikation mit Kindern und Jugendlichen als in früheren Jahrzehnten, heißt es in den kürzlich veröffentlichten Eckpunkten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zur Weiterentwicklung der Schulpastoral. „Wir freuen uns darüber, dass die Bischöfe die Schule als Ort pastoralen Handelns in den Blick nehmen“, sagt Referent Werner Reutter, der zusammen mit Religionspädagoge Armin Hückl für die Schulpastoral in der Diözese Eichstätt zuständig ist. In den vergangenen Jahren hätten Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Inklusion, Ganztagsschule und Ganztagsbetreuung, Interreligiosität, sexualisierte und andere Formen von Gewalt, Digitalisierung oder die ökologische Krise immer mehr an Bedeutung gewonnen. „In der Schulpastoral tritt die Kirche mit den Menschen im Lebensraum Schule in Dialog, um Freude und Hoffnung zu teilen und mit ihnen gemeinsam den Fragen und Herausforderungen ihrer jeweiligen Lebenssituation zu begegnen“, erklärt Hückl.

Gerade in der Corona-Pandemie leiste Schulpastoral durch verschiedene Angebote einen großen Beitrag. So gibt es Gesprächsangebote wie Walk and Talk“ oder„(R)Auszeit“, die von Schülerinnen und Schülern ebenso wie von Lehrkräften und Eltern gerne genutzt werden. Mit spirituellen Impulsen, die digital zur Verfügung gestellt werden, bietet die Schulpastoral die Möglichkeit zum „seelischen Auftanken“ an.

Krisenseelsorge und Inklusion

An den Schulen in der Diözese Eichstätt wird Schulpastoral vor allem von Religionslehrerinnen und Religionslehrern im Kirchendienst getragen. Die Angebote reichen von liturgischen Feiern und spirituellen Räumen über den Einsatz für die Umwelt, Sozialprojekte oder Eine-Welt-Arbeit bis hin zu seelsorglichen Gesprächen. „Es geht darum, den Lebensraum Schule zu gestalten und Horizonte zu einem erfüllten Leben zu eröffnen“, betont Reutter. Im Mittelpunkt stehe der „Dialog mit den Menschen in der Schule“.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Krisenseelsorge im Schulbereich (KiS), ein Angebot für alle Menschen, die mit Tod und Trauer an Schulen in Berührung kommen. Die rund 20 KiS-Mitarbeitenden, zu denen auch Armin Hückl gehört, bieten regelmäßig Fortbildungen an, unterstützen die Schulen beim Aufbau von Krisenteams, stehen als Ansprechpartner zur Verfügung und kommen auf Anfrage auch im Akutfall an die einzelnen Schulen.

Das Referat Schul- und Jugendpastoral bietet beispielsweise „Tage der Orientierung“ an, bei denen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich mit sich selbst, ihren Werten und Themen des Lebens zu beschäftigen. Daneben gibt es für Schulklassen, die neu „zusammengewürfelt“ wurden, sogenannte „Wir sind Klasse“-Tage, die zum besseren Kennenlernen untereinander und zur Bildung einer tragfähigen Klassengemeinschaft gedacht sind.

Im Schreiben der DBK sehen Reutter und Hückl auch eine Bestätigung ihrer bisherigen Arbeit in verschiedenen Themenbereichen. So gebe es bereits an zahlreichen Schulen im Bistum zum Beispiel inklusive Angebote wie Patenschaftsprojekte und Kennenlerntage oder präventive Projekte wie Streitschlichter, Mobbingprävention oder Pausenengel. Zur Übernahme sozialer und politischer Verantwortung werden Schülerinnen und Schüler durch „Schul-Eine-Welt-Laden“, Schülerparlament oder „Freiwilliges Soziales Schuljahr“ motiviert. Spirituelle Elemente, Andachten und Gottesdienste aber auch Tage der Orientierung, multireligiöse Feiern oder das Projekt „Weltethos“ fördern das Zusammenleben und -lernen von Menschen mit unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen und kulturellen Lebensstilen.

Umgang mit digitalen Medien

„Die Empfehlungen der Bischöfe sind für uns natürlich auch Anstoß zur Weiterentwicklung der Schulpastoral in unserem Bistum“, sagt Armin Hückl. Gerade in Bezug auf die Förderung eines reflektierten Umgangs mit digitalen Medien bestehe großer Nachholbedarf. Hier fehle es sowohl an einer adäquaten Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch an der notwendigen technischen Ausstattung, die eine ansprechende und professionelle Präsenz der Schulpastoral in den sozialen Medien ermögliche. Ausbaufähig seien darüber hinaus Angebote der Schulpastoral für Lehrkräfte, Mitarbeitende an den Schulen und Eltern.

Ebenso wichtig wäre es, die Aufgaben der Schulpastoral im diözesanen Pastoralkonzept zu beschreiben und gemeinsam mit den Verantwortlichen zu überlegen, wie das Selbstverständnis und damit verbunden das Rollenverständnis von Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern im Bistum gestärkt werden könne – gerade und besonders im Hinblick auf das Engagement von staatlichen Lehrkräften. „Die Personalentwicklung der Diözese zeigt sehr deutlich, dass das Angebot der Schulpastoral zukünftig nicht mehr allein von kirchlichen Mitarbeitern getragen werden kann“, stellt Werner Reutter fest. Deshalb würden zurzeit gemeinsam mit den anderen Referenten für Schulpastoral in Bayern Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt, die sich gezielt an staatliche Lehrkräfte wenden, um diese dann als Seelsorgerinnen und Seelsorger beauftragen zu können, so wie es die Bischöfe in ihrem Schreiben empfehlen.

Mobbingprävention

Bestärkt fühlen sich Reutter und Hückl auch in ihren Überlegungen, sogenannte „Dialogstellen Schulpastoral“ an verschiedenen Orten im Bistum zu errichten. Damit soll die Vernetzung unter den Akteuren intensiviert und die Kooperation mit der evangelischen Schulseelsorge vor Ort gestärkt sowie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Schulpastoral gewonnen und begleitet werden. „Dadurch können Synergieeffekte genutzt werden, um ein breiteres schulpastorales Angebot vor Ort und eine Anbindung an die pastoralen Räume zu ermöglichen“, so Hückl. Sicher müsse dabei auch an die Einbindung anderer Berufsgruppen und Institutionen innerhalb und außerhalb der Schule gedacht werden. So sei bereits eine Fortbildungswoche zum Thema Mobbingprävention in Zusammenarbeit mit der bayerischen Polizei durchgeführt worden. Aufgrund dieser positiven Erfahrung sei es angedacht, in einer weiteren Fortbildungswoche wieder mit der Polizei zusammenzuarbeiten, um die Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger mit dem Medienkompetenztraining für erwachsene Multiplikatoren („Fairnetzen“) für dieses Thema fit zu machen.

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.