Die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, die mindestens bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Auch die Geschichte der Glockenanlage dieses Gotteshauses birgt manch spannende Überraschung.
In der "Matrikel des Bisthums Eichstätt nach dem Stande des Jahres 1875" werden für die Pfarrkirche Rauenzell drei Glocken aufgeführt: ein 1749 gegossenes Instrument des Gießers Arnold aus Dinkelsbühl, sowie zwei weitere Instrumente unbekannter Meister.
In den Meldebögen des Jahres 1941 sind dann vier Glocken beschrieben: eine angeblich 1404 gegossene Glocke eines unbekannten Meisters mit ungefähr 1.000 mm Schärfendurchmesser und 658 kg Gewicht, ein 1749 durch den Dinkelsbühler Gießer Arnold gefertigtes Exemplar mit ungefähr 750 mm Schärfendurchmesser und ca. 260 kg Gewicht, sowie zwei 1927 gegossene Instrumente des Regensburger Glockengießers Karl Hamm mit etwa 1.075 mm, bzw. 630 mm Schärfendurchmesser und jeweils unbekanntem Gewicht. Wie es in Bezug auf das Gussjahr der ältesten Glocke zu der Angabe "1404" kommt, konnte bis dato anhand der zur Verfügung stehenden Unterlagen nicht nachvollzogen werden. Fest steht lediglich, dass auf dieser heute noch existierenden Glocke kein Gussjahr vermerkt ist.
Diese Angaben zu diesen Glocken lassen aber darauf schließen, dass während des ersten Weltkriegs in Rauenzell eine Glocke abgeliefert werden musste. Dieser Glockenverlust ist dann 1927 durch den Zuguss von zwei neuen Glocken ersetzt worden.
Während des 2. Weltkriegs sind auf Geheiß der damaligen Machthaber abermals drei der Rauenzeller Glocken vom Turm genommen worden. Die beiden Hamm-Glocken sind mit ziemlicher Sicherheit zerschlagen und eingeschmolzen worden. Ebenfalls abgeliefert war die Arnoldt-Glocke; diese fand aber nach dem Krieg weitgehend unbeschadet ihren Weg zurück nach Rauenzell.
Die Rückkehr dieser Glocke scheint aber erst einmal ungewiss gewesen zu sein, jedenfalls erwarb die Kirchenstiftung schon kurz nach Kriegsende neue Eisenhartgussglocken. Vielleicht wollte man es der Kirchenstiftung des nahen Herrieden gleichtun, welche die Glockenverluste des 2. Weltkriegs 1946 durch den Kauf von Eisenhartgussglocken auszugleichen suchte. Die neuen Instrumente versahen zusammen mit der noch vorhandenen Bronzeglocke bis in die sechziger Jahre hinein ihren Dienst. Klanglich waren sie allerdings nicht sonderlich befriedigend, und so wurden sie 1965 durch zwei neue Bronzeglocken des Heidelberger Glockengießers Friedrich Wilhelm Schilling ersetzt. Wieder aktiviert wurde zeitgleich die zurückgekehrte Arnoldt-Glocke. Auf Wunsch des zuständigen Glockensachverständigen Johannes Schlick sind von Schilling leider beide historischen Glocken massiv im Ton korrigiert wurden, so dass deren ursprüngliches Tonbild für immer zerstört ist.