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12.11.2024

Pressemitteilung des Betroffenenbeirats bei der Unabhängigen Aufarbeitungskommission der Diözese Eichstätt

„Wir wollen vermitteln“ – Gespräch mit der Sprecherin des Betroffenenbeirats, Edith Möller aus Ingolstadt

Im „Betroffenenbeirat bei der Unabhängigen Aufarbeitungskommission der Diözese Eichstätt“ arbeiten Betroffene mit an der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Eichstätt. Die Einrichtung eines Betroffenenbeirates ist Teil der Vereinbarungen zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Sprecherin des Beirats im Bistum Eichstätt ist Edith Möller. Im Gespräch erzählt sie, wie sie zu dem Beirat gekommen ist, welche Aufgaben dieser hat und warum noch weitere Betroffene gesucht werden.

Frau Möller, Sie sind seit einiger Zeit die neue Sprecherin des Beirats Betroffener von sexuellem Missbrauch im Bistum Eichstätt. Was zählt zu den Aufgaben dieses Beirats?

Edith Möller: Der Betroffenenbeirat ist Teil der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Eichstätt. Es geht um sexuellen Missbrauch in der Kirche. Hier kann sich praktisch jede und jeder, dem in dieser Richtung etwas widerfahren ist, an uns wenden.

Sie hatten sich selbst vor einigen Jahren an den Betroffenenbeirat gewendet.

Ich war froh, als ich einen Artikel in der Zeitung gelesen habe, dass es so etwas gibt, dass man sich an Betroffene wenden kann. Denn ich hatte gemerkt: Ich schleppe etwas seit fast 50 Jahren mit mir herum und konnte mich eigentlich noch nie dazu äußern. Und es war wirklich eine angenehme Atmosphäre. Man hat sich einfach vorgestellt, hat gefragt, was passiert ist, ob man darüber reden will, ob man das dementsprechend darlegen will oder nicht. Als ich dann heimgefahren bin, habe ich mich dabei ertappt, dass ich immer wieder den Kopf geschüttelt habe, weil ich das nicht fassen konnte, dass es mir auf einmal besser geht.

Das heißt, beim Betroffenenbeirat dabei zu sein, das war für sie befreiend.

Ja, genau. Ich habe gesehen: Den anderen ist in ähnlicher Art und Weise etwas widerfahren und niemand hat das in Frage gestellt oder Schuldzuweisung gemacht, wie es sonst oft geschieht.

Sie haben sich dann entschieden in dem Gremium mitzuarbeiten, sind sogar dessen Sprecherin geworden. Was ist ihre Motivation für dieses Engagement?

Ich möchte vor allen Dingen diejenigen aufrütteln, die ähnliche Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht haben, zu uns zu kommen. Vor allem, wenn das Erlebte noch nicht so lange zurückliegt. So wird derjenige, der das getan hat, noch irgendwie ausgebremst.

Es geht darum, auch zukünftige Opfer zu schützen?

Genau. Und es geht noch um etwas Weiteres: Wer sich an uns wendet, bekommt Hilfestellungen. Zum Beispiel wie eine therapeutische Unterstützung aussehen könnte.

Haben Sie den Eindruck, nach den letzten Jahren und den vielen Veränderungen, die es auch in der Kirche gegeben hat, da tut sich etwas in Sachen Aufarbeitung?

Ja, es tut sich sehr viel. Das hat mich dann wirklich bestärkt, dass ich da jetzt weitermache. Ich habe gesehen, wie sehr man sich bemüht, das Ganze aufzuarbeiten. Man reagiert sofort, wenn etwas bekannt wird. Vor allem: Die Betroffenen werden nicht im Stich gelassen.

Glauben Sie, dass Sie mit dem Betroffenenbeirat auch dazu beitragen können, dass die Aufarbeitung in der katholischen Kirche besser gelingt?

Also ich denke schon. Wir haben den Draht zu den Betroffenen und können dann auch vermitteln. Das Zusammenspiel mit dem Bistum oder der Unabhängigen Aufarbeitungskommission funktioniert sehr gut. Wir haben so eine Art Scharnierfunktion, damit auch die Institution Kirche versteht, wie es den Menschen geht.

Sie wollen Menschen unterstützen mit ihrem Beirat. Nun ist der Beirat noch recht klein. Er besteht momentan aus drei Personen. Sie würden gerne wachsen.

Auf jeden Fall. Zum einen weil man dann die Arbeit auf mehreren Schultern verteilen kann. Vor allem aber auch, weil dieses Angebot so niederschwellig ist. Manche wollen ja zunächst gar nicht gleich einen kirchlichen Vertreter ansprechen oder einen Staatsanwalt.

Man kann hier auf Augenhöhe miteinander reden.

Das war für mich das Wichtigste. Ich hätte mich ja nie an einen Bischof gewandt oder an einen Mitarbeiter vom Bistum. Ich denke, es ist viel einfacher, wenn man dann mit seinem Anliegen wirklich zu Betroffenen kann.

Die Fragen stellte Bernhard Löhlein

Ansprechpartner für Betroffene ist Udo Holy als Mitglied des Betroffenenbeirats und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Eichstätt (UAK Eichstätt). Er ist erreichbar unter Tel. 0179 4650857.

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