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23.08.2022

Was unterscheidet Pilgern vom Wandern?

Sommerzeit ist die Hochzeit der Pilger- und Wallfahrtsreisen.

Sommerzeit ist die Hochzeit der Pilger- und Wallfahrtsreisen. Foto: Anika Taiber-Groh/pde

Eichstätt. (pde) – Pilgern und Wallfahren gehören zu den ältesten religiösen Glaubensvollzügen, die es gibt. Dabei ist das Pilgern kein exklusiv christliches oder katholisches Geschehen. Gerade die Sommerzeit ist die Hochzeit der Pilger- und Wallfahrtsreisen. Ist eigentlich jede Reise eine Pilgerreise? Was unterscheidet das christliche Pilgern von einer normalen Urlaubs- oder Studienreise? Und wie wird man zum Pilger oder zur Pilgerin?

Das Wort Pilgern kommt vom lateinischen Wort „peregrinus“. Wörtlich übersetzt heißt es „in der Fremde sein“. Ein Pilger oder eine Pilgerin ist also jemand, der oder die nicht zu Hause ist, sondern unterwegs. Gemeint ist dabei jede Reise, die letztlich einen religiösen Grund hat. Häufig wird der Begriff mit einer Wallfahrt gleichgesetzt. Ziel ist immer ein Ort, der eine besondere religiöse Bedeutung hat. So waren die ersten und wichtigsten Pilgerziele der europäischen Christen über viele Jahrhunderte die Gräber der Apostel, vor allem in Rom und Santiago de Compostela. Aber auch Jerusalem war seit der Antike ein häufig angestrebtes Pilgerziel.

Dabei ist das Pilgern keine Erfindung des Christentums. Bereits in der Antike zogen die Menschen zum Tempel der Artemis in Ephesos oder zum Orakel in Delphi. Der Tempel von Jerusalem war und ist bis heute das Ziel vieler jüdischer Pilgerinnen und Pilger. Und auch der Islam kennt die „Hadsch“, die Wallfahrt nach Mekka. Im Hinduismus und Buddhismus gibt es Pilgerfahrten zu besonderen Heiligtümern, etwa zu Reliquien Buddhas oder zu besonderen Orten, die als Gnadenorte wahrgenommen werden.

Das Wallfahrts- und Pilgerwesen fand während der Reformation die heftige Kritik Martin Luthers. Grund dafür war jedoch ein oft überhandnehmender und nicht selten mit Aberglauben und Ablasshandel verbundener religiöser Tourismus. So war der Anlass einer Pilgerfahrt häufig eine auferlegte Buße, das Bemühen einen Ablass zu gewinnen oder die Erfüllung eines Gelübdes.

Heute machen sich die Pilgernden freiwillig auf den Weg. Wobei häufig schon der Weg das Ziel ist. Motive sind die Suche nach sich selbst, die Auszeit aus dem Alltag und das Schöpfen neuer Kraft für die Zeit danach. Aber die Pilgerfahrt ist nicht nur egoistischer Selbstzweck und Selbstfindung: Man nimmt andere mit „ins Gebet“ oder macht sich gemeinschaftlich auf den Weg, was auch den Zusammenhalt in der Familie oder der Gruppe stärkt. Eine große Pfarrwallfahrt kann für das religiöse Leben in der Pfarrei neue Impulse setzen. Die nächste Wallfahrt der Ministrantinnen und Ministranten nach Rom wird im Jahr 2024 etwa 50.000 bis 70.000 junge Leute zusammenbringen, die oft für Jahre gestärkt nach Hause kommen. Zu Weltjugendtagen haben sich schon mehrere Millionen Menschen auf den Weg gemacht. So gilt der Abschlussgottesdienst zum Weltjugendtag 1995 in Manila mit Papst Johannes Paul II. und über vier Millionen Teilnehmenden als die bisher größte Versammlung der Menschheitsgeschichte.

Doch auch im Kleinen kann man sich auf den Weg machen, Gnadenorte gibt es im Bistum Eichstätt zahlreiche. Von der großen Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein in Wemding über die Wallfahrt Maria Heil der Kranken am Habsberg bei Velburg bis hin zu kleinen, oft nicht sehr bekannten Wallfahrtsorten gibt es viele Stätten, an denen Erholung für Leib und Seele möglich ist. Zur Auflistung

Die Pilgerstelle des Bistums Eichstätt bietet außerdem ein breites Angebot rund um das Thema.

Doch was unterscheidet jetzt eine Pilgerfahrt von einer Urlaubsreise? Und wie wird man zum Pilger oder zur Pilgerin? Rein äußerlich ist nicht immer ein Unterschied zu sehen. Aber es ist die Motivation, mit der man sich auf den Weg macht. Wer mit offenen Augen und Ohren das Ziel seiner Pilgerfahrt sucht, der ist ein Pilger oder eine Pilgerin. Das darf man durchaus auch im übertragenen Sinne verstehen.

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