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20.05.2015

Pflegetruck für einen Zukunftsberuf – Bayernweite Initiative in Weißenburg angekommen

Mitarbeitende von Caritas und Diakonie diskutieren mit einer Passantin auf dem Marktplatz Weißenburg über die Situation der Pflege.(Foto: Caitas / Esser)

Mitarbeitende von Caritas und Diakonie diskutieren mit einer Passantin auf dem Marktplatz Weißenburg über die Situation der Pflege.(Foto: Caitas / Esser)

Eichstätt. (pde) – Der von den Kirchen und christlichen Wohlfahrtsverbänden in Bayern organisierte Pflegetruck ist im Bistum Eichstätt angekommen. Erste Station war am 19. und 20. Mai der Marktplatz in Weißenburg. Mit dem Pflegetruck wollen die Katholischen Bistümer sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern gemeinsam mit der Caritas und Diakonie im Freistaat auf die Notwendigkeit einer besseren Altenpflege aufmerksam machen – mit mehr Geld, Zeit und Personal für diesen Bereich.

„Schenken Sie uns mehr Zeit! Wir wünschen uns hundertprozentig liebevoll gepflegte Menschen. Doch nicht immer reicht die Zeit dafür aus. Das wollen wir ändern.“ Diese Worte stehen auf einem zentral positionierten Roll-up-Banner auf dem Weißenburger Marktplatz. Dahinter steht der große Pflegetruck. In ihm gibt es unter anderem einen sogenannten Pflegomaten mit insgesamt neun Münzen. Mit diesen kann man Pflegeleistungen erwerben: zum Beispiel „Baden“ oder eine „Zehn-Minuten-Aktivierung“, wenn man demenzkrank ist, etwa durch Gedächtnistraining. Man kann die Münzen aber auch in „menschliches Miteinander“ investieren. Dann widmet eine Betreuungsperson unter anderem einem alten Menschen Zeit, um mit ihm spazieren zu gehen. Die neun Münzen sind schnell verbraucht. „Sie reichen nicht aus, um eine hundertprozentige Pflege zu ermöglichen“, erklärt Thomas Etringer der 14-jährigen Yasemin und dem 13-jährigen Tizian von der Mittelschule Weißenburg, die sich mit dem Pflegomaten beschäftigen. „Man lernt bei diesem Pflegetruck wirklich viel über den Pflegeberuf“, findet Yasemin die Initiative auf dem Marktplatz sehr nützlich. Ihr Mitschüler Tizian hat nach eigenen Worten vor allem gelernt, „dass der Umgang mit alten Menschen oft schwierig ist“.

Dass es hohe Anforderungen an Tätigkeiten in der  Altenpflege gibt, wird im Pflegetruck nicht verschwiegen. Drückt man auf einer Videostele auf einen Button „Welche Gründe gibt es, nicht in der Pflege zu arbeiten?“, dann erklärt einem eine Pflegefachkraft, dass dieser Beruf nichts für Menschen ist, die nur schwierig Kontakt zu anderen knüpfen können und einen geregelten Arbeitstag haben wollen. Doch beim Drücken auf andere Buttons teilen Pflegekräfte interessierten jungen Menschen auch mit, dass Arbeiten in der Pflege Spaß machen und als sehr sinnvoll erfahren werden kann: „Man kann viel geben“, wird als ein Grund genannt und „Man bekommt jeden Tag ein lächelndes Gesicht“ sagte eine andere in der Pflege tätige Frau in einem Videospot.

Präsenz zeigen bei einem Tabuthema 

Draußen vor dem Pflegetruck diskutieren Mitarbeitende der Caritas und Diakonie mit Passanten über die Situation der Pflege in der Gesellschaft: „Es ist gut, dass das mal auf diese Weise an die Öffentlichkeit kommt und die Leute Bescheid bekommen“, meint eine Frau, die auch in der Altenpflege arbeitet, im Gespräch mit ihren Berufskolleginnen. „Die Begeisterung der Passanten über den Pflegetruck hält sich allerdings in Grenzen“, bedauert der Leiter des Caritas-Seniorenheimes St. Walburg Weißenburg, Eugen Urban. Für ihn zeigt sich auch durch diese Erfahrung, „dass Pflege ein Tabuthema ist, aber gerade deshalb ist es wichtig, hier Präsenz zu zeigen, denn Pflege kann schließlich jeden betreffen.“ Zufrieden zeigt sich Urban mit dem Interesse von insgesamt rund 300 Schülerinnen und Schülern aus Weißenburg und Umgebung – vor allem aus achten und neunten Klassen –, die nach seinen Angaben alleine am ersten Tag zum Pflegetruck gekommen sind. „Viele wissen noch nicht, was sie beruflich machen wollen“, hat er in Gesprächen erfahren und hofft, dass der eine oder die andere Altenpflege als Möglichkeit in Betracht zieht. Ein Highlight für die jungen Menschen ist vor allem ein Alterssimulationsanzug, in den sie schlüpfen können, um so selbst ansatzweise einmal zu erfahren, mit welchen Bewegungs-, Seh- und Höreinschränkungen alte Menschen oft leben müssen. Auf großen Papierwänden sowie auch an der Videostele im Pflegetruck verschaffen sich zudem einige einen Überblick über das vielfältige Tätigkeitsspektrum in der Pflege: von den Lerninhalten der Ausbildung zum Altenpfleger bis hin zu Fort- und Weiterbildungen zum Wundexperten, Hygienebeauftragten oder Pflegemanager.

Umlageverfahren für Pflegeausbildung gefordert

Am späten Nachmittag des ersten Tages sind alle am Thema Pflege Interessierten zu einer Podiumsdiskussion im alten Rathaus eingeladen, die Eva-Maria Schork, Referentin für Altenpflege des Caritasverbandes Eichstätt, und der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Weißenburg-Gunzenhausen, Martin Ruffershöfer, moderieren. Die Auszubildende Anja Ast von der Ambulanten Diakoniestation Weißenburg erklärt: „Ich wollte einen Beruf mit Verantwortung und vielen Weiterbildungsmöglichkeiten und einen Beruf, der zukunftssicher ist.“ Dass es sich mit der Altenpflege um einen „Zukunftsberuf“ handelt, bestätigt Gerhard Durst, operativer Geschäftsführer von der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg. Um für diesen Beruf zu werben, bittet er darum, „wertschätzend über ihn zu sprechen“. Die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Mittelfrankens, Christa Naaß, nimmt die Politik in die Pflicht. Angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege und gleichzeitig immer mehr pflegebedürftigen Menschen fordert sie unter anderem ein Umlageverfahren,  nach dem Pflegeeinrichtungen, die nicht ausbilden, mit einer Abgabe jene fördern, die ausbilden.

Den ersten Tag „Pflegetruck in Weißenburg“ schließen viele katholische wie evangelische Christen gemeinsam – insbesondere mit Gebeten für pflegebedürftige und pflegende Menschen – bei einem ökumenischen Gottesdienst in der St.-Willibaldskirche ab, den der katholische Dekan Konrad Bayerle, die evangelische Dekanin Ingrid Gottwald-Weber und die Pastorin der evangelisch-methodistischen Kirche Stefanie Schmid halten.

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