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22.01.2003

„Pflegefokus“ für überprüfbare und individuelle Pflege in Altenheimen - Ergebnisse über Caritaseinrichtungen in wegweisender Studie veröffentlicht

Eichstätt. (pde) – Eine noch bessere und individuellere Pflege möchte der Caritasverband der Diözese Eichstätt mit Hilfe eines neuen Leitfadens für Betreuung von Bewohnerinnern und Bewohnern in ihren Altenheimen verwirklichen. Zu diesem Zweck hat sie gemeinsam mit dem Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) in Saarbrücken ein Heft „Der Pflegefokus – Ein Verfahren zur Beurteilung der Pflegewirkung und seine Umsetzung“ veröffentlicht. Die 63 Seiten umfassende Publikation ist das Ergebnis einer Untersuchung, die dieses Institut im Auftrag der Caritas durchführte. Sie basiert auf anonymen Interviews mit Pflegefach- und Pflegehilfskräften in vier der 19 Caritas-Altenheime im Bistum. Autoren des Heftes sind Maria Zörkler, wissenschaftliche Mitarbeiterin des iso, und Matthias Helfrich, Caritasreferent für Qualitätsmanagement im Pflegebereich.

Die Veröffentlichung richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Altenheimen, die ihre sich häufig als schwierig gestaltende Pflegeplanung in der Praxis verbessern wollen. Ihnen werden Möglichkeiten vorgestellt, wie sie ausgewählte Bewohnerinnen und Bewohner für eine bestimmte Zeit während einer Schicht besonders intensiv in den Blick nehmen - also „fokussieren“ - können. Dadurch können die Pflegekräfte strukturiert relevante Sachverhalte wahrnehmen und notieren. Eine Pflegehelferin erläutert: „Diese Kontrolle durch den Pflegefokus ist gut, um zu schauen, ob sich was verändert hat, zum Beispiel, ob der Bewohner noch selbständig essen kann oder ob er es jetzt nicht mehr kann, ob er noch selbständig laufen kann oder ob er jetzt mehr mit dem Rollstuhl fährt, und das, was sich eben verändert hat, dann einzutragen, damit die anderen das dann auch wissen.“

Für solche Eintragungen hatte Matthias Helfrich ein neues Pflegeplanungsblatt mit einem klar gegliederten Schema entwickelt. Dadurch wurde die Hemmschwelle, sich an die Erstellung einer Pflegeplanung heranzuwagen, herabgesetzt. Eine Mitarbeiterin meinte: „Während früher die Bögen schnell unübersichtlich wurden, so dass es mühsam war, das nachzulesen, ist jetzt nachvollziehbar, wer wann was in welchem Bereich geändert hat.“ Eine herausragende Bedeutung hat der Pflegefokus aber vor allem für die Heimbewohnerinnen und –bewohner. Denn er regt das Personal dazu an, diese in ihrer eigenen Persönlichkeit wahrzunehmen und sich auf deren Aussagen, Stimmung und Befindlichkeit einzulassen: „Der Pflegefokus zwingt mich dazu zu überlegen, wie ich in meiner Arbeit noch ein Stück weit individueller werden könnte. Also es bleibt auf keinen Fall bei so einem Einheitsbrei“, lautete die Aussage einer Altenpflegerin, die stellvertretend für viele steht.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die regelmäßige Überprüfung der Pflegeplanung auch als Chance genutzt werden könne, „um innezuhalten, ein Stück weit herauszutreten aus einem hektischen Arbeitstag“. Die Pflegefokus-Prinzipien „aufmerksame sowie gezielte Beobachtung“ könnten dabei auch auf Traditionen zurückgreifen, die aus der christlichen Mystik und dem Buddhismus bekannt sind. So heißt es etwa bei Meister Eckhart, einem Mystiker aus dem 13. Jahrhundert: „Das ist das Jetzt der Ewigkeit, wo die Seele in Gott alle Dinge neu und frisch und gegenwärtig erkennt, und mit der Lust, die ich jetzt gegenwärtig habe.“ Ein buddhistischer Lehrer schrieb: „Wenn die Kraft der Achtsamkeit und des mitfühlenden Zuhörens in dir ist, kann deine Gegenwart eine heilende und beruhigende Wirkung auf andere haben.“ Die Rückbindung an religiöse Leitbilder könne für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hilfreich sein. Denn diese sind nach der Studie auf der Suche nach Angeboten, „die ihnen dabei helfen, dem Gefühl des ständigen Zeitdrucks, des Nur-noch-Funktionierens begegnen zu können, und die dazu beitragen, ihr Handeln eingebunden in einen sinnstiftenden Gesamtkontext zu erleben. Das können Meditationsrunden sein, wie sie bereits in einer Einrichtung stattfinden“.

Das Heft kann für 6,-- EUR zzgl. Versandkosten bestellt werden beim Caritasverband für die Diözese Eichstätt, Residenzplatz 14, 85072 Eichstätt, Tel. (08421) 50-925, E-Mail: matthias.helfrich@caritas-eichstaett.de .

 

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