Zum Inhalt springen
17.02.2021

Per Klick in den Konferenzraum: Katholische Erwachsenenbildung im digitalen Wandel

Dr. Ludwig Brandl, Diözesanbeauftragter für Erwachsenenbildung und Direktor des Diözesanbildungswerks Eichstätt, mit dem Online-Programm der Katholischen Erwachsenenbildung. Foto: Geraldo Hoffmann/pde

Kursleiterinnen Dr. Birgit Rank bei einer Kolping-Online-Veranstaltung zu „kess-erziehen“. Foto: Alexandra Rank

Eichstätt. (pde) – Zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Eichstätt ein umfangreiches Online-Angebot zusammengestellt. Ludwig Brandl, Diözesanbeauftragter für Erwachsenenbildung und Leiter der Abteilung Bildung/Apostolat, sieht darin neue Perspektiven für die kirchliche Bildungsarbeit.

Vor Corona haben das Diözesanbildungswerk, die KEB-Geschäftsstellen in den Landkreisen Ansbach, Eichstätt, Ingolstadt, Neumarkt, Roth-Schwabach und Weißenburg-Gunzenhausen zusammen mit den Bildungswerken von Kolping, Frauenbund und Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Durchschnitt jährlich rund 2.800 Veranstaltungen durchgeführt. Auch damals brachten manche Teilnehmenden bereits ihre eigenen digitalen Geräte mit in Kurse, Workshops und Vorträge – unabhängig vom Thema. Jetzt sitzen sie zu Hause und kommen mit einem Klick oder Fingerwisch in den virtuellen Konferenzraum, schalten sich aus der Ferne live dazu.

Für das laufende Jahr hat die Katholische Erwachsenenbildung deshalb neben den klassischen Präsenzveranstaltungen bereits rund 40 Online-Angebote bis August geplant. Initiiert und koordiniert hat die Erarbeitung und Erstellung des Programms Ludwig Brandl. Die Formate reichen von Audio- und Videopodcasts über Vorträge, Seminare und Diskussionsrunden als Videokonferenzen und Chats bis hin zum „digitalen Stammtisch“. Das Programm kann flexibel erweitert werden. „Die Menschen melden sich kurzfristiger an, so können wir auch kurzfristiger Veranstaltungen organisieren“, erklärt Andreas Weiß, Geschäftsführer der KEB Weißenburg-Gunzenhausen.

Dabei werden auch tagesaktuelle Themen aufgegriffen. So bietet das Diözesanbildungswerk zum Beispiel ein dreiteiliges Seminar zur Sterbebegleitung an. Zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland veranstaltet die KEB im Landkreis Ansbach das Online-Seminar „Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken“. Die KEB im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bietet beispielsweise einen Vortrag über „Klima, Corona und Christentum – Welchen Beitrag kann Kirche leisten?“ an. Besonders gefragt bei der KEB Neumarkt und Roth-Schwabach ist ein Kurzfilm zu Betreuungsrecht, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Das Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk lädt Ende März zum Basteln, Kochen und Online-Austausch beim „Junger-Mütter-Väter-Tag“ ein.

Positive Erfahrungen

Die Online-Angebote kommen gut an, wie die KEB-Geschäftsführer berichten. So konnte Klaus Schubert, von der KEB Neumarkt und Roth-Schwabach, beispielsweise 100 Teilnehmer bei einem Online-Vortrag zu den Folgen des Volksbegehrens zum Artenschutz in Bayern begrüßen. „Das Thema hat Naturschützer und Landwirte angesprochen und wir konnten zwischen beiden unterschiedlichen Standpunkten Verständnis schaffen“, sagt Schubert. „Gerade bei Erziehungsvorträgen berichten Eltern, dass sie gar nicht hätten teilnehmen können, wenn es eine Präsenzveranstaltung gewesen wäre“, ergänzt Andreas Weiß. Dies bestätigt auch Thomas Henke, der in der Abteilung Bildung/Apostolat für die Medienbildung zuständig ist: „Digitale Lernangebote bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Lernprozesse flexibel zu gestalten, zum Beispiel in den Arbeitsalltag zu integrieren und das Lerntempo selbst zu bestimmen. Bei einigen Angeboten hatten wir Teilnehmende, die nur deswegen teilnehmen konnten, weil sie keine längeren Anfahrtswege in Kauf nehmen mussten“.Ewald Kommer, Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerks, staunte kürzlich über die rege Teilnahme im Chat bei einem Diskussionsabend über Bürgerbeteiligung. Bei Veranstaltungen zum Thema „kess-erziehen“ seien Menschen aus räumlich so entfernten Regionen zusammengekommen, wie es bei Präsenzveranstaltungen undenkbar wäre.Auch Präsentationen und Mitschnitte von Vorträgen und Diskussionsrunden werden im Internet häufig abgerufen.

Online auch nach Corona?

Nicht alle Formate lassen sich online umsetzen, weiß Henke, der auch die Medienzentrale der Diözese Eichstätt leitet. Sie berät und unterstützt die Veranstalter durch den Verleih von Technik, darunter Kameras, Notebooks und ein Streaming-Set, das geeignet ist sowohl für Live-Übertragungen als auch für die Aufzeichnung von Lernvideos, Vorträgen und Diskussionen. „Es genügt nicht, Präsenzangebote eins zu eins in ein digitales Format zu überführen“, betont Henke. Für digitale Lernprozesse seien jeweils eigene didaktische Überlegungen und Konzepte notwendig. Dazu brauche es einerseits die Auseinandersetzung mit der Didaktik der verschiedenen Formen des E-Learnings und zum anderen Erfahrung mit diesen Lernformen. „Wir haben von Veranstaltung zu Veranstaltung dazugelernt“, sagt Henke. Gerade bei Live-Online-Angeboten müssten die Veranstalter sich darauf verlassen können, dass die Technik reibungslos funktioniert. „Bei den ersten Gehversuchen haben wir bewusst Zeit eingeplant, um technische Fragen der Teilnehmenden zu beantworten beziehungsweise Probleme zu lösen“, erzählt der Medienexperte. Auch jetzt – ein Jahr nach Beginn der Pandemie – läuft längst nicht alles rund. „Schwierig sind die Rahmenbedingungen vor allem im ländlichen Raum. Dort ist die Internetverbindung manchmal verheerend“, berichtet Ewald Kommer.

„Blended-Learning“

Digitale Bildung ist in der Erwachsenenbildung zunächst einmal nichts Neues. „Die pandemiebedingten Einschränkungen haben die Entwicklung allerdings enorm beschleunigt“, stellt Thomas Henke fest. Für ihn zeichnet sich eine Differenzierung ab: Lernprozesse, in denen vor allem Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden, könnten meist effektiver und flexibler in digitalen Lernumgebungen stattfinden. Voraussetzung sei aber auch hier eine qualifizierte und verlässliche Unterstützung durch Lernbegleiter. Hybride Angebote wie „Blended-Learning“, also eine Verknüpfung von Präsenz und E-Learning-Elementen, bieten sich vor allem für komplexe und längerfristige Lernprozesse an.

Genauso sehen es auch seine Kollegen in den KEB-Geschäftsstellen, den Verbänden und beim Diözesanbildungswerk. Der Weg der Erwachsenenbildung werde in Zukunft auch ein digitaler Weg sein, die Präsenzformate würden jedoch nicht aufgegeben werden. „Unser Anspruch ist und bleibt die persönliche Begegnung. Das kann kein Online-Angebot leisten“, sagt Bernhard Michl, von der KEB im Landkreis Eichstätt. Dennoch hält Ludwig Brandl als Diözesanverantwortlicher für die Erwachsenenbildung digitale Angebote für unbedingt notwendig. Er will deshalb „digitale Angebote als zweite Säule der Erwachsenenbildung im Bistum zukunftsorientiert entwickeln und positionieren“. Dazu gehört für ihn auch ein eigenes Profil in Abstimmung mit dem Präsenzangebot. Davon ist auch Matthias Hirschmüller, von der KEB Ansbach, überzeugt: „Parallel zu Präsenzveranstaltungen nach Pandemie-Zeiten, ist es dauerhaft auch im virtuellen Raum wichtig, relevante Themen aus einem christlichen Blickwinkel zu betrachten und zu diskutieren“.

 

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.