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31.12.2008

„Nicht Aktenträger sondern Christusträger in der Welt“ - Bischof Gregor Maria Hanke predigte zum Jahresabschluss

Eichstätt. (pde) - „Der Reichtum der Kirche ist die Glut des Glaubens“, so Bischof Gregor Maria Hanke OSB in seiner Predigt bei der Jahresschlussandacht im Eichstätter Dom. Er bezog sich dabei auf die Person des heiligen Paulus, den er den Gläubigen in den Pfarrgemeinden, allen voran den Priestern, pastoralen Mitarbeitern und Religionslehrern als Vorbild empfahl. Der Eichstätter Bischof machte aber auch einen „kalten Wind“ aus, der der Kirche zunehmend entgegenwehe. Hanke erinnerte in diesem Zusammenhang an das große mediale Interesse und die „Verwerfungen“, die im abgelaufenen Jahr im Zusammenhang mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zu Tage getreten seien. Aber auch die gegenwärtige „Krise des Turbokapitalismus“ zeige, dass Staat und Gesellschaft gut beraten wären, verstärkt „nach dem christlichen Zeugnis zu fragen, statt christliche Positionen zu relativieren und in Frage zu stellen.“

Breiten Raum in der Jahresschlussansprache des Eichstätter Bischof nahm der Rückblick und Ausblick zur Situation an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ein. Diese dürfe keine einfache Kopie einer staatlichen Universität sein, was aber aus seiner Sicht die Handlungsmaxime einer bestimmten Richtung innerhalb der Universität gewesen sei. Vielmehr sei es notwendig, die Stärkung der wissenschaftlichen Forschung innerhalb eines katholischen Profils voranzutreiben. Das bedeute „unter Bewahrung und Befolgung der jeweiligen wissenschaftlichen Methode exzellente Wissenschaft zu betreiben und die gewonnenen Erkenntnisse in einen größeren Zusammenhang zu stellen.“ Hanke zitierte in diesem Zusammenhang Papst Benedikt XVI., der noch als Kardinal darauf hinwies, dass sich Wissenschaft „in das Ganze der menschlichen Existenz einfügen müsse“. Wissenschaft sei immer Handeln am Menschen, sei es für oder gegen den Menschen. Der Glaube als Eröffnung  einer ethischen Grundlage der menschlichen Existenz enge den Wissenschaftler daher nicht ein, sondern erschließe diesem die Verantwortung seines wissenschaftlichen Forschens für die menschliche Existenz.

Der „mediale Sturm der Entrüstung“, der im Frühsommer des vergangenen Jahres wahrzunehmen war, ist aus der Sicht des Eichstätter Bischofs ein Phänomen einer größeren gesellschaftlichen Entwicklung. Die Kirche sei verstärkt eine Zielscheibe öffentlicher Kritik, wenn sie Positionen vertrete, die nicht einem „gesellschaftlichen Relativismus und Subjektivismus“ entsprächen. Als Beispiele nannte Bischof Hanke etwa das Eintreten für den Schutz des Lebens und der Familie. Mit dem Slogan „wer zahlt schafft an“ werde von bestimmten Kreisen eine Argumentation vorangetrieben, welche die Kirche allenfalls in der Privatsphäre dulden würde. Dass diese Argumentation sehr fragwürdig sei, zeige etwa das Beispiel des Kindergeldes. Die Unterstützung der Familien sei ja auch nicht daran gekoppelt, dass diese eine bestimmte staatlich bevorzugte Form der Erziehung ihrer Kinder ausüben würden. Der Staat wisse im Übrigen sehr genau, dass er seine eigenen Grundlagen nicht schaffen könne, weshalb den Kirchen ganz bewusst Raum zur gesellschaftlichen Entfaltung gegeben werde.

Dass die christliche Soziallehre aktueller denn je sei, zeige nach den Worten von Bischof Hanke auch die gegenwärtige Finanzkrise. Der Mensch versuche immer wieder die Geschichte des biblischen Turmbaus von Babel, nämlich die Steigerung ins Maßlose zu wiederholen. Die von einigen Beteiligten versuchte Geldvermehrung auf wunderbare Weise und ohne Bindung an die reale Welt des Menschen sei gescheitert. Das von einigen jetzt herbeigesehnte Wertebewusstsein sei jedoch „wie die Kondition beim Sport“, sie müsse erst antrainiert werden. Die „Welt des Turbokapitalismus“ bedürfe jedoch der „Gegenrevolution durch Tugenden und Werte“.

 

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