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„Nach vorwärts erinnern“ – Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt
Eichstätt. (pde) – Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke fordert Verantwortliche aus Politik und Öffentlichkeit auf, dem Phänomen des Protests mit der Frage nach dem „Warum“ zu begegnen. „Die Zukunft der Gesellschaft braucht diesen differenzierenden Ansatz, damit in diesem so oft emotionalisierten Stimmen-Wirr-Warr wirkliche Desiderate und Nöte der Menschen von Destruktivität und Hass unterschieden werden können“, erklärte der Bischof in seinem Grußwort auf dem Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt. Die Frage nach dem „Warum“ führe an das Vergangene heran, allerdings nicht so, als ob es das garantiert Bessere wäre. „Dieses ‚Warum‘ soll uns vielmehr die Potentiale unserer Geschichte der Freiheit und Demokratie erspüren lassen.“
Bischof Hanke verwendete in diesem Zusammenhang den Begriff „nach vorwärts erinnern“, den der Literaturwissenschaftler Peter Bürger kürzlich als Buchtitel wählte. Da Christen in ihren Gottesdiensten an die Auferstehung Jesu erinnerten und daraus Kraft für Gegenwart und Zukunft schöpften, bezeichnete der Bischof den christlichen Glauben per se als Weg, um nach vorwärts zu erinnern. „Wir Christen – katholisch und evangelisch – sind berufen, der Gesellschaft durch unseren Beitrag Vertrauen in die Zukunft zu eröffnen.“
Anschließend riet der Diözesanratsvorsitzende Christian Gärtner, sich in der aktuellen Debatte um Sicherheit, Flüchtlinge und dem Umgang mit dem Islam nicht treiben zu lassen. Er sprach von einer „Kultur des Hasses“, die sich vor allem im Internet und in den sozialen Netzwerken austobe. „Diese ‚Kultur des Hasses‘ droht die politische und gesellschaftliche Debatte nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu vergiften und bringt Menschen gegeneinander auf statt miteinander ins Gespräch“, erklärte Gärtner. Demgegenüber stehe eine „Kultur der Liebe“, die zum Wesenskern christlicher Existenz gehöre und sich sogar in Form von Feindesliebe zeige.
Der Diözesanratsvorsitzende erinnerte in seiner Rede außerdem an die Abschaffung des sogenannten Jesuitengesetzes 1917 und den vorangegangenen Kulturkampf: Im 19. Jahrhundert ging die Regierung unter Otto von Bismarck gegen den Katholizismus vor, um eine vermeintliche katholisch-fundamentalistische Unterwanderung der liberalen Moderne im Deutschen Kaiserreich zu verhindern. Unter anderem habe das Jesuitengesetz alle Ordensniederlassungen auf deutschem Boden verboten.
Gärtner schlug anschließend einen Bogen zur Gegenwart: Angesichts dieser historischen Erfahrungen sollten vor allem Katholiken nachempfinden können, wie es sich anfühle, allein aufgrund der Konfessions- oder Religionszugehörigkeit für etwas verantwortlich gemacht zu werden, das man selbst ablehne. Eine pauschale Diskriminierung und Diskreditierung einer ganzen Religionsgemeinschaft und ihrer Anhänger „verbietet sich sowieso“, sagte er. Ferner erklärte er „Terrorismusbekämpfung ist nicht gleich Flüchtlingspolitik“ und mahnte zur Besonnenheit.
Vor dem Neujahrsempfang feierte Bischof Hanke mit dem Regionalbischof aus dem Kirchenkreis Regensburg, Hans-Martin Weiss und der Vertreterin der Mennonitengemeinde Ingolstadt, Anja Landes-Schell einen ökumenischen Wortgottesdienst im Eichstätter Dom. Er läutete die Gebetswoche für die Einheit der Christen im Bistum Eichstätt ein: Bis 25. Januar beten christliche Gemeinden für die Einheit im Glauben. Die Woche steht in diesem Jahr unter dem Motto „Versöhnung – die Liebe Christi drängt uns“.
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