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Ministrantenpastoral: Große Chancen trotz struktureller Herausforderungen
Zu Gast bei der Tagung war Bischof Gregor Maria Hanke, hier mit der Leiterin des Fachbereichs Jugend, Sarah Hairbucher, Ministrantenreferentin Kathrin Birk und Tobias Knell, Leiter des Referats für Ministrantenpastoral und liturgisch/kulturelle Bildung bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge(afj) der Deutschen Bischofskonferenz Foto: Gabi Gess/pde
Eichstätt/Hirschberg. – Dass vor dem diözesanen Tagungshauses Schloss Hirschberg ein auffälliges, knallrotes „Ministranten-Mobil“ mit Osnabrücker Kennzeichen parkte, hatte einen ganz besonderen Grund: Das Bistum war heuer Gastgeber der jährlich stattfindenden Bundes-Kooperationstagung der deutschsprachigen Verantwortlichen der diözesanen Ministrantenpastoral. Für die Eichstätter Mininstrantenreferentin Kathrin Birk bot das Treffen Gelegenheit, sich drei Tage lang mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und zu vernetzen. Aus 22 deutschen Diözesen waren Teilnehmende angereist. Victoria König aus der Diözese Linz nahm als Vertreterin der Österreichischen Ministrantenpastoral teil. Organisiert hatte das Treffen das Referat für Ministrantenpastoral und liturgische/kulturelle Bildung, das bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Deutschen Bischofskonferenz angesiedelt ist.
Im vergangenen Jahr hatte Referatsleiter Tobias Knell die große Runde in Mühlheim a.d.Ruhr begrüßt, davor fanden die Treffen in Trier und Magdeburg statt. Ministrantenreferate gebe es nicht in jeder Diözese, berichtet Knell besonders mit Blick nach Ostdeutschland, aber zumindest feste Ansprechpersonen. Mancherorts hätten Ministrantenreferentinnen und –referenten nur halbe Stellen. In Bayern seien die Referate meist gut ausgestattet. Die Stelle auf Bundesebene, die er selbst innehat, gebe es schon seit den 1950er-Jahren, die Ministrantenpastoral sei „das größte Handlungsfeld, das wir in der Jugendpastoral haben“. Die Bedeutung zeige sich auch daran, „dass es bei der Bundestagung üblich ist, dass der Bischof kommt“. Natürlich machte der Eichstätter Oberhirte Gregor Maria Hanke keine Ausnahme. Er feierte mit den Delegierten eine Heilige Messe in der Marienkapelle von Schloss Hirschberg und traf sich anschließend mit ihnen zum Gespräch. Zu Gast bei der Tagung war auch die langjährige Eichstätter Ministrantenreferentin und jetzige Leiterin des Fachbereichs Jugend im Bischöflichen Ordinariat, Sarah Hairbucher. Sie ist auch Vorstandsmitglied im Internationalen Ministrantenbund C.I.M., dessen Generalsekretär Tobias Knell ist. Mit dem Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Dr. Klaus Krämer, hat die Vereinigung seit März 2025 erstmals einen deutschen Präsidenten, zuvor hatte dieses Amt der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich ausgeübt.

Der thematische Schwerpunkt auf dem Hirschberg lag auf den aktuellen Jugendstudien. In die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) von 2023 führte deren Koordinator, Dr. phil. Edgar Wunder aus Hannover, ein. Ausgewählte Ergebnisse der Sinus- und Shell-Jugendstudien von 2024 stellte Anja Baumer-Löw vor. Sie ist Referentin für Theologie und Spiritualität in der Jugendpastoral im Erzbistum Bamberg. In Kleingruppen machten sich die Verantwortlichen der Ministrantenpastoral anschließend Gedanken, was die Ergebnisse für ihre konkrete Arbeit bedeuten und waren sich einig, dass in ihrer Arbeit der junge Mensch kompromisslos im Mittelpunkt stehen müsse. Authentizität, Vertrauen und echte Gemeinschaft seien zentrale Erwartungen. Jugendliche suchten Räume, in denen sie sich verstanden fühlen und über Lebens- und Glaubensfragen sprechen können – gerade in Übergangsphasen wie zwischen Erstkommunion und Firmung.
Ministrantenarbeit biete hier eine große Chance. „Wir wissen durch die KMU 6, dass in der Zielgruppe der 14- bis 21-Jährigen Katholiken 47 Prozent irgendwann einmal in der Ministrantenpastoral aktiv waren“, erläutert Knell. Man könne davon ausgehen, dass dieser Anteil sogar noch etwas steigen werde. „Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es insgesamt weniger katholische Jugendliche gibt.“ Eine strukturelle Herausforderung, so wurde bei der Tagung in Hirschberg deutlich, sei auch die schwindende religiöse Sozialisation. Sorge bereite die Frage, ob Haupt- und Ehrenamtliche in Zeiten von Umstrukturierungen und immer größer werdenden pastoralen Räumen mit immer weniger Mitarbeitenden noch genügend Zeit für die Minis finden, stellt Knell fest. Denn das Wichtigste in der Ministrantenarbeit sei, „erstmal da zu sein“. Junge Leute suchten Beziehungen, „Gottseidank auch noch in der Kirche“.

Von großer Bedeutung, so Krell, seien aber auch Erlebnisse, die Ministranten das Bewusstsein vermittelten, „Teil von etwas Großem zu sein“ – von der Romwallfahrt bis zur ersten feierlichen Osternacht, die ein Nachwuchsministrant erlebe. Nicht zuletzt brauche es entsprechende Vorbilder, zitiert Knell den heiligen Augustinus: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer entfachen“. Ein schönes Erlebnis hatten die Teilnehmenden, von denen laut Knell die meisten früher selbst ministrierten, im Rahmenprogramm der Tagung, zu der auch ein Besuch in einer Beilngrieser Brauerei gehörte. Als der Braumeister die Gruppe nach ihren Aufgaben fragte und dabei auch der Begriff „Ministrantenwallfahrt Rom“ fiel, „da fingen seine Augen an zu leuchten‘“, erzählt Knell, „denn er war selbst dreimal dabei.“
Bei der letzten bundesweiten Ministrantenzählung 2019 gab es etwa 360.000 Ministrantinnen und Ministranten in Deutschland. Im Bistum Eichstätt ergab eine Zählung, die 2022 durchgeführt wurde und eine Rücklaufquote aus den Pfarreien von 98 Prozent hatte, eine Gesamtzahl von 4839 Minis, davon etwas mehr als die Hälfte weiblich. 2015, als ebenfalls eine Erhebung in den Pfarreien (Rücklaufquote 95 Prozent) stattfand, waren es noch 6502 Kinder und Jugendliche gewesen.
Text: Gabi Gess
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