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13.12.2006

Migranten ein Thema der Weltkirche - Mexikanischer Bischof im Gespräch

Eichstätt. (pde) – Das diesjährige Beispielland der Aktion des bischöflichen Hilfswerks Adveniat, Mexiko, und seine Probleme hat Bischof Jose Raul Vera Lopez bei mehreren Treffen in der Diözese Eichstätt vorgestellt. Die wirtschaftlichen Daten zeigten zwar in Richtung Aufstieg. Doch über die Hälfte der Bevölkerung in seiner Heimat gehe leer aus. Armut, Benachteiligung, Gewalt, Vertreibung und Menschenrechtsverletzungen prägen das Schicksal dieser Menschen. Das diesjährige Motto der Weihnachtsaktion Adveniat„...unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens“ zielt auf die vielen Menschen in Lateinamerika, die durch Auswanderung einen Ausweg aus ihrer Verzweiflung suchen. „Gott spricht heute zu uns durch die Migranten“, so Bischof Lopez. Auf seiner Reise durch Deutschland, die er auf Einladung von Adveniat unternommen hat, machte der Dominikaner in Eichstätt Station und sprach auch mit Bischof Gregor Maria Hanke.

„Wir müssen als Weltkirche zusammenstehen, sonst frisst uns dieses System auf.“ Dieses Fazit zog der Bischof aus Mexiko nach einem Gespräch mit Vertretern des Caritasverbandes Eichstätt. Bei dem von der Caritas und dem Referat Weltkirche im Bistum organisierten Treffen ging es um das Thema „Migration“, welches nicht nur das Hilfswerk Adveniat bei seiner Weihnachtsaktion zum Schwerpunkt hat, sondern auch der Deutsche Caritasverband als Jahresthema behandelt. „Migration gab es immer schon und ist an sich etwas Gutes, weil sich dadurch Gesellschaften gebildet haben. In Lateinamerika ist es aber eine forcierte Migration, und das macht die Menschen kaputt“, sagte Lopez in der Caritaszentrale beim Treffen mit Caritasdirektor Willibald Harrer, dem Eichstätter Kreisstellenleiter Gerhard Bauer, Caritas-Flüchtlingsberaterin Angelika Zehndbauer, Weltkirche-Referent Gerhard Rott sowie Stefanie Hoppe, Referentin für Bildung und Pastoral bei Adveniat.

Bischof Jose Raul Vera Lopez engagiert sich seit 1999 für Betroffene in der nordmexikanischen Stadt Saltillo, einer Stadt an der berüchtigten Flüchtlingsroute in die USA. Nach seinen Worten flohen in den letzten Jahren jährlich rund 500.000 Menschen aus Mexiko, weitere 250.000 versuchten dies aus Zentralamerika. In der Hoffnung auf ein besseres Leben in Nordamerika ließen sie Familien und ihre Heimat zurück. Die Mittelamerikaner würden auf dem Weg allerdings häufig ausgeraubt, litten Hunger sowie nachts Kälte und würden mit großen Misstrauen empfangen. Viele anderen würden festgenommen und in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Von den erfolgreich geflüchteten Mexikanern gelinge es nur etwa einem Fünftel, eine legalisierte Saisonarbeit in den USA zu bekommen, der Großteil sei ohne Sozialversicherung tätig.

Lopez kritisierte scharf, dass die USA ihren Umgang mit den Flüchtlingen verschärft hätten. Wer heute zum zweiten Mal aufgegriffen werde, mache sich strafbar, ebenso wie Nordamerikaner, die den Betroffenen Hilfe leisteten. Die USA schnitten sich damit allerdings ins eigene Fleisch, weil dort dann Arbeitskräfte bei der Ernte, in Restaurants oder auf dem Bau fehlten. Die mexikanische Kirche hilft den Flüchtlingen in den Grenzgebieten zu den USA nach Aussage des Bischofs in 26 Migrantenherbergen. Neben Notversorgungen würden sie auch über ihre Rechte aufgeklärt.

Für die dreizehn Teilnehmer des Seminars Grundkurs Weltkirche, die sich in Schloss Hirschberg trafen, um mehr über weltkirchliches Handeln zu erfahren und sich auszutauschen, waren die Schilderungen des Bischofs aus Mexiko ein Auftakt ihrer Studientagung. Dabei betonte der Bischof, dass Globalisierung nicht unbedingt negativ sein müsse. Sie erlaube, dass Völker und Menschen sich begegnen. Das sei eine Bereicherung. Sie werde erst dann fragwürdig, wenn sie die wirtschaftliche Macht in den Händen einiger weniger konzentriere, nur den Interessen der Reichen diene. „Globalisierung macht nur Sinn, wenn es eine gerechte Verteilung gibt. Gerechtigkeit ist die Herausforderung, die uns Jesus Christus stellt.“

Bischof Lopez hat sich besonders während des Bürgerkriegs im mexikanischen Bundesstaat Chiapas einen Namen gemacht. Gemeinsam mit seinem Amtsbruder Samuel Ruiz handelte er das Friedensabkommen von San Andres aus. Sein Einsatz brachte ihm internationale Anerkennung, rief aber auch mächtige Feinde auf den Plan. 1997 entging er nur knapp einem Mordanschlag. 1999 wurde Lopez Bischof von Saltillo. Seitdem steht sein Wirken im Dienst der Migranten, die jährlich zu Zehntausenden in Saltillo stranden.

 

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