Zum Inhalt springen
27.12.2024

Marco Benini: „Die Messe will uns stärken für unser Leben“

Marco Benini bei einer Predigt. Foto: Philipp Lürken/Pfarrbriefservice/de

Eichstätter Priester Marco Benini hat ein Buch über die Heilige Messe geschrieben. Foto: Philipp Lürken/Pfarrbriefservice/de

Nur noch wenige Kirchenmitglieder besuchen regelmäßig die Heilige Messe. Dabei sollte sie Dreh- und Angelpunkt für das persönliche Glaubensleben und für das Leben als christliche Gemeinschaft sein. Das Geschehen in einer Messe und das Leben jedes einzelnen sollten eine tiefe Verbindung eingehen, davon ist der Eichstätter Diözesanpriester und Liturgiewissenschaftler Marco Benini überzeugt. Pfarrbriefservice.de hat ihn zu seinem neuen Buch „Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen – Eucharistisch leben“ interviewt.

Viele Menschen gehen wohl deshalb nicht mehr in die Messe, weil sie damit nichts mehr anfangen können. Sie haben das Gefühl, dass das, was dort passiert, mit ihrem Leben nichts zu tun hat. Ein Missverständnis?

Marco Benini: Der Ansatz meines Buches ist es, genau diese Verbindung von Messe und Leben deutlich zu machen. Ich lasse ja nicht das eigene Leben an der Kirchentüre zurück. Ich nehme alles, was mich prägt, was mich ausmacht und beschäftigt, zu Gott mit. Jesus spricht davon, dass er Brot für das Leben ist, für unseren Alltag. Die Messe will uns stärken für unser Leben.

Ist das ein Kommunikationsproblem, dass viele Menschen darum nicht wissen?

Früher hat man Messe als gesetzte Sonntagspflicht gesehen. Da ist man hingegangen, weil das so üblich war. Diese Motivation trägt heute nicht mehr. Unsere Grundmentalität heute ist: Ich möchte etwas davon haben. In meinem Buch geht es genau darum, dass die Messe eine Bereicherung ist für mein alltägliches Leben, dass die Beziehung zu Jesus nicht ein Sahnehäubchen ist, sondern eine Kraftquelle, aus der heraus sich mein Alltag speisen kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass zu einer tiefen Lebensfreude auch die Beziehung zu Gott gehört, denn sie vermittelt: Ich bin gewollt, geliebt, gebraucht – von Gott. Und diese lebensbejahende Haltung drückt sich letztlich auch in jeder Messe aus. Man muss sie nur richtig verstehen.

Messe ist also wie eine Sehenswürdigkeit, die man erklärt bekommen muss, damit man sie versteht. Warum ist das so kompliziert? Warum erschließen sich die Teile der Messe nicht von selbst?

Es stimmt tatsächlich, dass Messe die Hochform unseres gottesdienstlichen Feierns ist und viele Details enthält, die sich erst in ihrer Schönheit erschließen, wenn man hingeführt wird. Insofern stimmt das Bild mit der Sehenswürdigkeit. Andererseits ist ja in der Messe Gott selber aktiv und präsent. Der eigentlich Handelnde ist Gott. Wenn ich mich darauf einlasse und offen bin dafür, dass ich hier Gott begegnen kann, dann bin ich überzeugt, dass sich Gott auch zeigt. Natürlich ist es immer menschlich vermittelt – es ist mal besser, mal schlechter vermittelt. Aber es ist mehr als eine Sehenswürdigkeit, die einfach da steht. Es ist sozusagen eine interaktive Sehenswürdigkeit. Nicht nur ich schau die Messe an, sondern auch Gott schaut mich an in der Eucharistie, sodass ein Dialog zwischen Gott und uns Menschen entsteht.

An welchen Stellen in der Messe wird der Bezug zum Leben der Menschen Ihrer Meinung nach besonders deutlich?

Zunächst finde ich es wichtig, dass die Predigt eine Verbindung zum Alltag der Menschen herstellt, dass also aufgezeigt wird, was die Texte aus der Bibel uns heute sagen können. Die Fürbitten sind ein nächster Punkt. Wir haben Anliegen und Sorgen. Die dürfen wir in die Beziehung zu Gott hineinnehmen und um seine Hilfebitten. In der Gabenbereitung geht es nicht nur darum, dass Brot und Wein zum Altar gebracht werden, sondern dass wir unser eigenes Leben mit in die Schale hineinlegen. Kürzlich feierte ich eine Messe mit einer Gruppe, bei der ich den Menschen die Hostienschale in die Hand gegeben habe. Sie sollten beim Anschauen der Hostie ganz bewusst die Menschen, die ihnen wichtig sind, und die Aufgaben, die anstehen, mit hineinlegen. Dann erst haben wir die Hostienschale zum Altar gebracht.

Dann werden die Gaben gewandelt und wir empfangen sie als Leib und Blut Christi. Das heißt ja, Jesus selber kommt zu mir, um mich für meine Aufgaben in Beruf, Familie und wo auch immer zu stärken. Er schenkt mir Nahrung für Leib und Seele. Nicht nur Brot und Wein werden gewandelt, sondern nach und nach werden wir selbst gewandelt zu frohen Menschen. Und schließlich endet die Messe mit dem Segen. Wir werden in unseren Alltag hinein gesendet, aber eben als gesegnete Menschen. Wir dürfen die Freude aus der Begegnung mit dem Herrn mitnehmen.

Der Untertitel Ihres Buches lautet: Die Messe verstehen – Eucharistisch leben. Was verstehen Sie unter eucharistisch leben?

Eucharistisch meint vom Wort her dankbar. Eucharistie ist die Danksagungsfeier. Eucharistisch zu leben meint, dankbar zu leben, in verschiedener Hinsicht. Dankbar, weil Gott mich liebt und sich mir schenkt in der heiligen Kommunion; zugleich dankbar für all die guten Dinge, die ich in meinem Leben täglich erfahren darf. Eucharistisch leben meint außerdem, die eigenen Höhen und Tiefen des Lebens mit Jesu Leben zu verbinden, der in seinem Tod und seiner Auferstehung eben solches auch erlebt hat. In der gewandelten Hostie begegnen wir Jesus als dem Auferstandenen, dem Lebendigen. Ich kann seine Gegenwart erleben und in mich aufnehmen. Ich darf mit seiner Osterfreude mein Leben leben. Und in der Erfahrung seiner Liebe, der Hingabe Jesu bis zum Tod am Kreuz, darf ich aus dieser Liebe leben und diese Liebe weitergeben, auch in schwierigen Situationen.

Die, die nicht mehr zur Messe kommen, werden Ihr Buch vermutlich nicht lesen. Was könnte helfen, damit wieder mehr Kirchenmitglieder die Messe schätzen?

Marco Benini: Mir war es wichtig, in dem Buch eine Sprache zu verwenden, die auch Leute verstehen, die nicht jeden Sonntag in die Messe gehen oder vielleicht auch gar nicht mehr kommen. Aber ich würde sagen, die beste Einladung zur Messe ist tatsächlich nicht ein Buch, sondern sind Leute, die diese Erfahrung selber schon gemacht haben und zu den anderen sagen: ‚Komm doch mit. Ich persönlich profitiere davon‘.

Interview: Elfriede Klauer/Pfarrbriefservice.de

Buchtipp: Brannte nicht unser Herz?

Warum beginnt eine Messe idealerweise bereits zuhause? Was ist der tiefere Sinn zum Beispiel der Gabenbereitung? Was meint Wandlung und was könnte sie für das Leben der Mitfeiernden bedeuten? Der Liturgiewissenschaftler und Priester Marco Benini geht in seinem neuen Buch „Brannte nicht unser Herr? Die Messe verstehen – Eucharistisch leben“ diesen Fragen nach. In kurzen, gut verständlichen Abschnitten erklärt er die einzelnen Teile der Messe. Wichtig ist Benini, aufzuzeigen, was die Messe und ihre Teile für das Leben der Teilnehmenden bedeuten können. Denn darum geht es in dem Buch: „Eucharistie und Leben bilden einen Kreislauf: vom Leben hinein in die Eucharistie und dann von der Eucharistie ins Leben, so dass wir eucharistisch leben“, schreibt Marco Benini.

Das, was in der Messe geschieht, ist für Marco Benini die Fortsetzung der Emmaus-Geschichte, die man im Lukas-Evangelium nachlesen kann und die das Buchcover prägt. In einem einleitenden Beitrag arbeitet Benini anschaulich die Parallelen heraus. In der Emmaus-Erzählung gesellt sich Jesus zu zwei Jüngern, die nach seinem Tod am Kreuz voller Zweifel und Ängste aus Jerusalem fliehen und nach Emmaus unterwegs sind. Er beantwortet ihre Fragen und bricht das Brot für sie. Aus dieser Erfahrung gestärkt gehen die Jünger zurück nach Jerusalem, in ihren Alltag. Für Benini geht es auch heute in der Messe darum, Jesu Gegenwart zuzulassen, das eigene Leben mitzubringen und es von Gottes Liebe wandeln zu lassen.

Für alle, die die Messe besser verstehen möchten und die Verbindung zum eigenen Leben suchen, ist dieses Buch ein Gewinn.

Marco Benini: Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen – Eucharistisch leben. Freiburg: Herder, 2024, 144 S.; 18 Euro

Text: Elfriede Klauer/Pfarrbriefservice.de

Für Pfarrbriefredaktionen

Pfarrbriefservice.de ist eine Website für Pfarrbriefe und kirchliche Öffentlichkeitsarbeit im deutschsprachigen Raum. Die Diözese Eichstätt gehört zu den Gründungsmitgliedern der Plattform. Das Portal bietet alle wichtigen Informationen rund um die Erstellung eines Pfarrbriefs. Autor Marco Benini stellt dort Teile seines neuen Buches für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung.

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Kommunikation veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.