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02.12.2003

Lobpreis mit Saxophon und E-Gitarre - Rund 120 Jugendchöre und Bands musizieren in den Gotteshäusern der Diözese - Unterstützung bekommen sie vom Arbeitskreis „Holyphon“

Eichstätt. (pde) - Sie heißen „Kirchenwecker“ oder „Die Nervensegen“, „Chill-Out-Band“ oder „Follow him“. Sie rücken mit Saxophon, Keyboard und E-Gitarre an und gestalten Jugendgottesdienste in der Diözese Eichstätt. Rund 120 Jugendchöre und Bands gibt es im Bistum. Fachliche Beratung bekommen sie vom Arbeitskreis „Holyphon“, den der Eichstätter Domkapellmeister Christian Heiß leitet. Ziel ist es, den Gruppen Hilfestellung zu geben und zu zeigen, welch große Bandbreite moderne Kirchenmusik hat. Denn längst werden bei Jugendgottesdiensten nicht mehr die typischen rhythmischen Lieder der 70er Jahre gesungen.

In den Kirchen wird Synthi-Pop geboten, es gibt Eigenkompositionen, Jazz, Bluesrock und Musicalsongs. Wenn damit ein Bezug zur Feier des Gottesdienstes hergestellt wird, kann das durchaus sinnvoll und unterstützenswert sein, befinden die Mitglieder des Arbeitskreises. Moderne Musik habe in der Kirche ebenso eine Daseinsberechtigung wie die klassische Kirchenmusik, die über Jahrhunderte gewachsen ist. „Die verschiedenen Stile sind keine Widersprüche.“ Zum Arbeitskreis gehören Pfarrer, Religionslehrer und der Liturgiereferent der Diözese, Werner Hentschel. Der Name „Holyphon“ setzt sich aus dem englischen „Holy“ (heilig) und dem altgriechischen „phonae“ (Klang) zusammen und bedeutet nichts anderes als „heilige Musik“. Und dazu gehören nun mal auch Keyboard und Synthesizer.

Wenn man moderne Musik nicht fördert, so der Standpunkt der Gruppe, dann wird sich das kirchliche Leben in den Gemeinden radikal verändern. „Es droht ein kräftiges Chorsterben.“ Viele Kirchenchöre sind überaltert. Nachwuchs kann man mit Mozart-Messen nur bedingt anlocken. Die jungen Leute setzen ihre eigenen Schwerpunkte: Bei einer Jugendvesper in der Karwoche in Plankstetten etwa wurden persönliche Erfahrungen mit dem Tod formuliert - und von passenden Liedern begleitet.

Doch längst nicht alles, was Jugendlichen gefällt, passt in einen Gottesdienst. „Es gibt viel Gutes, aber auch viel Schlechtes auf dem Markt,“ sagt Domkapellmeister Heiß. Wichtig beim „Neuen Geistlichen Liedgut“ (so der offizielle Name), sei es, dass das Lied Substanz habe. Es geht um musikalische Qualität und textlichen Tiefgang. Hier möchte der Arbeitskreis mit Hilfe einer Liste Anregungen geben. Diese Liste ist auch im Internet („www.bistum-eichstaett.de/kirchenmusik/holyphon/“) abzurufen. Wer sich erst einmal einen Überblick verschaffen will, ist mit der Präsenzbibliothek gut beraten. Im „Amt für Kirchenmusik“ am Residenzplatz 14 in Eichstätt können Chorleiter und Interessierte in Liederbüchern und Partituren blättern. Außerdem gibt es Hilfestellungen bei Fragen wie Aufführungsrechte oder Versicherungen. Wer im Freien auftreten will, kann sich über die Medienzentrale der Diözese eine PA-Anlage mit Mischpult, Lautsprecher-Boxen und Verstärker ausleihen.

Einmal im Jahr veranstaltet der Arbeitskreis einen Workshop, meist kommen 150 bis 180 Teilnehmer. Hier können sich junge Leute weiterbilden. Angeboten werden Kurse für bestimmte Musikinstrumente, Stimmbildung, Chorleitung und Liturgie. Denn dass die Lieder zum Gottesdienst passen, ist wichtig, betont Werner Hentschel, der Liturgiereferent der Diözese. Obwohl die Lieder bei den Gottesdiensten normalerweise mit dem Pfarrer abgestimmt werden, kann es böse Überraschungen geben. Manchmal passen Text und Anliegen nicht zusammen, manchmal treten Bands mit ohrenbetäubender Lautstärke auf. „Es geht uns nicht ums Verbieten von bestimmten Liedern“, betont der Arbeitskreis. „Aber es geht um die Frage: Was ist angemessen?“ Denn es kann schon passieren, dass bei einer Trauung der Musik größere Bedeutung beigemessen werde als der eigentlichen Zeremonie. Hier gelte es gegenzusteuern.

Und wie steht es mit dem Thema Klatschen und Tanzen im Gottesdienst? Damit gebe es keinerlei Probleme, sind sich die Verantwortlichen des Arbeitskreises einig. Gegen einen kräftigen Schlussapplaus habe niemand etwas einzuwenden und allzu temperamentvoll darf man sich die Jugendgottesdienste ohnehin nicht vorstellen. Diözesanjugendpfarrer Martin Geistbeck machte die Erfahrung: „Das Thema ist bei uns nicht so brennend. Das Problem ist unser Naturell: Wir Deutschen sind einfach zu verkopft.“

Die ganz großen Experimente werden in der Regel ohnehin nicht gemacht. Konzerte mit dem Synthesizer sind eher die Ausnahme. Beliebt sind dagegen Taizégesänge, Spirituals und Meditationsstücke. „In den Texten kommen die Gefühle der Menschen stärker zum Ausdruck“, meint Jugendpfarrer Geistbeck. Die Texte seien lyrischer geworden. Auch Ottmar Breitenhuber, Pfarrer aus St. Augustin in Ingolstadt, betont: „Das Harmoniebedürfnis hat zugenommen. Das Moment der Provokation ist zurückgegangen.“ Die Musik von heute habe charismatischen Charakter - im Gegensatz zu den 70er Jahren. „Damals beschäftigte man sich mit Themen wie Umwelt, Frieden und Gerechtigkeit. In den Texten lag viel Kritisches, auch Kirchenkritisches.“ Diese Zeiten seien eher vorbei.

 

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