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15.11.2017

Kunstwerk des Monats: Schach Matt dem Teufel in der Pfarrkirche Feucht

Dagobert Maile: Das Seelenspiel, 1915, Holz, geschnitzt, polychrom gefasst. pde-Foto: Sven Hauschke

Dagobert Maile: Das Seelenspiel, 1915, Holz, geschnitzt, polychrom gefasst. pde-Foto: Sven Hauschke

Eichstätt/Feucht. (pde) - Eine interessante Geschichte zu erzählen weiß ein thematisch ungewöhnliches Relief, das sich in der Pfarrkirche Herz-Jesu in Feucht befindet. Es stellt ein Schachspiel zwischen dem Teufel und einem jungen Mann dar. Ein geflügelter Engel und zwei seitlich stehende weibliche Figuren mit langen, gelockten Haaren und antikisierenden Gewändern halten einen geschnitzten Bilderrahmen, in dem sich das dramatische Geschehen abspielt. Der junge Mann sieht verzweifelt aus, das Spiel scheint nicht gut für ihn zu laufen. Der Teufel ist in einen langen, grünen Mantel gehüllt, auf dem Kopf trägt er einen Hut mit langer Feder - Insignien eines Räubers.

Das Relief mit dem Titel „Das Seelenspiel“ wurde von dem Schreiner und Innenarchitekt Dagobert Maile angefertigt, der es in einer kurzen Zeitspanne von gut drei Wochen schnitzte, unmittelbar bevor er 1915 zum Kriegsdienst in den ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Er überließ das Werk seinen Eltern als Erinnerungsstück, falls er nicht aus dem Krieg zurückkommen sollte.

Maile verwendete als Vorbild für das Relief eine Illustration aus Goethes „Faust“. 1818 hatte der Zeichner und Maler Friedrich August Moritz Retzsch (1779 – 1857) Radierungen für eine Faustausgabe gefertigt, in der Mephisto mit Faust beim Schach an einem Tisch sitzt und um dessen Seele spielt. Auch das Bild des Schutzengels im Hintergrund übernahm Maile von dieser Darstellung.

Das Schachspiel steht bei Dagobert Maile für den Wettstreit um die Krone der ewigen Herrlichkeit, um den Kampf zwischen Tugend und Laster, wie aus der erklärenden Schrifttafel hervorgeht. Ein Schutzengel steht dem Mann zur Seite, von dem dieser jedoch wenig Notiz nimmt und dessen Ratschläge er offensichtlich ignoriert. Die hellen Spielfiguren repräsentieren die Tugenden und die roten, die zumindest zahlenmäßig deutlich überlegen sind, das Laster. Moralisierende Elemente finden sich auch in dem geschnitzten Rahmen des Schachspiels. So stehen die sich um die Füße der beiden Frauen windenden Schlangen für die Versuchung und das Böse schlechthin, während zwei Meerwesen im unteren Teil der Darstellung um einen Fisch streiten – den allgemeinen Kampf ums Überleben verdeutlichend.

Auch wenn das Böse zu triumphieren scheint, so steht doch über allem der Engel, der mit seinen ausgebreiteten Flügeln Schutz bietet und Zuversicht ausdrückt. Damit ist das Vertrauen in den Glauben ausgedrückt, das selbst in schwerster Zeit und größter Not beim Anblick von Krieg, Tod und Vertreibung Halt geben kann. Auch Dagobert Maile hat sein persönlicher Schutzengel nicht verlassen. Er hat den Krieg, wenn auch schwer verletzt, überlebt und sein Leben als Bauschreiner im Nürnberger Land verbracht. Das Relief gelangte, nachdem es fast hundert Jahre in der Bodenseeregion aufbewahrt wurde, vor wenigen Jahren als Leihgabe der Familie Maile in die Herz-Jesu-Kirche Feucht.

Seit 1983 wird im Bereich des Bistums Eichstätt in akribischer Detailarbeit der Bestand an Kunstwerken dokumentiert. Bei der Forschung und Erfassung im Bereich des Bistums Eichstätt kommt es immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen. Mit der Reihe „Kunstwerk des Monats“ werden auf der Homepage des Domschatz- und Diözesanmuseums einige dieser in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Entdeckungen vorgestellt: www.dioezesanmuseum-eichstaett.de.

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