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03.12.2018

Kunstwerk des Monats Dezember: Ein Baustellenunfall in St. Nikolaus in Nassenfels

Das Fresko vom stürzenden Maurer aus dem 18. Jahrhundert in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Nassenfels. pde-Foto: Johannes Heim

Das Fresko vom stürzenden Maurer aus dem 18. Jahrhundert in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Nassenfels. pde-Foto: Johannes Heim

Eichstätt/Nassenfels. (pde) – Kein sakrales, sondern ein weltliches, historisches Ereignis stellt eines der Fresken in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Nassenfels dar. Die meisten Bilder besitzen sakrale Themen und sind der Legende des heiligen Nikolaus gewidmet, der Verehrung der Muttergottes durch die vier Erdteile und dem heiligen Nikolaus als Patron von Nassenfels. Die originalgetreue Darstellung des Ortes zur damaligen Zeit in den Gemälden ist heute ein wichtiges Zeugnis für die Geschichtsforschung. In den untergeordneten Fresken sind einzelne Heilige und die Kindheitsgeschichte Jesu dargestellt. Eine Empore ziert ein Fresko, das kein sakrales Thema hat: Es zeigt einen Baustellenunfall während des Baus der Kirche im 18. Jahrhundert. Der Fachbereich Kultur- und Denkmalpflege der Diözese Eichstätt stellt es auf der Homepage des Diözesanmuseums als Kunstwerk des Monats Dezember vor.

In der im Fresko dargestellten Szene befindet sich der Kirchenraum der Nassenfelser Pfarrkirche noch im Bau. Gerade werden die Längswände errichtet. An der Schmalseite der Kirchenbaustelle befindet sich ein Portal, durch das der Blick ins Freie geht. Eingebaut sind dort eine Empore und ein Baugerüst aus Holz. Es ist dargestellt, wie ein Maurer kopfüber von diesem Gerüst stürzt. An einem Balken der Konstruktion erkennt man, dass er gebrochen ist. Mit seiner rechten Hand hält sich der stürzende Maurer an einem Bruchstück des Holzes fest.

Bei dem Bild handelt es sich nicht um ein sakrales Thema, sondern um ein konkretes Ereignis, einen Unfall im Zuge der Bauarbeiten der Kirche in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Damalige Baustellen bargen immer ein hohes Gefahrenpotenzial, die Baugerüste für die Handwerker waren sehr primitiv. Regelmäßig kam es zu Arbeitsunfällen, in schriftlichen Quellen sind diese jedoch kaum vermerkt. Umso interessanter ist für Historiker heute das beschriebene Gemälde.

Nassenfels gehörte zu den ältesten Besitzungen des Eichstätter Bischofs. Bis zur Säkularisation war der Ort Sitz eines fürstbischöflichen Pfleg- und Kastenamtes. Deshalb kam dem Kirchenbau seit jeher große Bedeutung zu. Die bestehende Kirche gilt als Werk des Baudirektors Gabriel de Gabrieli aus den Jahren 1737-1738. Die Ausführung hat sein Landsmann Giovanni Domenico Barbieri geleitet. 1741 wurde die Kirche geweiht. Als großer Förderer hat sich Fürstbischof Johann Anton von Freyberg hervorgetan. Der Sakralraum wurde reich ausgestattet mit Stuck des Eichstätters Franz Horneis und mit Fresken von Gabriel Seel.

Der Künstler Gabriel Seel ist historisch wenig greifbar. Nachgewiesenermaßen war er zwischen 1731 und 1742 in Nassenfels und zwischen 1744 und 1748 in Neuburg an der Donau. Seel wurde 1740 von der Heilingverwaltung mit einem Gulden und 45 Kreuzer für die Schaffung der Fresken in Nassenfels entlohnt. Es ist ungewöhnlich, dass ein handwerklicher Maler aus dem Dorf, der sich stilistisch auf einem einfachen Niveau bewegte, mit einem solchen Auftrag betraut wurde. Er dürfte sein ganzes Können in dieses Werk gesteckt haben. Nur noch eine weitere Arbeit von Gabriel Seel ist belegt: die Ausmalung der Pfarrkirche St. Gertrud in Dinkelshausen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Bei der Forschung und Erfassung der Kunstwerke im Bereich des Bistums Eichstätt kommt es immer wieder zu überraschenden Entdeckungen. Mit der Reihe „Kunstwerk des Monats“ werden auf der Homepage des Domschatz- und Diözesanmuseums (www.dioezesanmuseum-eichstaett.de) einige dieser in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Erkenntnisse vorgestellt.

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