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08.11.2002

Kirchliche Sozialarbeit soll gestärkt werden - Erzbischof von Havanna fordert bei Tagung in Eichstätt mehr Mut zur interkulturellen Verständigung

Eichstätt. (pde) - Durch einen Austausch von Professoren, Studenten und innerhalb der Bibliotheken soll der Kontakt zwischen Eichstätt und Havanna gefördert werden. Diese Zielrichtung nannte Kardinal Jaime Ortega, der Erzbischof von Havanna, zu Beginn der internationalen Tagung „Kuba im Dialog“, bei einem Pressegespräch in Eichstätt. „Wir brauchen Unterstützung für unser Institut für Religionswissenschaften, das gerade aufgebaut wird“, betonte der Kardinal. Das Institut richte sich an Laien, die in Kuba Theologie studieren wollen. Ein weiteres Ziel der Tagung besteht darin, die Kommunikation auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit, der interkulturellen Verständigung und der kirchlichen Sozialarbeit zu fördern.

Auch Kuba befinde sich im Umbruch, erläuterte der Kardinal bei dem Pressegespräch. Seit es die kommunistische Regierung erlaubt habe, dass Emigranten Geld in ihr Heimatland überweisen dürfen, um ihre Familien zu unterstützen, sei das Land zerrissen. „Die Gesellschaft spaltet sich in eine Gruppe, die Zugang zu den Dollars hat und solche, die keinen Zugang hat.“

Die Macht der Kirche sei gering. „Wir haben keinen direkten Einfluss auf politische Veränderungen.“ Der Staat habe vielfältige Möglichkeiten, der Kirche das Leben schwer zu machen. „Es gibt keinen Religionsunterricht, die Kirche hat überhaupt keinen Zugang zu den Medien.“ Im Vergleich zu osteuropäischen Ländern habe die Kirche in Kuba wenig soziale Präsenz. Dennoch hätten die Bischöfe zahlreiche Dokumente geschrieben, in denen die Kirche eine klare Stellung zu politischen Themen beziehe. „Diese Dokumente werden von der Regierung völlig ignoriert beziehungsweise sehr kritisch beurteilt.“ Die Kirche besinne sich auf ihren Kernauftrag. „In Kuba gibt es zur Zeit eine große Krise auf der Ebene der Grundwerte. Etwa, was die Solidarität innerhalb der Familie betrifft.“ Hier werde die Kirche tätig. „Das wird sogar von der Regierung positiv aufgenommen.“ Die Pfarreien seien dagegen überwiegend an der Basis im caritativen Bereich aktiv, etwa in der Altenpflege, in der Unterstützung von Kindern und in der Telefonseelsorge. „Diese Arbeit wird sehr kritisch von der Regierung wahrgenommen. Sie sieht die Sozialarbeit als einen Sektor, in dem nur der Staat tätig werden darf.“

Wie konkrete Projekte der Zusammenarbeit zwischen Havanna und Eichstätt aussehen könnten, wird im Verlauf der Tagung diskutiert werden. Außerdem geht es bei dem zweitägigen internationalen Treffen um die Geschichte der Kulturbeziehungen zwischen Kuba und Deutschland, um die Religionsfrage während der Epoche der kubanischen Republik und um Perspektiven der Zusammenarbeit im gegenwärtigen Prozess der Globalisierung.

Veranstalter von „Kuba im Dialog“ sind das Referat Weltkirche der Diözese Eichstätt, die Fakultät für Soziale Arbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, das Institut für vergleichende Sozialarbeitswissenschaft und interkulturelle/internationale Sozialarbeit (ISIS) e.V., das Missionswissenschaftliche Institut Missio Aachen und die Comboni-Missionare Ellwangen.

 

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