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12.05.2003

Kindergärten sollen „Lebensbiotope“ sein - 700 Mitarbeiterinnen und Vertreter katholischer Kindertagesstätten tagten in Ingolstadt

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) - „Kinder sollen in Freiheit Liebende werden“ – und Erziehende sollen durch ihre Person den Kindern den Weg dazu weisen. Die war die zentrale Botschaft, die der Wiener Pastoraltheologe Professor Dr. Paul M. Zulehner im Stadttheater Ingolstadt an die 700 pädagogischen Mitarbeiterinnen und Trägervertreter der katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Eichstätt richtete. Die Fachtagung zum Thema „Erziehung in Beziehung“ widmete sich einem Aspekt, der besonders aus kirchlicher Sicht in der laufenden Qualitätsdiskussion zentrale Bedeutung hat. Edith Schmitz, Leiterin des Referates Kindertageseinrichtungen beim Caritasverband Eichstätt, die mit ihren Kolleginnen im Referat die Tagung vorbereitet hat, bescheinigt den Einrichtungen denn auch, mit ihrer pädagogischen Qualität „auf der Höhe der Zeit“ zu sein. Doch ein optimales pädagogisches System allein sei zu wenig, entscheidend sei die Person, begründet sie die Entscheidung für die Themenwahl, und Caritasdirektor Willibald Harrer formulierte in einem Grußwort nach dem Gottesdienst: „Ohne Beziehung läuft nichts.“

Zulehner führte das Tagungsthema in einem Vortrag aus und fragte: „Wem nimmt man etwas ab? Doch nur jemandem, der als Person etwas darstellt, der glaubwürdig ist und zu dem man Vertrauen hat.“ Formale Autorität oder die berufliche Rolle allein seien heute nicht mehr maßgeblich. Zulehner ermunterte die Teilnehmer, in den Kindergärten eine neue Lebensweise wachsen zu lassen, welche die Kinder zukunftstauglich mache. Dazu müsse man sich von negativen Entwicklungen der modernen Kultur absetzen: einer Freiheit, die – egoistisch als Selbststeuerung verstanden – nur „Ichlinge“ produziere; einer Sucht nach maximalem Glück in minimaler Zeit; einer Lebensweise, die immer schneller und fordernder, häufig auch überfordernder werde und dann Alkohol, Medienkonsum oder psychosomatische Krankheiten als Fluchtwege wähle. In der Folge entstünde eine Gesellschaft, in der tote Güter moralisch und ökonomisch höher bewertet würden als das Leben. „Eine Gesellschaft ohne Schwache wird eine kühle und harte Gesellschaft werden“ warnte der Theologe.

Positiv formulierte Zulehner für die Erziehung in kirchlichen Kindergärten: Die Kinder sollten zur Freiheit fähig sein und sie nicht als lästige Last erleben müssen. Freiheit müsse ihren Sinn immer in der Liebe sehen, also zu solidarischem Verhalten führen. Unverzichtbar sei schließlich eine neue Spiritualität: Kinder bräuchten ein „Dach für die Seele“ und eine Antwort auf ihre Gottessehnsucht. Schlüsselpersonen in diesem Prozess seien die Erziehenden selbst. Sie müssten „randvoll mit Werten sein“.

Um die Rolle der Erzieherin ging es indirekt auch bei fünf Foren am Nachmittag der Tagung. Die Kindergärten in Pfahldorf und Eitensheim sowie die Ingolstädter Kindergärten Münster, St. Pius und Unsernherrn präsentierten Projekte, bei denen sie in den Bereichen Musik, Umwelt und Wissenschaft neue Wege des Lernens und der Wissensaneignung ausprobiert hatten. Durch ein anderes Erzieherverhalten war es möglich geworden, Themen zu behandeln, von denen man vorher nicht geglaubt hatte, sie würden Kinder interessieren.

Im Bistum Eichstätt gibt es derzeit 192 Kindertageseinrichtungen, davon 187 Kindergärten, vier Kinderhorte und ein Kinderhaus. 1.241 Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Sozialpädagoginnen betreuen zusammen mit 51 Berufspraktikantinnen und 58 Vorpraktikantinnen insgesamt 13.382 Kinder.

 

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