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20.04.2005

„Jugendhilfe rechnet sich“ - Experte aus Mainz stellte aktuelle Untersuchungen vor - Über 150 Interessierte bei Caritas-Vortrag

Eichstätt. (pde) - Wann ist Kinder- und Jugendhilfe erfolgreich? Was ist dafür verantwortlich? In welchem Verhältnis stehen Aufwand und Nutzen? Über 150 Fachleute, Studierende und Interessierte zog es - trotz des fast gleichzeitig bekannt gegebenen Ergebnisses der Papstwahl - am Dienstagabend in die Katholische Universität in Eichstätt, um von Prof. Dr. Michael Macsenaere, Leiter des Institutes für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz, hierzu Antworten zu bekommen. Das Referat Kinder- und Jugendhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt und die zuständige diözesane Arbeitsgemeinschaft hatten den Experten eingeladen. Macsenaere stellte die wichtigsten Ergebnisse seiner im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes erarbeiteten Jugendhilfe-Effekte-Studie (JES) und des bundesweit und in Österreich eingesetzten Qualitätsentwicklungsverfahrenes „EVAS“ vor. Ergebnis beider Untersuchungen: In über 70 Prozent der Hilfen wird eine Verbesserung erreicht.

Im Hinblick auf das heute häufig vorgebrachte Argument „Kosteneinsparung“ warnte Macsenaere davor, die Wirksamkeit von Hilfen bereits nach kurzer Zeit zu beurteilen. Um Kinder und Jugendliche zu fördern oder um Defizite abzubauen, reichen nach seinen Ergebnissen ein halbes bis ein ganzes Jahr Hilfe in der Regel nicht aus. Erst nach 13 bis 18 Monaten trage die Betreuung wirklich Früchte. Daraus könne man zwar auch nicht automatisch die Schlussfolgerung ziehen „je länger die Hilfe, desto besser“. Es müsse aber stets der Einzelfall betrachtet werden, um eine „adäquate wirksame Hilfe zu wählen“. Leistungserbringer und Jugendämter sollten daher in Zukunft stärker im Dialog über die betroffenen Kinder, Jugendlichen sowie deren Angehörigen sein. Dabei könne auch einmal die Schlussfolgerung richtig sein, eine Hilfe nach einiger Zeit abzubrechen.

Grundsätzlich warnte der Experte aber davor „Wege zur Kostenreduzierung“ zu beschreiten wie Hilfedauer verringern, Unterstützung erst später gewähren oder kostengünstigere Hilfearten wählen - etwa ambulant statt stationär. Grundsätzlich gelte: je älter jemand sei, desto schwieriger werde die Hilfe. Solche Maßnahmen kämen „als Bumerang zurück“. Macsenaere verwies auf eine Untersuchung seines Kollegen Klaus Roos, der die Effizienz der Jugendhilfe am Beispiel „Heimerziehung für Jungen“ rechnerisch unter die Lupe genommen hat. Dieser kam zu dem Ergebnis, dass eine Betreuung über knapp drei Jahre rund 120.000 Euro koste. Dem ständen aber „Nutzeneffekte“ durch langfristige Einsparungen in den Bereichen Gesundheit, Arbeitslosigkeit, Erwerbstätigkeit und Delinquenz aufgrund verringerter Strafvollzugskosten von etwa 355.000 Euro gegenüber. Dies bedeute, so der Experte: „Jugendhilfe rechnet sich. Ein Euro in Jugendhilfe erbringt drei Euro Ersparnis.“

Macsenaere bat Jugendämter und Hilfeeinrichtungen darum, nicht nur auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen zu schauen, sondern verstärkt auch deren Stärken in den Blick zu nehmen. Vor allem der Zugang zu schwierigen Jugendlichen könne so oft besser gefunden werden. Als positives Beispiel nannte er den Bau eines Kanus in der Holzwerkstatt des Caritas-Kinderdorfes Marienstein, in dem Jugendliche auf handwerklich hohem Niveau ihre Fähigkeiten einbringen können. Der Referent hatte diese Einrichtung vor seinem Vortrag besucht.

 

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