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25.04.2003

„Jugend braucht Arbeit“ - Caritas und Kolping befürchten dramatische Folgen von Kürzungen

Eichstätt. (pde) – Der Caritasverband und das Kolping-Bildungswerk der Diözese Eichstätt beteiligen sich an einem bundesweiten Aktionstag verschiedener kirchlicher Jugendinitiativen, der am kommenden Dienstag, 29. April, unter dem Motto „Jugend braucht Arbeit“ stattfindet. Politiker sollen dabei selbst mit Jugendlichen in Jugendberufshilfeeinrichtungen in Kontakt kommen und gleichzeitig kritisch mit den derzeitigen Kürzungen von Förderungen konfrontiert werden.

Der Geschäftsführer des Kolping- Bildungswerkes, Ewald Kommer, hat bereits für den kommenden Montag um 10 Uhr in die Dienststelle des Werkes in Roth die Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler (CSU) sowie nach Weißenburg um 12 Uhr ihren Kollegen Josef Göppel (CSU) eingeladen, um über Sorgen in der Jugendsozialarbeit zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen.

Der Leiter der Caritas-Wohnheime und Werkstätten Ingolstadt, Anton Frank, hat an verschiedene Politiker in Ingolstadt und Umgebung in einem Brief darum gebeten, zu einem für sie passenden Termin in seine Einrichtung zu kommen, um sich im Gespräch mit schwer vermittelbaren Jugendlichen persönlich ein Bild von ihrer Situation zu machen.

Sowohl Frank als auch Kommer sind äußerst betroffen über die derzeitigen Kürzungen seitens des Arbeitsamtes. Frank erhielt im März die Nachricht, dass die gegenwärtig laufende Jugend-Qualifizierungs-ABM im Herbst nicht noch einmal bewilligt werden kann. „Gefördert werden nun nur noch Eingliederungsmaßnahmen, die unmittelbar auf die Eingliederung in Arbeitsstellen auf den ersten Arbeitsmarkt gerichtet sind“, heißt es in der Begründung. Dadurch, so Frank, gehe viel Aufbauarbeit verloren: „Die Mehrheit wird wieder ‚verelenden‘, Sucht, Tagesstruktur und berufliche Qualifikation verlieren. Für die Betroffenen bedeutet dies die dauerhafte Ausgrenzung vom ersten und zweiten Arbeitsmarkt“, bedauert Frank. Immerhin gut 50 Prozent hätten sich durch die Teilnahme an der in den vergangenen Jahren durchgeführten Maßnahme für junge Menschen wieder „persönlich stabilisiert“, einige anschließend auch eine Arbeit gefunden: zum Beispiel die 21-jährige Ruth F.. Sie hat nach ihrer Jugend-ABM im vergangenen Jahr zunächst eine Anschluss-ABM bekommen und wird in Kürze als Mitarbeiterin im Caritas-Markt angestellt. „Das hat hier wirklich was gebracht. Hier hatte ich die Chance, zeigen zu können, was ich kann“, erklärt die junge Frau, die nach einer abgebrochenen Lehre vor einigen Jahren noch arbeitslos war und nicht wusste, wie es weitergeht. Die 19-jährige Sladana P., die derzeit die Jugend-ABM absolviert, hält es für tragisch, wenn junge Menschen in Zukunft nicht dieselbe Möglichkeit bekommen, die sie noch wahrnehmen darf. Noch hat sie keine Arbeit gefunden, doch immerhin festgestellt, dass „ich gerne mit Kunden arbeiten möchte“. Ihre Kollegin Ina Z. hofft vor allem dank des Zeugnisses, dass sie erhält, bessere Chancen als zuvor bei Bewerbungen zu haben.

Beim Kolping-Bildungswerk muss laut eines Schreibens des Arbeitsamtes Ingolstadt der Beginn des „Integrativen Berufsvorbereitungsjahres (BVJK) – Gemeinsame Maßnahme von Bundesanstalt für Arbeit und Schulverwaltung“ von September auf Dezember dieses Jahres verschoben und außerdem die Maßnahmedauer verkürzt werden. „Damit ist nicht nur die Arbeitsstelle unseres sozialpädagogischen Mitarbeiters, sondern auch die Betreuungsqualität für die Jugendlichen gefährdet“, ist Kommer verunsichert, wie es weitergehen soll. In Weißenburg ist die Zukunft des TIP-Lehrgangs mit Schnupperpraktika und Bewerbungstraining, des BBE-Lehrgangs zur Vorbereitung zur Abschlussprüfung an der Hauptschule und eine Reha-Maßnahme zur Berufsvorbereitung ungewiss.

Johanna Kirchhammer, Caritas-Referentin für Kinder- und Jugendhilfe im Bistum, fürchtet, „dass ganze Strukturen wegbrechen und immer mehr Jugendliche somit zu Sozialhilfeempfängern werden“.

 

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