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13.12.2024

Integrationsberater: Freude und Sorgen bei Menschen aus Syrien

Flüchtlings- und Integrationsberater Dorey Mamou. Foto: Geraldo Hoffmann

Dorey Mamou am Eingang der ehemaligen Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward in Eichstätt: Hier hat er Geflohene aus Syrien bei ihren Asylverfahren geholfen. Foto: Geraldo Hoffmann

Eichstätt – Der Syrer Dorey Mamou, der 2012 als Asylbewerber nach Deutschland kam und als Flüchtlings- und Integrationsberater bei der Caritas-Kreisstelle Eichstätt arbeitet, hat den Machtwechsel in seiner Heimat mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Das spüre er auch bei seinen Landsleuten, ob sie geflohen oder in Syrien geblieben sind.

„Am Anfang hatte ich sehr gemischte Gefühle. Es schwankte zwischen Nicht-Realisieren, Angst, Hoffnung und Sorgen“, beschreibt Mamou seine erste Reaktion. „Ich war sehr froh, dass jetzt die Diktatur gestürzt, die Assad-Ära zu Ende ist. Gleichzeitig hatte ich Angst, dass wieder Chaos-Zustände herrschen würden. Ich machte mir Sorgen um die Menschen vor Ort, die in den Städten wohnen.“ Ohne verallgemeinern zu wollen, merkt Mamou an, dass es unter den Kämpfern, die die Regierung gestürzt haben, auch solche gibt, die in Deutschland als Terrortruppen eingestuft werden.

Erleichterung über friedlichen Regimewechsel

Trotz seiner Bedenken zeigt sich Mamou erleichtert über den weitgehend friedlichen Verlauf des Aufstands: „Beruhigt hat mich, dass es bei diesem Aufstand kein Blutvergießen gab. Die Aufständischen haben immer wieder die Leute beruhigt und versichert, dass sie nur gegen das Assad-Regime kämpfen.“ Auch die problemlose und mehr oder weniger zivilisierte Übergabe der Macht an eine vorübergehende Regierung habe Hoffnung geweckt: „Genau das hat mich und viele andere Syrer beruhigt.“

Obwohl Mahmood keine Familie mehr in Syrien hat – seine christliche Familie ist aus dem Nordosten des Landes vor Terrorgruppen ins Ausland geflohen – hält er engen Kontakt zu Freunden in der Heimat. „Alle beobachten die Lage. Sie sagen: Im Moment ist es ruhig, aber wir machen uns Sorgen.“

Bleiben oder zurückkehren?

Seit 2014 hat der 40-jährige Dorey Mamou an verschiedenen Arbeitsstellen vielen geflüchteten Menschen aus Syrien und anderen Ländern geholfen, in Deutschland eine sichere Bleibe zu finden und ein neues Leben aufzubauen. Er engagiert sich ehrenamtlich, nahm einen Mini-Job bei der Caritas als Dolmetscher in der Erstaufnahmeeinrichtung Maria-Ward in Eichstätt an, lehrte Kinder von Geflüchteten in einer „Willkommensklasse“ der Maria-Ward-Realschule in Rebdorf. Zudem war er als Sprachlehrer an der Berufsschule Eichstätt sowie im Zentrum Flucht und Migration der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt tätig und betreute eine Wohngruppe in Ingolstadt.

In seiner Arbeit bei der Caritas berät Mamou zahlreiche Syrer, die jetzt ebenfalls zwischen Hoffnung und Unsicherheit schwanken. „Alle Syrer, die ich seit dem Regierungswechsel getroffen habe, sind glücklich und hoffen auf eine bessere Zukunft. Aber es gibt viele Fragen: Sollen wir zurückgehen? Müssen wir zurück? Können wir zurück?“ Er weist darauf hin, dass es in Deutschland bislang keine neuen Regelungen für syrische Geflüchtete gibt. Das Bundesamt für Migration habe nur mitgeteilt, dass Asylverfahren, über die noch nicht entschieden wurde, auf Eis gelegt werden sollen.

Vorsichtiger Optimismus

Als Christ sieht Mamou die Situation in Syrien weiterhin mit einer gewissen Skepsis. „Die Leute, die jetzt die Macht übernommen haben, versprechen eine Regierung für alle Syrer, egal welcher Religion oder Volksgruppe sie angehören. Die Frage ist: Werden sie sich an dieses Versprechen halten?“

Mamou hofft auf eine bessere Zukunft in seinem Heimatland, bleibt jedoch vorsichtig: „Es gibt viele positive Zeichen. Aber wenn man die Geschichte einer Terrorgruppe verfolgt, weiß man nie, ob das so bleiben wird. Wir alle haben Afghanistan im Hinterkopf und wissen, dass die Situation schnell kippen kann.“

 


Flüchtlings- und Integrationsberatung

Der Flüchtlings- und Integrationsdienst der Caritas berät erwachsene Menschen mit Fluchthintergrund, die im Landkreis Eichstätt wohnen, besonders in den ersten drei Jahren nach ihrer Ankunft in Deutschland.

Das Beratungsangebot umfasst asyl-, ausländer-, und sozialrechtliche Fragen, die Erklärung von Briefen, Behördenbescheiden und Gesetzesänderungen. Sprachkurse, Unterstützung von Familien, medizinische Versorgung, finanzielle Problemlagen, Umgang mit Behörden und Familiennachzug sind weitere Themen, zu denen die Caritas-Beraterinnen und Berater Auskunft geben können. Auch wenn es um Arbeitslosigkeit, Wohnungssuchproblematik und Resozialisierungsarbeit von Menschen mit Zuwanderungsgeschichten geht, sind die beratend tätig.

Die Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas-Kreisstelle Eichstätt ist erreichbar unter Tel.: (08421) 50-880, E-Mail: kreisstelle(at)caritas-eichstaett(dot)de.

Text: Geraldo Hoffmann

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Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward


Von Oktober 2014 bis Juli 2017 hatte die Diözese Eichstätt der Regierung von Oberbayern das Gebäude der früheren Maria-Ward-Realschule mietfrei für die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden zur Verfügung gestellt. Das ehemalige Schulgebäude war eine Dependance der Erstaufnahme Bayernkaserne in München. Zeitweise lebten in Eichstätt bis zu 300 geflohene Menschen auf der „Durchgangsstation“, bis geeignete Wohnungen für sie gefunden wurden.

Die Diözese unterstützte die Asylsuchenden auch beispielsweise bei der Essensversorgung. Die Caritas öffnete ihnen ihre Kleiderkammer, da die Menschen bei der Ankunft zum Teil nur das dabei hatten, was sie am Leibe tragen konnten. Der Malteser Hilfsdienst war in den fast drei Jahren mit bis zu 150 Ehrenamtlichen im Einsatz. In der Erstaufnahmeeinrichtung hat die Caritas nach eigenen Angaben 2.650 Asylbewerberinnen und Asylbewerbern aus 26 Nationen geholfen. Viele von ihnen lebten mit Kindern in der Unterkunft, die Ende Juli 2017 geschlossen wurde.

Der Großteil der Asylsuchenden zog von Eichstätt weiter in andere Städte. Mit einigen von ihnen steht Dorey Mamou weiterhin in Kontakt. „Viele haben sich gut integriert, sind inzwischen eingebürgert und haben in Deutschland ein neues Leben aufgebaut“, sagt der Flüchtlings- und Integrationsberater der Caritas, Dorey Mamou. Er selbst hat inzwischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen.

Text: Geraldo Hoffmann

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