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25.07.2008

Initiativen für menschenwürdiges Sterben - Projektkolleg der bayerischen Caritas beendet

Caritas-Projektkolleg

Knapp 40 Caritasvertreterinnen und Vertreter schlossen auf Schloss Hirschberg ein rund zwei Jahre dauerndes Projektkolleg in Theorie und Praxis über „Christliche Palliativ- und Hospizkultur“ ab. An der Tagung nahmen Fachreferenten, Pflegefachkräfte sowie auch mehrere Caritas-Direktoren teil. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt/Beilngries. (pde) – Zwei Jahre lang beschäftigten sich Pflegekräfte und Fachreferenten des Caritasverbandes in einem berufsbegleitenden Projektkolleg mit Fragen rund um das menschenwürdige Sterben. Für die Caritas sei die christliche Palliativ- und Hospizkultur ein Feld, „bei dem wir deutlich Profil zeigen können: nicht um uns in den Vordergrund zu stellen, sondern für die betroffenen Menschen, die Sicherheit brauchen, als Dienst an der Gesellschaft.“ Dies sagte Landescaritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle bei der Abschlusstagung des Projektkollegs am Mittwoch auf Schloss Hirschberg bei Beilngries vor knapp 40 Fachreferenten, Pflegefachkräften und anderen Führungskräften. Unter ihnen waren auch die beiden Caritasdirektoren der Diözesen Eichstätt und Würzburg, Willibald Harrer und Martin Pfriem sowie der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising, Prälat Hans Lindenberger. Ferner nahm der Vorstandsvorsitzende der Ligabank, Walter Alt, teil. Mit der Tagung beendeten sieben Caritas-Altenhilfeeinrichtungen aus fünf bayerischen Diözesen ein Projektkolleg des Landes-Caritasverbandes, an dem sie von Juli 2006 bis Oktober 2007 teilgenommen hatten und deren Inhalte sie seitdem einführen.

Die Pflegedienstleiterin des Caritas-Altenheimes Ingolstadt-Gerolfing, Petra Mann, stellte bei der Abschlusstagung Beispiele für ein Haus-Konzept zur Palliativ- und Hospizkultur vor und wie dabei der sterbende Mensch im Zentrum der Aufmerksamkeit steht: So sei Sterbebegleitung in ihrem Haus mittlerweile Thema beim Aufnahmegespräch eines Bewohners. Ferner würden jedes Jahr zwei Fortbildungswochen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchgeführt, in denen es auch um Schmerzlinderung und Verhalten im Sterbefall geht. „Reinigungskräfte werden so zum Beispiel dafür sensibilisiert, ihre Arbeit in einem Zimmer zu verschieben, wenn es dort einer Person gerade nicht so gut geht.“ Im Sterbefall nehme eine Pflegekraft „als letztes Geleit“ im Sinne einer würdevollen Überführung an der Einsargung teil, „und der Verstorbene wird durch den Haupteingang abgeholt: etwas, was noch nicht überall selbstverständlich ist“, so die Ingolstädter Pflegedienstleiterin. 

Martina Mirus und Hans Heidenfelder vom Caritas-Altenheim St. Thekla in Würzburg informierten über die „Wege zur Hauskultur“ in ihrer Einrichtung seit 1996. Nach den Worten Heidenfelders wurden dort seinerzeit bereits zwei Pflegezimmer zu einem Appartement umgebaut, um in diesem Menschen in ihrer letzten Lebensphase zusammen mit ihren Angehörigen ein Hospiz zu ermöglichen. Gabi Rausch und Marija Ljubic vom Caritas-Altenheim St. Willibrod München schilderten an einem Fall, wie in ihrem Haus vorausschauende Hilfe für sterbende Menschen durch einen „Behandlungsbescheid“ geleistet werde: Eine 85-jährige Frau hatte in einer Patientenverfügung hinterlegt, im Sterbensfall nicht in ein Krankenhaus verlegt und auch keine künstliche Ernährung bekommen zu wollen. Als es der Frau schlechter ging, setzten sich Heimleiter, Hausarzt und Angehörige zusammen an einen Tisch. In einem für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus zu beachtenden Behandlungsbescheid wurden die gemeinsam getroffenen Lösungen schriftlich festgelegt: zum Beispiel, dass die Frau gemäß einem geäußerten Wunsch jederzeit Suppe bekommen konnte, dass sie ein Hausgeistlicher regelmäßig besucht und sie nur im Falle eines Sturzes oder anderen Unfalles in eine Klinik eingewiesen wird. „Wir versuchen in dieser Weise, Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen“, erklärte Gabi Rausch das Ziel, und ergänzte: „Die Frau ist zwei Wochen später friedlich im Beisein ihrer Tochter gestorben.“

Von Seiten der Pflegekräfte wurde bei der Tagung der Wunsch geäußert, „Palliativ- und Hospizkultur“ auch gezielt in den Lehrplänen von Altenpflegeschulen zu verankern. Der Verwaltungsdirektor des Landes-Caritasverbandes, Wilfried Mück, nannte als wesentliche Ziele für die Zukunft, Unterstützung auf gesamtkirchlicher Ebene über Caritasverbände hinaus für das Anliegen „Christliche Palliativ- und Hospizkultur“ zu bekommen, die ambulanten Pflege einzubeziehen, Schulungen und Fortbildungen sicherzustellen sowie die seelsorgliche Begleitung auszubauen.

Der Vorstandsvorsitzende der Ligabank, Walter Alt, kündigte bei der Tagung an, weitere Initiativen des Landes-Caritasverbandes zur „Christlichen Palliativ- und Hospizkultur“ systematisch zu unterstützen. Diese Idee entspreche in besonderer Weise dem Leitbild des christlichen Menschenbildes seiner Bank, begründete Alt.

Beteiligt an dem abgeschlossenen Projektkolleg des Landescaritasverbandes waren die Caritas-Altenheime St. Josef und  St. Pius in Ingolstadt (Diözese Eichstätt), St. Antonius in Osterhofen (Diözese Passau), St. Thekla in Würzburg (Diözese Würzburg), St. Willibrod in München (Erzdiözese München und Freising), die Sozialstation Aichach und das Caritas-Pflegezentrum St. Hildegard in Pöttmes (beide Diözese Augsburg).

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