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17.02.2021

Im Jahr der Orgel: die Orgel der Schutzengelkirche Eichstätt – Denkmal der Neuzeit

Die Orgel der Schutzengelkirche. Foto: Geraldo Hoffmann/pde

Eichstätt. (pde) – Als Instrument des Jahres wird die Orgel 2021 deutschlandweit gefeiert. Aus diesem Anlass stellt der Orgelsachverständige der Diözese Eichstätt, Domorganist Martin Bernreuther, eine Reihe besonderer Orgeln im Bistum vor. Den Auftakt macht die Orgel in der Eichstätter Schutzengelkirche.

„Hier ist alles klar und sauber,… das Material des edelsten Holzes und der hochprozentigen Zinnlegierungen hält jeder Kritik stand. Das Holz des Subbasses ist auf über 1800 Meter alpiner Höhe langsam gewachsen. In allen Teilen der Orgel wurde nur massives Holz verwendet. Das alles geschah nicht aus Aufwändigkeit, sondern aus Gründen der Schwingungsfähigkeit zu Gunsten der Klangqualität.“ So wird die Orgel der Schutzengelkirche Eichstätt in ihrem Entstehungsjahr 1965 beschrieben.

Als erstes Instrument in Deutschland wurde sie mit 40 Registern (später ergänzt durch einen glanzvollen Zimbelstern) auf drei Manualen und Pedal von der renommierten Schweizer Firma Mathis erbaut. „Durch die Rückbesinnung auf traditionelle Bauweisen mit rein mechanischer Spiel- und Registertraktur war das Instrument wegweisend für den Orgelbau der Nachkriegszeit“, erklärt Bernreuther.

Noch heute erklinge die Orgel in edler Schönheit, so Bernreuther: „Sie gilt als einzigartiges Denkmal der jüngsten Musikgeschichte.“ Dabei basiere sie auf dem Prinzip der Tonkanzelle. Es gibt also eine Kammer in der Windlade, in die durch Drücken einer Taste Luft eingelassen wird. Diese wird dann zu den Orgelpfeifen weitergeleitet. Zudem ist die Mensurierung besonders ausgeklügelt, also die gesamten Größenverhältnisse der Orgelpfeifen. Zeittypisch ist die filigrane Kernspaltenintonation, also die Abstimmung des Tones durch die Bearbeitung eines tonerzeugenden Einschnitts in der Pfeife.

Ausgestattet ist die „Königin der Instrumente“ in der Seminar- und Universitätskirche mit etwa 2.200 Orgelpfeifen, „die kleinste wenige Millimeter kurz wie ein Streichholz, die größte rund fünf Meter lang und dick wie ein Baum“, beschreibt Bernreuther. Es sei ein sehr robust gebautes, in sich geschlossenes Instrument. Während der letzten großen Innenrenovierung der Schutzengelkirche, die 2010 abgeschlossen wurde, musste die Orgel geschützt, sozusagen „eingehaust“, und danach gereinigt werden. 2020 wurden Verschleißteile erneuert.

Nicht nur in den Messen des Priesterseminars und der Universität erklingt die Orgel regelmäßig. Da die Domorgel derzeit wegen der Sanierung der Kathedrale schweigt, kommt die Orgel der Schutzengelkirche auch bei Pontifikal- und Kapitelsämtern sowie bei Pfarrgottesdiensten der Dompfarrei häufiger zum Einsatz. Die Akustik in der Schutzengelkirche ist laut Bernreuther für Orgelmusik exzellent. „Klar und deutlich mit genau dem richtigen Maß an Nachhall, besonders geeignet für barocke, klassische und frühromantische Literatur. Da hören auch die 567 Engel der Kirche gerne zu“, sagt der Domorganist mit einem Schmunzeln. Seit fast 40 Jahren findet an allen Sonntagen sowie an kirchlichen Feiertagen von Anfang Mai bis Ende Juli die Reihe „Orgelmusik am Mittag“ in der Schutzengelkirche statt. Ab Mitte August sind jeweils samstags von 11.30 Uhr bis 12 Uhr Organisten aus dem In- und Ausland im Rahmen der Matineen der Eichstätter Dommusik zu hören.

Eine Hörprobe der Orgel der Schutzengelkirche sowie weitere Informationen zum Orgeljahr 2021 sind abrufbar unter kirchenmusik.bistum-eichstaett.de.

Tonaufnahme: Musikpräfekt Michael Routschka
An der Orgel: Domorganist Martin Bernreuther
Fotos: Geraldo Hoffmann /Anika Taiber-Groh / Norbert Staudt

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