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01.07.2002

Ideen für mehr Lebensqualität Demenzkranker präsentiert - 23 Pflegekräfte aus Caritas-Altenheimen schlossen Fortbildung ab

Eichstätt/Beilngries. (pde) - 23 Pflegekräfte aus den 19 Caritas-Altenheimen im Bistum sowie dem Seniorenzentrum St. Josef Abenberg haben am Donnerstag eine knapp zweijährige „Basisfortbildung Gerontopsychiatrie“ abgeschlossen. Der Diözesan-Caritasverband Eichstätt bot die Schulung erstmals an. Er reagierte damit auf die Erfahrung, dass Altenpflegekräfte sich allgemein häufig hilflos im Umgang mit den zunehmend demenziell Erkrankten, also unter Altersverwirrtheit leidenden Menschen, zeigen. Die 21 Frauen und 2 Männer erhielten auf Schloss Hirschberg nicht nur ein Zertifikat für ihre erfolgreiche Teilnahme an der 300 Stunden dauernden Qualifizierung, die sie mit der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Bayern und der Personalentwicklungsgesellschaft Curamus durchgeführt hatten. Sie demonstrierten vor ihren Heimleitern, Pfegedienstleitungen und Fortbildungskollegen auch anschaulich in fünf Gruppen an Fallbeispielen, was sie gelernt hatten.

Von ganz entscheidender Bedeutung für den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen wurde die „Biografiearbeit“ herausgestellt. Irmgard Mittensteiner (Eichstätt), Petra Mann (Ingolstadt-Gerolfing), Brigitte Ulsenheimer (Spalt) und Irene Huber (Weißenburg) verdeutlichten dies mit einer Präsentation „Lebensfluss“: Für die fiktive erkrankte Frau M. rekonstruierten sie diesen von ihrer Geburt in der Kaiserzeit über ihr Familienleben in der Kriegs- und Nachkriegszeit bis heute. Nach und nach lösen sich nun bei Frau M. rückwärts die Erinnerungen auf. Dafür ließen die Teilnehmerinnen symbolisch verschiedene Videokassetten, in denen sich Frau M. noch einmal ihre Lebensstationen anschaut, umfallen. Schlussfolgerung der Gruppe: Demenz lässt sich nicht aufhalten, doch wenn Pflegekräfte Erkrankten helfen, Vergangenes zu vergegenwärtigen, fördern sie deren Lebensqualität. Wie wichtig es ist, dass Fachkräfte den Lebenslauf der Heimbewohner kennen und danach „biografisch geleitet arbeiten“, erläuterte Gabi Wenger (Ingolstadt-Gerolfing): In ihrem Heim wohnt ein früherer Bauer, der stets um 9 Uhr nach getaner Arbeit im Stall seine Brotzeit zu sich nahm. Als man dem Mann nun im Heim zur üblichen Frühstückszeit Kaffee und Semmeln vorsetzte, aß er nichts. Erst als er erneut um 9 Uhr sein Wurstbrot und sein halbes Bier erhielt, reagierte er. Gabi Wengers Folgerung: „Es ist wichtig, die Leute dort abzuholen, wo sie sind.“

Maria Füger (Berching), Silvia Söllner (Deining), Gudrun Stolz (Freystadt) und Katharina Schlosser (Ingolstadt) stellten mit einer „10 Minuten Aktivierung“ dar, wie sinnvolles Gedächtnistraining geleistet werden kann. Dafür verteilten sie bespielsweise Geruchssäckchen und erzählten, dass sich manche Demenzkranke so an ihre erste Zigarette erinnerten. Oft ist auch Musik der einzige Zugang, um diese Menschen zu aktivieren. Dies machten Gabi Wenger, Helmar Fritzsch (Abenberg), Thomas Gatterer (Herrieden), Christiane Beicken und Franziska Gmeiner (beide Nürnberg) deutlich: Sie drückten den rund 50 Anwesenden einfache Instrumente wie mit Steinchen gefüllte Flaschen in die Hand. Mit Schlag und Taktübungen kann bei Demenzkranken so Konzentration und Koordination gefördert werden.

Dass die Pflegekräfte selbst auch ständiger Begleitung bedürfen, demonstrierten Christina Hillenbrand (Greding), Waltraud Burger (Ingolstadt), Margot Eichfelder und Heike Weißflog (beide Stein) bei einer gespielten Teambesprechung: Die Pflegekraft kommt mit einer Bewohnerin nicht mehr zurecht, da diese ihr unterstellt, Dinge zu stehlen. Ergebnis des Treffens: Die Pflegekraft gewinnt vier Wochen Abstand und dann trifft man sich erneut. Auch Gisela Hettrich (Schwabach), Mechthilde Auer (Neumarkt), Marion Stork (Gaimersheim) sowie Brigitte Fuchs und Anni Paulus (beide Dietfurt) machten mit einer simulierten Pflegedienst-Arbeitsgruppe deutlich, dass „kollegiale Kooperation“ im Heim notwendig ist, um Demenzkranke zu verstehen und ihnen zu helfen.

 

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