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16.02.2009

Heißer Tee aus der Thermoskanne hält die Sänger bei Laune - Wenn der Eichstätter Domchor eine CD aufnimmt, muss jeder Ton sitzen

Domchor bei Aufnahmen

„Können wir noch einmal einsteigen?“: Domkapellmeister Christian Heiß bittet erneut zum Einsatz. (pde-Foto: Margit Auer)

Eichstätt. (pde) – Streng ist sie, die Stimme, die aus der kleinen Lautsprecherbox in den Altarraum dringt. „Im Takt acht ging es nicht ganz unisono“, moniert die Männerstimme. „Und es war zu viel Alt im dreistimmigen Satz.“ Die Sängerinnen und Sänger hören aufmerksam zu. Neuer Einsatz, neues Crescendo, doch wieder bricht Domkapellmeister Christian Heiß ab. Nicht nur die Stimme aus der Box gibt Anweisungen, auch der Domkapellmeister hat genaue Vorstellungen. „Aufpassen, dass der Vokal in allen drei Frauenstimmen der gleiche ist.“ Christian Heiß blickt freundlich in die Runde und hebt die Hände zum Einsatz. „Können wir noch mal einsteigen?“

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ von Heinrich Schütz, so lautet das sechsstimmige Stück, das der Eichstätter Domchor nochmal und nochmal singt. Takt um Takt kämpft er sich vor. Schließlich, nach gut einer Stunde, ist es so weit. „Danke sehr. Sehr schön, das haben wir!“ Ein knappes Lob aus der Lautsprecherbox, schon geht es weiter zum nächsten Stück.

Wenn sich der Eichstätter Domchor dazu entschließt, eine neue CD herauszubringen, dann muss es genau gehen. Wenn die „Ehre“ zu sehr nach „Ihre“ klingt, die Terz nicht hundertprozentig sauber ist und im Takt 117 die Spannung fehlt – dann singen es die Chormitglieder eben noch einmal. Wie hält man sich bei Laune? „Mit heißem Tee aus der Thermoskanne“, erzählt die Sopranistin Andrea Schieren. „Und einem gemeinsamen Mittagessen in der Krone.“ Außerdem habe sie etwas zum Lesen dabei. „Für die Pausen.“

Bereits im Vorfeld stand ein Probenwochenende in Hirschberg auf dem Programm, für die Aufnahmen waren noch einmal drei Tage nötig. Freitag ging es von 19 bis 23 Uhr, Samstag von 9 bis 17 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr. „Wir haben 16 von 17 geplanten Stücken geschafft“, berichtet Christian Heiß am Montag zufrieden. Dann beendete die Sonntagsvesper der Benediktinerinnen die Aufnahmen.

Die Kirche St. Walburg wurde ausgewählt, weil sie eine wunderbare Akustik hat und sehr ruhig liegt. „Im Dom mit seinem Kopfsteinpflaster wäre es unmöglich“, so Heiß. „Wir müssten alle Straßen sperren.“ Trotzdem gingen die Aufnahmen auch in St. Walburg nicht ohne Störungen ab. Mal musste ein Anwohner ermahnt werden, nicht zu laut Schnee zu räumen. Mal musste ein Vogel verscheucht werden, der in der Sonne so fröhlich zwitscherte, dass es gar nicht zum Charakter des Karfreitagsstückes passte, das gerade aufgenommen wurde. „Außerdem ist unser Glockensachverständiger in den Turm gestiegen, um das Schlagwerk abzuschalten“, berichtet Heiß.

Auch der Kirchenraum von St. Walburg sieht während der Aufnahmen anders aus als zu den normalen Öffnungszeiten. In den Bänken haben die Sänger Körbe mit Getränken stehen, der Altarraum ist mit weichen Teppichen gedämpft. Acht Mikrophone sind aufgebaut, kleine Podeste - und die kleine Box auf dem Altargeländer. Die Stimme, die hier die Anweisungen gibt, gehört dem Toningenieur Philipp Heck aus Ludwigsburg.

Er hat sich in der Sakristei, vor dunklen Wandschränken, zwischen Messgewändern und Gebetbüchern, ein kleines digitales Aufnahmestudio aufgebaut. Immer wenn Philipp Heck die Aufnahmetaste drückt, leuchtet bei den Sängern im Altarraum ein rotes Lämpchen auf – auf dass ja niemand mehr mit den Notenblättern raschle.

Das Können des Chors zeigt sich auch an der Auswahl der Stücke. Motetten aus der Renaissance sind ebenso darunter wie romantische Sätze von Mendelssohn-Bartholdy oder das „Ave Maria“ von Rachmaninoff. Zeitgenössische Stücke, etwas des Amerikaners Morten Lauridsen oder des estischen Komponisten Urmas Sisask werden ebenfalls auf der CD zu hören sein. „Ich wollte zeigen, was sich der Domchor in den letzten Jahren neu erarbeitet hat“, erklärt Heiß.

Bis Pfingsten soll die CD fertig sein, geplant sind 2000 Stück. Als nächster Schritt werden die besten Stellen ausgewählt. Thomas Winkelbauer, der im Amt für Kirchenmusik auch für die Technik zuständig ist, wird die CD schneiden, anschließend kommt das Material zur Nachbearbeitung ins Tonstudio nach Ludwigsburg.

Zunächst aber ist der Domkapellmeister froh, dass die Aufnahmen gut über die Bühne gingen. Was macht man, wenn schließlich alles vorbei ist? „Man geht ins Café, trinkt einen Espresso und freut sich, dass sich der Chor fantastisch präsentiert hat.“

Margit Auer

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