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30.04.2004

Heimat erfahrbar machen - Mitarbeiter in den Büchereien trafen sich in Plankstetten

Eichstätt/Berching. (pde) - Dass ehrenamtliche Arbeit, die qualifiziert gestaltet sein soll, immer wieder Impulse, Unterstützung und Reflexion braucht, ist heute selbstverständlich. Dass entsprechende Unterstützung so gut angenommen wird, wie in der Büchereiarbeit der Diözese Eichstätt, das wertete deren Leiter und Diözesandirektor des St. Michaelsbundes, Dr. Bertram Blum, als hoffnungsvolles Zeichen für die zukünftige Arbeit. Die zum zweitenmal im Kloster Plankstetten veranstaltete „Werkstatt Büchereiarbeit“ war auch diesmal bis auf den letzten Platz besetzt.

In einem ersten Teil gab Dr. Blum zum Jahresthema des St. Michaelsbundes „Leben in Bayern“ einige inhaltliche Impulse unter dem Stichwort „Heimat“. Zu der Frage, was Heimat ausmacht, stellte er fest, dass die damit verbundenen Begriffe im Wesentlichen die eigene Identität prägen. Heimat könne sein eine vertraute Landschaft, die unmittelbare Umgebung, ein Erzählgebiet, das Dazugehören, Geborgenheit, Familie und Freunde, aber auch ein Erinnerungsprojekt, das sich unweigerlich mit Phantasie vermengt. Die Welt der Heimat sei notwendig klein, weil sie sich nur so jener völligen Vertrautheit öffnet, in der Menschen sich als Beheimatete geborgen wissen können. Heimat sei aber auch ein missbrauchter Begriff, der romantisiert, touristisch kommerzialisiert und ideologisiert wurde. Vielleicht habe der Begriff gerade wegen der heutigen Unüberschaubarkeit wieder Konjunktur. „Je mehr die Menschen die Welt, in der sie leben, als unübersichtlich und ununterscheidbar erfahren, umso mehr brauchen sie ein Zuhause als ihre engere Umgebung, in der sie „daheim“ sind.“ Insofern verstehe sich Heimat als Ort der „Erfahrung von Identität im Verschiedenen“. Heute verberge sich der Begriff Heimat meist im Prozess der Regionalisierung. Heimatpflege bedeute dann Bewahren von regionalen Eigenheiten, Erhaltung und Weiterentwicklung von Brauchtum, Mundart, Volksmusik und bodenständiger Literatur.

In einem weiteren Aspekt ging Dr. Blum auf den Aspekt „Heimat und Kirche“ ein. Viele Menschen seien heute mit der „fremden Heimat“ Kirche zufrieden und möchten mit ihr über die selbst gewählten Kontakte hinaus, etwa an Weihnachten, bei Taufen, Trauung oder Beerdigung, nicht näher in Berührung kommen. Mit Kirche als Heimat sei es aber auch nicht so einfach, da sie grundsätzlich unterwegs ist, ein Prozess also. Jesu Verkündigung vom Reich Gottes ziele jedenfalls nicht auf ein abgesichertes, friedliches Sich-Einrichten, sondern relativiere alle Bindungen und beschützenden Ordnungen durch den radikalen Ruf in die Nachfolge. Und doch seien die ganz normalen menschlichen Dinge Voraussetzung dafür, dass sich Menschen in der Kirche beheimatet fühlen, z.B. Nähe, Offenheit, Dialog und Identifikation. Heimat sei also auch in der Kirche eine Erfahrung, die viel mit Gesichtern und konkreten Menschen zu tun habe.

Abschließend ging der Referent auf den Begriff Heimat als Impuls für die Büchereiarbeit ein und wertete das Jahresthema des St. Michaelsbundes als Chance, „Leben in Bayern“ unter den genannten Aspekten ganz bewusst neu zu denken. Leben in Bayern habe etwas mit Land und Leuten, mit Brauchtum, Kultur und Kirche zu tun. Das Jahresthema sei eine gute Gelegenheit, den in vielen Büchereien gut ausgebauten Heimatkundebestand wie Ortsliteratur, Landkreisliteratur, Bücher zur Volkskunde oder Denkmalpflege wieder in den Vordergrund zu rücken, aber auch den Bestand kritisch zu sichten. Präsent sein sollte auf jeden Fall die „örtliche“ Literatur.

Ergänzend zu diesen grundsätzlichen Ausführungen hatte Diözesanbibliothekarin Waltraud Schön zusammen mit den Büchereien eine Präsentation von entsprechender Literatur aus den verschiedenen Regionen des Bistums zusammengestellt, die von den Teilnehmern besonders interessiert angenommen wurde.

Im nächsten Teil der „Werkstatt Büchereiarbeit“ bestand dann unter dem Thema „Wo uns der Schuh drückt“ Gelegenheit zu einem intensiven Erfahrungsaustausch. Nach den Berichten aus den einzelnen Arbeitsgruppen ergab sich insgesamt ein positiver Zustandsbericht über die Situation in den über 100 Büchereien des Bistums Eichstätt. Durch die allseitigen Sparmaßnahmen drohen auf die Zukunft hin Einschränkungen des Angebotes, die aber vorerst noch durch gezieltere Nutzung der Ressourcen aufgefangen werden können.

Zum Abschluss der Tagung behandelte Waltraud Schön mit den Teilnehmern ganz praktische Fragen wie z.B. die Elternbibliothek und ihre Präsentation in der Bücherei, den Jahresbericht der Bücherei im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit oder das Programm „Antolin“ zur Leseförderung in Schulen. Einhellige Meinung der Teilnehmer war, dass dieses praktische Angebot zwischen den Diözesantagen unbedingt weitergeführt werden soll.

 

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