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15.01.2025

Heiliges Jahr: Hoffnung als treibende Kraft des Lebens

Pilgerin unterwegs. Foto: Christian Klenk

Papst Franziskus: „Öffnen wir uns der Hoffnung und machen wir uns auf den Weg.“ Foto: Christian Klenk

Eichstätt – Hoffnung ist die zentrale Botschaft des Heiligen Jahres 2025. Das Thema beschäftigt seit jeher die Menschen, besonders in Krisenzeiten. Auch die Wissenschaft befasst sich damit, sie hat dafür sogar einen „Hoffnungsbarometer“ erfunden. Was gibt Menschen im Bistum Eichstätt und anderswo Hoffnung?

„Im Zeichen der Hoffnung macht der Apostel Paulus der christlichen Gemeinde von Rom Mut.“ So beginnt Papst Franziskus sein Schreiben „Spes non confundit“ („Die Hoffnung enttäuscht nicht“) zum Heiligen Jahr. Paulus von Tarsus gilt als der bedeutendste Missionar des Urchristentums und einer der ersten christlichen Theologen. Er trug entscheidend dazu bei, den neuen Glauben auch für Nichtjuden zu öffnen. Er war als Pilger und Botschafter der Hoffnung unterwegs. Im Römerbrief schreibt er: „Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Dieses Vertrauen in die Liebe Gottes bildet eine Grundlage für die christliche Hoffnung, die auf einen Neuanfang setzt. Die Bibel bietet viele solcher Impulse zur Hoffnung. 

Papst Franziskus betont die Rolle der Hoffnung in der heutigen Welt. Im Rahmen des Heiligen Jahres 2025, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht, ruft er dazu auf, die Hoffnung als innere Stärke zu betrachten, die die Menschheit auf ihrem Weg vereint: „Hoffnung ist der Funke, der Dunkelheit in Licht verwandelt und uns auf dem Weg des Lebens voranschreiten lässt.“

Was gibt mir Hoffnung?

Im Vorfeld des Heiligen Jahres, in der Adventzeit 2024, haben Menschen aus dem Bistum Eichstätt auf die Frage geantwortet: „Was gibt mir Hoffnung?“ Sie öffneten ihre Türen und Herzen und gaben Einblicke in ihren Quellen der Hoffnung. Ihre Botschaften sind auf den Facebook- und Instagram-Kanälen des Bistums nachzulesen. „Gerade in schweren Zeiten, geben mir meine Freunde Hoffnung und Zuversicht“, sagt zum Beispiel Nina Göring von der 10. Klasse der Mädchenrealschule Abenberg der Diözese Eichstätt. Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner sieht im ehrenamtlichen Engagement Zeichen der Hoffnung. „Es sind immer noch sehr viele Frauen und Männer, die sich mit viel Herzblut in unseren Pfarreien und kirchlichen Verbänden für die Frohe Botschaft engagieren. Sie geben der Kirche vor Ort ein glaubwürdiges Gesicht und damit ein Zeugnis der Hoffnung, dass unsere Welt dringend nötig hat.“

Die gebürtige Mexikanerin Hasive Pachur organisiert seit 2018 für die Caritas-Kreisstelle Weißenburg hauptamtlich das Projekt „Hand in Hand gegen Altersarmut“, das die Kreisstelle zusammen mit der Stadt Gunzenhausen ins Leben gerufen hat. „Mein Glaube sowie die Liebe und Dankbarkeit meiner Mitmenschen geben mir Hoffnung“, sagt Pachur.Die Ukrainerin Oksana Kushniretska, die vor dem Krieg aus Lwiw (Lemberg) geflohen ist und in Adelschlag lebt, schöpft ebenfalls Zuversicht aus dem Glauben und der Nächstenliebe, die sie in Deutschland erfährt: „Der Glaube an Gott und an den Menschen, die ohne auf Lob oder Belohnung zu warten den Bedürftigen helfen, geben mir Hoffnung“, schreibt sie.

Musik gibt Cordula Klenk Hoffnung. Die Referentin für Pastoral bei den Maltesern in Bayern singt im Eichstätter Domchor und sagt: „Musik berührt unser Herz und bringt tief in uns etwas zum Klingen, das uns als Menschen verbindet. Sie ist eine überwältigende Hoffnungskraft, die uns mitreißt und begeistert. Musik ist für mich wie ein Weg in die Begegnung mit Gott, sie öffnet Räume, in denen ich etwas über ihn erfahren kann.“ Für die Eichstätterin Alexandra Rank, die beim Umweltprogramm der UNO in Nairobi arbeitet, sind persönliche Begegnungen eine Quelle der Hoffnung. „Kinder sind für mich Hoffnung“, sagt die Journalistin Anika Taiber-Groh, die kurz vor Weihnachten zum zweiten Mal Mutter geworden ist. Die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei St. Walburg, M. Elisabeth Hartwig, ist überzeugt: „Gottes Kreativität und Wirken übersteigen alles, was sich menschlich denken lässt und öffnen immer neue Wege – das weckt grenzenlose Hoffnung.Scheinbar gibt es so viele Gründe zur Hoffnung, wie es Menschen gibt.

„Erinnerung an die Zukunft“

Deshalb mag der Begriff „Hoffnung“ auch wage erscheinen, oft wird er mit Optimismus verwechselt. Der römische Philosoph Seneca beschrieb ihn als doppelgesichtig: „Die Hoffnung ist ein Gefährte des Schreckens, weil beide ungewiss sind.“ Dennoch unterstrich er die Bedeutung der Hoffnung, da sie den Blick auf eine bessere Zukunft lenkt. Ähnlich formulierte es der Münsteraner Theologe Johann Baptist Metz (1928-2019): „Hoffnung ist Erinnerung an die Zukunft.“ Metz, ein Vertreter der sogenannten „politischen Theologie“, betont damit, dass Hoffnung nicht nur passives Erwarten bedeutet, sondern eine aktive Haltung, die von der Verheißung einer besseren Zukunft geprägt ist und aus der Erinnerung an Gottes Wirken in der Geschichte schöpft. Genau in diese Richtung zeigt das Leitwort des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“.

Eine Verbindung der Hoffnung mit einer besseren Zukunft stellte auch der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) her: „Hoffnung ist der Glaube an die Verwirklichung des Möglichen.“ Kant, der eine kritische Haltung zur Religion einnahm und die Wissenschaft bis heute prägt, glaubte, dass eine bessere Zukunft durch menschliches Handeln und Vernunft erreichbar sei. In seiner Friedensschrift „Zum ewigen Frieden“, die auch die Charta der Vereinten Nationen stark beeinflusst hat, postuliert Kant, dass es „auch in schwierigsten Zeiten eine Pflicht zur Zuversicht gibt“. Zeugnis dieser Zuversicht geben heute zum Beispiel Initiativen wie das ökumenische Friedensgebet, das seit Beginn des Krieges in der Ukraine wöchentlich auf dem Eichstätter Residenzplatz stattfindet.

„Ohne Hoffnung verliert das Leben seinen Sinn“

So sehr sich die Menschen in Kriegszeiten Frieden wünschen, so stark hoffen diejenigen, die schwer erkranken, auf Wiedererstellung ihrer Gesundheit. So ist Hoffnung auch ein Thema in der Medizin. Sie kann therapeutische Wirksamkeit haben – so eine Annahme – oder zumindest dem Patienten oder der Patientin Halt geben. Für den Medizinethiker Giovanni Maio, Herausgeber des Buches „Die Kunst des Hoffens“ (2016 im Herder Verlag erschienen), liegt das Faszinierende der Hoffnung gerade in ihrem Doppelcharakter: „Sie bezieht sich auf grundsätzlich Realisierbares und zugleich impliziert sie das Anerkennen der Unverfügbarkeit und Nichtgarantierbarkeit des Erhofften“. Hoffnung, sagt Maio, klingt in einer von Naturwissenschaft und Technik geprägten Zeit jenseits des Rationalen, wenn nicht gar jenseits des Aufklärerischen. „Dennoch ist Hoffen eine zutiefst menschliche Fähigkeit, ohne die wir nicht existieren könnten.“ Ähnlich steht es in der Bibel: Ohne Hoffnung verliert das Leben seinen Sinn (Klagelieder 3,18 und Hiob 7,6). Hoffnung, das ist für Maio: „Nicht wissen und doch vertrauen, vertrauen gegen alle Wahrscheinlichkeit“. Hoffende bezeichnet er als Möglichkeitssucher: „Das ist das Besondere der Hoffnung: Man baut darauf, dass egal, was die Zukunft bringt, man sie bewältigen wird.“

„Hoffnungsbarometer 2025“

Diese Zuversicht macht den Unterschied zwischen Hoffnung und bloßem Wunschdenken oder Optimismus. „Blinder Optimismus kann gefährlich sein, wenn man die Risiken kleinredet. Wer hofft, schaut den Problemen ins Auge, bleibt aber zuversichtlich“, sagt der Psychologe und Zukunftsforscher Andreas Krafft. Hoffnung sei eine Grundhaltung, in Krisen nicht zu kapitulieren, sondern dagegen anzukämpfen. Krafft ist Dozent der Universität St. Gallen (Schweiz) und Leiter der internationalen Studie „Hoffnungsbarometer“, die seit 2009 durchgeführt wird. Dafür werden inzwischen Menschen in 19 Ländern befragt. Erste Ergebnisse des neuen „Hoffnungsbarometers 2025“ wurden gerade erst veröffentlicht. Demnach gehen langfristig die meisten Menschen vor allem in den reichen Ländern Europas von einer krisen- und konflikthaften globalen Zukunft aus. Dagegen geben die Befragten in den ärmeren Ländern den Glauben an eine bessere Zukunft nicht auf.

„Die allermeisten Menschen wünschen sich eine Zukunft geprägt von Nachhaltigkeit, Harmonie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Materieller Wohlstand sowie soziale und ökologische Nachhaltigkeit sollten allerdings nicht in Widerstreit stehen. Dies erwarten vor allem die Befragten in den ärmeren Ländern“, fasst Andreas Krafft zusammen. Die Natur sowie soziale Beziehungen, insbesondere die Familie, sind für viele Menschen die wichtigsten Quellen von Hoffnung. Religiöse Erfahrungen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. „Die aktuellen Ereignisse in der Welt bereiten vielen Menschen Sorgen und lösen manchmal auch Zukunftsängste aus. Aber gerade in solchen Situationen hoffen Menschen auf ein besseres Leben, auf eine friedvolle, gerechte und nachhaltige Welt“, lautet ein Fazit der Studie: „Worauf es für die meisten Menschen in Zukunft ankommt, ist mehr Nachhaltigkeit, sozialer Zusammenhalt, Harmonie und Friede.“ Soweit die messbare weltliche Sicht auf Hoffnung.

Glaube, Hoffnung, Liebe

Die christliche Hoffnung hingegen weist über Erwartungen des irdischen Daseins hinaus. Sie ist im Glauben an die göttliche Erlösung in Christus verwurzelt (Galater 5,5). Das ist für Christinnen und Christen die Verheißung des Ostergeschehens. Mit Glaube und Liebe gehört die Hoffnung zu den drei christlichen Tugenden, wie Paulus es im Korintherbrief beschreibt. „Die Hoffnung wird nämlich aus der Liebe geboren und gründet sich auf die Liebe“, schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Heiligen Jahr: „Ja, wir müssen ‚reich an Hoffnung‘ sein (vgl. Röm 15,13), damit wir ein glaubwürdiges und attraktives Zeugnis für den Glauben und die Liebe ablegen, die wir in unseren Herzen tragen“. Das Heilige Jahr der katholischen Kirche soll dazu beitragen, dass die Menschen trotz der vielen Krisen ihre Hoffnung nicht verlieren. Denn: „Wenn wir die Hoffnung auf eine nachhaltige Welt in Harmonie und Frieden aufgeben, dann ist das Scheitern sicher“, meint Zukunftsforscher Andreas Krafft.

Text: Geraldo Hoffmann

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