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08.05.2013

Häuslicher Gewalt vorbeugen - Caritas-Frauenhaus Ingolstadt startet Präventionsprojekt an Schulen

Die Mitarbeiterinnen des Caritas-Frauenhauses Ingolstadt Vera Schoen, Katharina Graf und Antje Rössler (in der Mitte von links) haben ein Präventionsprojekt gegen häusliche Gewalt an Schulen gestartet. Es wird aus Mitteln der Caritas-Sammlung und vom Soroptimist International Club Ingolstadt gefördert. Dessen Präsidentin Bettina Neisen-Bellmann (rechts) und der stellvertretende Caritasdirektor Dr. Thomas Echtler freuen sich über die Initiative. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt. (caritas) - Ein Projekt „PräGe – Prävention von häuslicher Gewalt“ hat das Caritas-Frauenhaus Ingolstadt für Schulen gestartet. Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse sollen lernen, frühe Anzeichen von Gewalt zu erkennen und richtig mit ihnen umzugehen. In dem Projekt bieten drei Diplom-Sozialarbeiterinnen der Caritaseinrichtung mit zertifizierter Zusatzsatzausbildung für diesen Bereich verschiedene thematische Einheiten an: von Rollenbildern bis zum Gewaltkreislauf.

Anschubfinanzierung aus Spenden

Antje Rössler, Katharina Graf und Vera Schoen tun dies seit April an der Sir-William-Herschel-Mittelschule. Auch allen anderen Schulen in Ingolstadt haben sie ihre Zusammenarbeit angeboten.  Schoens Stelle hat der Caritasverband für die Diözese Eichstätt eigens für das zunächst auf ein Jahr befristete Projekt eingestellt. Deren Personalkosten sowie Fahrt- und Sachkosten für zum Beispiel Medien, Moderationskoffer und Fachliteratur von insgesamt 16.500 Euro werden ganz aus Spenden finanziert. 13.500 Euro stammen aus der diesjährigen Caritas-Frühjahrssammlung, 3.000 Euro spendeten die Frauen des Soroptimist International (SI) Club Ingolstadt. Der stellvertretende Direktor des Caritasverbandes, Dr. Thomas Echtler, sagte bei einem Besuch im Frauenhaus, die Unterstützung sei eine Anschubfinanzierung. Um es in Zukunft weiterführen zu können, sollten auch die Schulen finanziell einen Teil dazu beitragen. Die Präsidentin des SI Club Ingolstadt, Bettina Neisen-Bellmann, erklärte. „Wir möchten die Mädchen und Jungen in Ingolstadt bei der Auseinandersetzung mit dem Thema häusliche Gewalt unterstützen. Deshalb werden wir uns für die Weiterführung und Finanzierung des Projektes PräGe auch weiterhin einsetzen.“ SI ist aktiv in Fragen der rechtlichen, sozialen und beruflichen Sicherung der Frau. Diese Organisation versteht sich als Stimme von Frauen für Frauen.

Ein vererbbares Phänomen

„Es ist sinnvoll, junge Menschen mit Konzepten gegen Gewalt in einer Lebensphase zu erreichen, in der sie erste Beziehungen eingehen und ihre Rolle als Frauen und Männer in unserer Gesellschaft entwickeln. Und dafür bietet sich die Schule in bester Weise an“, erklärt Antje Rössler, die das Projekt mit ihren Kolleginnen organisiert. Aus mehreren Studien gehe hervor, dass in der Kindheit miterlebte häusliche Gewalt das Risiko erhöht, selbst solche Gewalt auszuüben oder zu erdulden. Antje Rössler hat nach eigener Auskunft bereits mit Frauen zu tun gehabt, die ihr beim Einzug mitteilten, „dass sie schon vor zehn Jahren mit ihrer Mutter hier waren“. Da das Problem alle sozialen Schichten betreffe, ist es den Frauenhausmitarbeiterinnen wichtig, an möglichst vielen Schulen tätig werden zu können, auch im Gymnasialbereich. Entscheidender als die Bildung ist laut Katharina Graf das Alter der Schüler. „Bei jüngeren Kindern geht es mehr um die Gewalt in der Kernfamilie, bei älteren um die eigene Beziehung zu einem Partner.“  Ziele seien, erstmaliges Auftreten gewaltförmigen Verhaltens in der eigenen Partnerschaft zu verhindern, somit negativen Folgen von häuslicher Gewalt vorzubeugen und, dass Jugendliche für sich selbst und betroffene Eltern Hilfemöglichkeiten kennen.

Die drei Sozialpädagoginnen arbeiten in der Schule mit einem vom Landesverband des Sozialdienstes katholischer Frauen – einem Caritas-Fachverband – erstellten Konzept. Dieses setzen sie sowohl im „normalen Schulalltag“ als auch bei Projekttagen um. Die Themen zehn verschiedener Module sind „Rollenbilder und Rollenverständnis“, „Beziehung und Freundschaft“, „Grenzverletzung“, „Gewaltbegriff“, „Gewaltkreislauf“, „Auswirkungen der Gewalt“, „Konfliktlösungsstrategien“, „Hilfseinrichtungen“, „Berufliche Handlungsmöglichkeiten“ sowie „Kinder und häusliche Gewalt“. Rollenspiele, Gruppenarbeit und Moderationen werden dabei durch Fachinformationen aus der täglichen Arbeit im Caritas-Frauenhaus ergänzt.

Seit 2010 unterstützt Soroptimist International Club Ingolstadt das Frauenhaus

Die Mitglieder des Soroptimist International (SI) Club Ingolstadt unterstützen seit dessen Gründung im Jahr 2010 das Caritas-Frauenhaus in Ingolstadt in vielfältiger Weise. Mit Spenden konnten bereits mehrere Seminarreihen zur Stärkung des Selbstwertgefühls  für die Bewohnerinnen des Frauenhauses mit der Schauspielerin und Regisseurin Ingrid Cannonier finanziert werden. Ausziehende Frauen werden mit einem Starterset und Möbeln für einen würdevollen, selbstbestimmten Neubeginn in einer eigenen Wohnung unterstützt. Ferner leistet SI Ingolstadt schnelle und unkonventionelle Hilfe im Bedarfsfall, sei es bei der Finanzierung von Geschirr oder Gartenmöbeln für das Frauenhaus oder Ausflügen für die Bewohnerinnen.

„SI Ingolstadt sieht das Projekt PräGe mit seiner Sensibilisierung und Aufklärung zum Thema häusliche Gewalt als schlüssige Erweiterung seines  Engagements für das Frauenhaus. Präventionsarbeit wird dringend benötigt, um häusliche Gewalt und ihre Folgen zu reduzieren und den Kreislauf der Gewalt zu durchrechen“, so Frau Neisen-Bellmann.

 

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